Ist das auch eine Folge des Mangels an neuen Hitserien aus den USA? Man hört allgemein, dass der nächste Hit à la "Lost", "CSI" oder "Desperate Housewives" seit zwei, drei Jahren fehlt....

Ganz große Hits zeichnen sich im Moment nicht ab. Aber das ist nicht das einzige Problem. Für eine Daytime-Programmierung brauchen sie gleich mehrere Seasons. Sonst lohnt sich die tägliche Programmierung nicht, denn schon nach wenigen Wochen müssten sie die Serie stoppen oder wiederholen. Mit unseren gestiegenen Marktanteilsansprüchen werden Wiederholungen immer uninteressanter. Es gibt nur wenige Serien, die auch noch bei der zweiten oder dritten Ausstrahlung gut funktionieren. Und da sind wir beim nächsten Problem: In Amerika wurde viel zu stark auf Serien mit fortlaufender Handlung gesetzt. In Deutschland funktionieren solche Serien oft schon im ersten Run nicht. Als Wiederholung sind sie dann kaum einsetzbar.

Auf welchem Sendeplatz zeigen Sie denn nun die letzte Staffel von "Gilmore Girls"? Primetime oder Daytime?

Wir haben uns noch nicht für einen Sendeplatz entschieden. Wir haben eine Programmierung im Auge, aber möchten dafür zunächst abwarten, ob wir eine weitere US-Serie kaufen können, die zusammen mit den "Gilmore Girls" ein gelungenes LineUp ergeben könnten. Wir haben da eine Serie ins Auge gefasst...

So wie Sie es formulieren, wollen Sie sicher nicht verraten um welche Serie es geht...


Richtig (lacht). Aber es kann durchaus schnell gehen. Wobei wir uns nicht beeilen müssen, denn wir haben erfreulicherweise wenige Baustellen im Programm und entsprechend wenig Bedarf für Veränderung in puncto Serie.

Bei Vox wird am Vorabend nicht mehr gelacht: Sind US-Sitcoms für Sie noch ein Thema?

Wir haben bis zum vergangenen Jahr mit "Die Nanny" und "Hör mal wer da hämmert" zwei US-Sitcoms am Vorabend gezeigt. Aber auch hier gilt, was ich schon erwähnt habe: Mit den gestiegenen Marktanteilsansprüchen konnten diese Serien nicht Schritt halten. Vox ist an einen Punkt gelangt, wo acht Prozent Marktanteil auf vielen Sendeplätzen nicht mehr genug sind. Natürlich beobachten wir auch den Markt der US-Comedys, aber auch hier brauchen Sie für eine tägliche Ausstrahlung erst einmal genügend Episoden. Akuten Bedarf haben wir nicht.
Foto: Vox / Stephan Pick
"Vox ist an einem Punkt, wo 8% auf vielen Sendeplätzen nicht mehr genug sind"
(Foto: Vox / Stephan Pick)
 
Wie zufrieden sind Sie mit "Boston Legal"?

"Boston Legal" ist für uns eine dieser schrägen Serien, die Vox schon immer ausgezeichnet hat. Ob "Ally McBeal", "Six Feet Under" oder jetzt "Boston Legal". Solche Formate laufen nicht auf dem Level von "CSI", was aber auch gar nicht nötig ist. Sie schärfen unsere Marke.

Wo wir gerade beim Thema US-Serien sind. Mich würde interessieren, wie Vox mit den steigenden DVD-Verkäufen von Serien umgeht. Wird die DVD zur Konkurrenz für das lineare TV?

Nein, unsere Primetime-Serien funktionieren sowohl in der Erst- und Zweitausstrahlung, selbst in der Drittausstrahlung, weil sie fast ohne Ausnahme auf fortlaufende Handlungen verzichten. Das ist vielleicht das Erfolgsrezept. Wir spüren die zunehmende Beliebtheit der Serien auf DVD nicht bzw. nicht im negativen Sinne. Ganz sicher aber gibt es Serien, die auf DVD einfach besser konsumierbar sind. Eben fortlaufende Serien. Nehmen Sie "24", da wird man dermaßen auf die Folter gespannt, dass man einfach nicht eine Woche warten will, bis es weitergeht. "24" ist in Deutschland ein großer DVD-Erfolg, aber kein TV-Erfolg.

Ich kam auf das DVD-Thema, weil Kollegin Anke Schäferkordt schon einmal von der Schwierigkeit sprach, mit Hollywood noch gute Quoten zu erzielen, wenn sogar aktuelle DVDs für zehn Euro auf dem Grabbeltisch zu bekommen sind....


Die Serien trifft es nicht so sehr wie die Spielfilme, da stimme ich Anke Schäferkordt zu. Bei den Filmen habe ich auch das Gefühl, dass die Heimkinos und DVDs unsere Quoten immer stärker beeinflussen. Durch die Bank sind die Quoten der Hollywood-Produktionen in den vergangenen Jahren gesunken. Aber es gibt Ausnahmen. Filme wie "Harry Potter" mag so manche Familie schon im Kino und auf DVD gesehen haben und doch schaltet man noch einmal ein.

Dann passt diese Entwicklung zur Entscheidung von Vox, die Spielfilm-Sendeplätze zu reduzieren?

Auch hier gilt: Wir möchten kontinuierlich wachsen und das lässt sich mit zu vielen Spielfilmplätzen nur bedingt und vorallem nicht konstant erreichen. Deswegen entwickeln wir eigene Formate, die auch noch ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis haben. Der Erfolg dieser Strategie in der Access Primetime ermutigt uns zu Versuchen in der Primetime. "Die Auswanderer" haben vor knapp zwei Wochen z.B. trotz "Gülcans Traumhochzeit"-Finale und "CSI" über zehn Prozent Marktanteil geholt, was die "Gilmore Girls" nicht einmal in der Erstausstrahlung geschafft haben. Das bedeutet aber nicht, dass wir die US-Serien in der Primetime verringern werden.