Lange Zeit sah es so aus, als ginge Deutschland auch bei der diesjährigen Verleihung der International Emmy Awards leer aus, doch in der letzten Kategorie durfte dann doch noch aus deutscher Sicht gejubelt werden: Als beste Mini-Serie wurde "Millennium" ausgezeichnet, bei der das ZDF zumindest als Ko-Produzent an Bord war, auch wenn der Preis eigentlich Schweden zugerechnet wird. "Millennium" galt mit gleich drei Nominierungen im Vorfeld als Favorit bei den diesjährigen iEmmys, in der Kategorien Bester Schauspieler und Beste Schauspielerin siegten allerdings Julie Walters für "MO" und Christopher Eccleston für "Accused".

Die britische Serie "Accused", in der die Geschichte von Angeklagten, die auf ihr Urteil warten, erzählt wird, räumte sogar gleich zwei Preise ab. Neben Ecclestones iEmmy als Bester Darsteller siegte "Accused" auch in der Kategorie Drama. Letzere kam dabei durchaus etwas überraschend, stand "Accused" doch eigentlich nicht mal auf der Nominierten-Liste. Nur weil "Sherlock" nachträglich disqualifiziert wurde, weil die Serie bereits bei den Primetime-Emmys nominiert war, man aber nur an einem Emmy-Wettbewerb im Jahr teilnehmen darf, rückte "Accused" nach - und wurde nun zum Abräumer des Abends.

Die deutschen iEmmy-Hoffnungen gingen hingegen ansonsten leer aus. Die Ki.Ka-Echtzeit-Serie "Allein gegen die Zeit" musste sich in der Kategorie Children & Young People dem Chilenischen Format "What is your dream?" geschlagen geben. Für Chile war es der erste Sieg bei den International Emmys überhaupt. Das in der Kategorie Arts Programming nominierte "In der Werkstatt Beethovens - Die Neunte, Thielemann und die Wiener Philharmoniker" musste der britischen Produktion "Gareth Malone Goes to Glyndebourne" den Vortritt lassen. Auch die NDR-Naturdoku "Wildes Japan" ging leer aus. Als Beste Dokumentation wurde stattdessen das kanadische "Life with Murder" geehrt.

Doch auch wenn die iEmmy-Ausbeute auf den ersten Blick mau aussieht: Freuen darf man sich auch in Unterföhring. Als beste Comedy wurde nämlich "Benidorm Bastards" ausgezeichnet. Bei der Versteckte-Kamera-Rentner-Comedy handelt es sich zwar um ein belgisches Format, vermarktet wird es aber von SevenOne International, die US-Version unter dem Titel "Off Their Rockers" wird zudem von der ProSiebenSat.1-Tochter Kinetic Content produziert. "Benidorm Bastards" war auch in Deutschland bereits zu sehen - erhielt aber unter dem Titel "Das R-Team" bei Sat.1 nicht die verdiente Aufmerksamkeit. Später wurde das Format noch einmal unter dem Titel "Old Ass Bastards" bei ProSieben wiederholt und erzielte dort immerhin etwas bessere Quoten. Zudem siegte in der Kategorie "Non Scripted Entertainment" das Format "The World's Strictest Parents". Hier läuft die deutsche Adaption "Die strengsten Eltern der Welt" bei kabel eins.

Die größte Überraschung des Abends gab es aber schon zu Beginn der Verleihung: Noch vor Moderator Jason Priestley betrat Lady Gaga die Bühne. Sie hielt die Laudatio auf Nigel Lythgoe, der in diesem Jahr mit den "Founders Award" der International Emmys geehrt wurde. Lythgoe ist unter anderem Produzent von "Pop Idol" und "American Idol" sowie Erfinder des Formats "So you think you can dance". Lady Gaga hielt dabei - ebenso wie Lythgoe übrigens in seiner Dankesrede - einen Seitenhieb auf Simon Cowell parat: "Es braucht nur einen Dummkopf, um zu urteilen, aber ein eches Genie, um Talente zu entdecken."

Das dominierende Land bei den International Emmy Awards war dabei auch in diesem Jahr einmal mehr Großbritannien. Allein fünf der zehn Preise gingen an britische Produktionen, jeweils einer ging nach Chile, Belgien, Kanada, Portugal und Schweden.

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