Foto: Die ZeitDie "Frankfurter Rundschau" erhofft sich neue Leser - wie sie mit dem "Zeit Magazin Leben" auch. Man liest, es ginge Ihnen um die jüngeren und weiblichen Leser?

Der Wunsch nach der Neuauflage des "Zeit-Magazins" war bei Befragungen insbesondere bei Frauen und jungen Lesern festzustellen. Aber das "Zeit Magazin Leben" ist deshalb keineswegs ein Reservat für Studenten und Frauen - das wäre geradezu diskriminierend. Es bestünde für uns auch gar kein Grund, nur deshalb das Magazin wieder einzuführen. Wir haben in den vergangenen Jahren rund 150.000 weibliche Leser gewonnen, ohne männliche Leser zu verlieren, und der größte Teil der Neuabonnenten in den meisten der letzten Quartale kamen aus der Altersgruppe 20 bis 29 Jahre. Das ist eine Zielgruppe, die im Zeitungsmarkt vor einigen Jahren noch als unerreichbar galt - erst recht für die "Zeit".
 
Sind heutige Abonnenten und insbesondere junge Abonnenten denn noch eine so sichere Bank wie früher?

Natürlich ist die junge Zielgruppe im Abo-Geschäft keine besonders verlässliche Größe, weil die anspruchsvollen jungen Leser sehr schnell auch wieder weg sein können oder sich WGs ändern, man umzieht oder in seinem Studentenleben aus Kostengründen auch wieder ein Abo kündigen muss. Das alles ändert aber nichts: Junge Leser sind eine Lebensversicherung für jedes Qualitätsmedium.

Das klingt fast demütig. Wieviel darf man als Qualitätsmedium heutzutage erwarten?

Nicht demütig, sondern realistisch. Ganz allgemein ist es für Titel wie die "Zeit" schon ein großartiger Erfolg, die Auflage zu halten. Legt ein Titel sogar zu, ist das ein ermutigendes Signal für alle.
 
Wie haben die Werbekunden auf die Ankündigung des "Zeit Magazin Leben" reagiert?

Bei den Präsentationen, die wir veranstaltet haben, bekamen wir ein sehr positives Echo. Wirtschaftlich entscheidend und aussagekräftig wird das zweite Halbjahr, wenn wir auch regulär in den Mediaplanungen berücksichtigt werden können. Nehmen wir es aber als gutes Omen, dass wir für die erste Ausgabe des "Zeit Magazin Leben" so viele Anzeigenkunden gewinnen konnten, dass wir den Umfang des Magazins von 64 auf 80 Seiten erhöht haben.

Wieviele Anzeigenseiten?

Wenn ich mich nicht verzählt habe, sind es 18 1/2-Seiten.
 


Soviele Seiten Werbung gab es - gefühlt - bei der ersten Ausgabe der "Vanity Fair" schon vor dem Editorial. Haben Sie die "Vanity Fair" eigentlich als Konkurrenz betrachtet?

Wir haben auch so sehr ernsthafte Konkurrenten. Vor allen anderen sind das für uns der "Spiegel", die "Süddeutsche Zeitung" und die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung".

Vermissen Sie "Die Woche" als direkten Konkurrenten?


Manfred Bissinger (Gründer, Geschäftsführer und Herausgeber der "Woche", Anm. d. Red.) hat vor einiger Zeit bei uns eine Blattkritik gehalten. Dabei sagte er eingangs - trotz detaillierter Kritik an der konkreten Ausgabe - in einer großen souveränen Geste: Wäre die 'Zeit' damals so gewesen wie heute, hätte er "Die Woche" wahrscheinlich gar nicht erst gegründet.

Ist im Zuge des "Zeit Magazin Leben" eine Anhebung des Copypreises angedacht?


Das ist nicht geplant. Es wäre auch riskant und durchschaubar, wenn man das Magazin einführt und in diesem Zusammenhang den Preis anhebt. Auch wenn ich der Meinung bin, dass wir - gemessen an dem, was wir bieten - preisgünstig sind. Wir kosten weniger als der "Spiegel".

Kaufe ich die "Zeit", bekomme ich in der Tat viel. Manche sagen, etwas zu viel. Was entgegnen Sie?


Wir wünschen uns Leser mit Mut zur Auswahl. Die "Zeit" will nicht "durchgearbeitet" werden. Man darf gerne dem Lust-Prinzip folgen. Bei der Fülle an Themen kommt auch so jeder auf seine Kosten. Es braucht nur den Moment, in dem man in die "Zeit" versinken kann und für eine gute Stunde mal alles andere vergisst.