Noch vor der Premiere von „Hoff the record“ im Juni beim britischen TV-Sender Dave, wurde die neue Comedy-Serie von US-Entertainer David Hasselhoff um eine zweite Staffel verlängert. Produziert wird die Show von Krishnendu Majumdar und Richard Yee, den Machern von Ricky Gervais’ „An Idiot Abroad“ und ihrer neuen Produktionsfirma Me & You Productions. International vermarktet wird die Serie von BBC Worldwide. Wann und wo „Hoff the record“ auch in Deutschland laufen wird, war noch unklar als wir David Hasselhoff in Liverpool zum Gespräch getroffen haben.

David, „Hoff the record“ ist ihre erste TV-Serie seit dem Ende von „Baywatch“. Worum geht es?

In der Serie geht es im Grunde um mein eigenes Leben - nur noch übertriebener und verrückter als es ohnehin schon ist. Vom Stil her werden Fans von „Curb Your Enthusiasm“ auf ihre Kosten kommen, auch wenn wir nicht ganz so sarkastisch sind.

Wir reden von einer Serie, nicht einer Realityshow. Richtig?

Ach, all diese Realityshows heutzutage. Da geben Fernsehproduzenten normalen Menschen Alkohol statt einer Gage und halten dann lechzend die Kamera drauf. Gibt es das auch in Deutschland? Was ist bloß aus TV-Entertainment geworden? Unsere Serie ist echt gute Unterhaltung, weil das Handwerk stimmt. Unser Skript ist so eine wunderbare Grundlage. Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein großer, manchmal verpeilter Typen namens David Hasselhoff, der nach Großbritannien zieht und denkt, er könnte die Welt retten, alle noch stehenden Mauern rund um den Globus einreißen.

Gelingt ihm das?

Nein. (lacht) Damals in Berlin nicht und in der Serie auch nicht. „Hoff the record“ ist im Grunde eine verkehrte Version von „Birdman“. Statt nach New York zu fahren, um die Karriere wieder in Schwung zu bringen und etwas Ansehen zurückzugewinnen, fährt er nach Großbritannien - ohne großen Erfolg allerdings. In der ersten Episode geht es um einen David Hasselhoff-Film, für den ich nicht gecastet werde, weil sie jemand anderen haben wollen, der David Hasselhoff glaubwürdiger verkörpert. (lacht)

"Ich habe ein dutzend verschiedener Karrieren."

Hätte David Hasselhoff nicht nach Deutschland kommen müssen, um seine Karriere zu retten?

Wissen Sie was, in meiner allerersten Vorstellung der Serie wäre ich sogar nach Berlin gezogen. Aber dann ist in der Entwicklung der Serie Großbritannien draus geworden. USA und UK - die gleiche Sprache aber so viele kulturelle Unterschiede und ein Hoff außerhalb seines natürlichen Umfelds. Das ermöglicht so viele Gags. Und ich liebe den britischen Humor. Es ist wirklich ein lustiges Land.

Und dafür verschmähen Sie Deutschland?

Niemals. In einer Folge fahren wir nach Berlin, weil ich in „Hoff the record“ einen deutschen Sohn habe. Dieter Hasselhoff. Er ist 24 Jahre alt. Seine Mutter habe ich in der Nacht kennengelernt als in Berlin die Mauer fiel. Und natürlich trägt er meine Lederjacke mit den Lichtern.

Mal vom fiktiven Sohn Dieter abgesehen: Wie nah ist „Hoff the record“ an Ihrem wahren Leben?

Das ist das Spannende an der Serie ist: Beinahe all das, was wir erzählen, ist mir auch tatsächlich schon passiert. Wir erzählen das Leben eines Entertainers, der einmal ganz oben war - und dann dämliche Werbespots gedreht hat; und aus Unwissenheit bei Diktatoren oder Prinzen aufgetreten ist, ohne zu wissen was die tun oder er selbst da tut. Ach, ich hab schon so viel Quatsch gemacht. Mein Leben ist wirklich bizarr.

Wenn Sie das sagen…

Ich bin nicht wie George Clooney, den alle einen Filmstar nennen würden. Ich habe ein dutzend verschiedener Karrieren. Ich war schon ganz oben und ich war - nein, die Presse glaubt - ich wäre schon ganz unten gewesen, aber davon war ich stets noch weit entfernt. Ich habe viele Talente.

Als was würden Sie sich selbst bezeichnen?

Ich bin ein Entertainer - vielleicht in Nichts besonders großartig, aber gut genug in vielen Dingen, um sie auszuprobieren. In Schweden habe ich meine eigene Talkshow. „Hasselhoff - a swedish talkshow“, in der ich Menschen interviewe, die mir völlig unbekannt sind, aber in Schweden große Stars oder bekannte Politiker sind. Das ist der Gag der Show. Und weil’s so gut ist, mach ich das jetzt auch in Finnland (lacht). Es ist ein bisschen so als wenn Dirk Nowitzki bei Stefan Raab „Looking for freedom“ singt.

Wie meinen Sie das?

Ach, einfach mal zu machen. Sich mal zu etwas hinreissen lassen, auch wenn man danach feststellt, dass man nicht alles kann (lacht).

Wie kam das Projekt „Hoff the record“ eigentlich zustande?

Es gab schon einmal eine Serie, von mir entwickelt. „Tales of the Hoff“ war auch schon verkauft, aber dann hat E! in den USA entschieden, die Serie doch nicht zu machen. Also habe ich die Rechte daran zurückgekauft. Dann rief mich Krishnendu Majumdar aus London an und stellte sich vor als der Typ, der Ricky Gervais’s Serie „An Idiot Abroad“ produziert. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht, was das ist. Aber meine Töchter - und die sagen mir bekanntlich, was richtig und falsch ist - fanden „An Idiot Abroad“ super und meinten, ich sollte mich mal mit ihm treffen.

Also sind Sie nach London geflogen…

…und bei dem Treffen haben wir dann festgestellt, dass er mir im Wesentlichen die Serie pitchen wollte, die ich ohnehin geplant hatte. Also haben wir ihre Ideen und meine Ideen kombiniert und einfach mal als Workshop anderthalb Wochen gedreht. Einfach improvisiert. Zuhause hab ich das Material meiner Freundin gezeigt. Sie meinte: „Ja, lustig. Jetzt wirf es weg“. Und dann kam ein Anruf aus London - alle liebten es. Alle waren verrückt danach. Meine Reaktion: Was? Ernsthaft?

Es gibt schlimmeres Feedback.

Also habe ich gesagt: Ich komme zurück nach Großbritannien und mache diese Serie aus zwei Gründen. Erstens: Geld. Und zweitens: Kreative Kontrolle über die Serie. Erlaubt mir, Euch mein Leben zu zeigen. Denn ich weiß, was den Hoff so unterhaltsam macht. Ich lebe dieses Leben ja jeden Tag; treffe Menschen überall und die Begegnungen sind so herzlich. Egal ob ein Kind oder wie heute morgen erst ein Mann, der bestimmt 80 Jahre alt war. Ihm die Hand zu schütteln bedeutete mir möglicherweise mehr als ihm. Dieser Mann kennt mich. Das finde ich auch nach so vielen Jahren noch unfassbar cool.

"Und das haben wir heutzutage fast verlernt: Einfach mal Spaß zu haben"

Sie sprachen eben schon die diversen Karrieren an. Je nach Generation kennt man Sie aus anderer Rolle bzw. Perspektive…

Meine ältesten Fans erinnern sich sehr gerne an „Knight Rider“ und „Baywatch“. Die jüngere  Generationen kennt meine frühen Sachen vielleicht nicht, aber entdeckt sie neu für sich. Das gilt ja nicht nur für meine Serien und Musik. Ich habe mal ein junges Mädchen gedatet - also nicht so jung, aber sie war Anfang 30 - was verglichen zu mir ja nun sehr jung ist. Sie ist aufgewachsen mit der Musik der Backstreet Boys und Westlife. Ein Westlife-Song kam mir sehr bekannt vor und ich sagte: „Das ist doch ein Song von Phil Collins.“ Sie fragte: „Wer ist Phil Collins?“ (lacht) Ich fand es großartig. Ich hab sie beneidet, weil sie all das noch für sich entdecken kann.

Wann haben Sie zuletzt etwas für sich entdeckt?

Oh, meine Freundin findet das merkwürdig, aber ich habe Clubs für mich entdeckt. Ich habe ja schon vor hunderttausenden Fans gespielt und in Berlin an Silvester sogar vor einer Million Leuten. Das war verrückt. Aber ich stelle mich gerne in Nottingham auf die Bühne eines Clubs mit ein paar hundert Gästen, weil die Stimmung doch nicht von der Masse abhängt. Es war Ferienbeginn und die Partystimmung war ausgelassen. Alle haben gefeiert, sich die Klamotten vom Leib gerissen und hatten einfach Spaß. Und das haben wir heutzutage fast verlernt: Einfach mal Spaß zu haben.

David, herzlichen Dank für das Gespräch.