Frau Greifeneder, nun ist der Start von HBO Max endlich kein Geheimnis mehr. Welche Akzente will ihr Team aus Deutschland beisteuern?

Wir freuen uns sehr, jetzt die vier ersten deutschsprachigen HBO Originals ankündigen zu können: Im kommenden Herbst wird „4 Blocks Zero“ starten, das Prequel zu unserer Erfolgsserie „4 Blocks“ und bereits ab 20. Februar können sich Fans auf „Banksters“ freuen, eine auf wahren Begebenheiten beruhende Heist-Serie - beide produziert von W&B Television. Für Herbst 2026 arbeiten wir zudem mit Beetz Brothers an einer Dokuserie über einen der spektakulärsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte, den Raub der Goldmünze „Big Maple Leaf“ aus dem Berliner Bode-Museum. Und gemeinsam mit Jantje Friese und Baran Bo Odar von Dark Ways drehen wir kommendes Jahr eine Thrillerserie, in der die düsteren Geschichten des „Struwwelpeter“ zu grausamer Realität werden.

Mit Blick auf diese Produktionen: Welche Programm-Strategie verfolgen Sie dabei?

Wir richten uns mit unseren Produktionen an ein erwachsenes Publikum, das Qualität zu schätzen weiß. Bei uns wird man jetzt nicht in erster Linie Coming-of-Age finden, sondern wie man es aus der HBO Welt kennt, liegt unser Schwerpunkt zu Beginn auf Drama-, Thriller- und Crime-Serien. Wir erzählen ganz klar Character-driven mit einem dennoch breiten Appeal, unerwarteten und mutigen Twists & Turns und wollen auch ganz bewusst über Grenzen gehen und überraschen.

„4 Blocks“ war ein großer Erfolg, daran anzuknüpfen ist naheliegend. Aber es wird keine Fortsetzung…

Wir haben nach der dritten Staffel gesagt, dass für uns die Geschichte von Toni Hamady auserzählt ist, das ist nach wie vor der Fall. 

Wie kam es dann zu „4 Blocks Zero“?

Was uns jedoch schon immer interessiert hat, war die Frage, wie eigentlich alles begonnen hat und aus Ali schließlich Toni wurde. Jetzt zurück in die 1990er Jahre in Berlin zu reisen und dort die Umstände und Anfänge der Clanstrukturen zu beleuchten und vor allem auch eine Familiengeschichte zu erzählen, ist ein großes Geschenk - hier können wir wirklich aus den Vollen schöpfen, da gerade die 1990er und die politischen Entwicklungen jener Zeit so ein großes erzählerisches Potential bieten. 

Dann fällt natürlich aus mehreren Gründen besonders das „Struwwelpeter“-Projekt von Dark Ways auf...

Der „Struwwelpeter" ist erst einmal eine wahnsinnig spannende IP, die weit über die deutschen Grenzen hinaus bekannt ist - eine der zwölf englischen Übersetzungen stammt übrigens von Mark Twain - aber bisher seriell noch nicht adaptiert wurde. 

Deutsche Kindergeschichten, wie die schon mal - sehr frei - als Serie verfilmten Märchen der Gebrüder Grimm, haben ja durchaus den Ruf, eher verstörend zu sein…

Ja, um das vielleicht auch direkt vorwegzunehmen: Es werden keine Kinder bestraft, sondern eine BKA-Ermittlerin muss rituelle Morde nach Motiven des „Struwwelpeters" an Erwachsenen aufklären. Bei unserer Serie steht klar der Thriller im Vordergrund, passend zum eigentlichen Thema des „Struwwelpeters", Erziehung, erzählen wir aber zugleich ein großes Familiendrama über Eltern-Kind-Beziehungen und verhandeln Themen wie Verzeihen und Strafe. Man darf nicht vergessen, dass Heinrich Hoffmann quasi der Jesper Juul seiner Zeit war. Und mit Dark Ways haben wir das perfekte Team an Bord, das sich mit Abgründen definitiv auskennt.

Das sind zwei große IPs sowie bekannte und preisgekrönte Kreative. Schauen Sie auch nach neuen Stoffen und Köpfen? 

Ja unbedingt! Bei uns gewinnt die Geschichte, die auf dem Papier überzeugt und dabei ist egal, welcher Name darauf steht. Das gilt neben fiktionalen Stoffen natürlich ebenso für unsere Dokumentationen.

Frau Greifeneder, herzlichen Dank.