Foto: Discovery Networks DeutschlandWas ist für das Erfolgsgefühl wichtiger: Die Quote am Morgen oder so etwas wie dieser Tag der offenen Tür?

Für das Gefühl natürlich dieser Tag der offenen Tür. Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich hingefahren. Aber ein Kollege der dort war, schickte mir eine eMail mit Photos auf mein Blackberry und ich konnte nicht glauben, was ich da sah. Ein solcher Tag bringt dann mehr Erkenntnisse als manche Marktforschung.

Trifft Sie die Kritik, dass die „Die Ludolfs“ Trash-TV sei?

Inzwischen gehe ich da sehr gelassen mit um. Das ist aus meiner Sicht oft der Neid der Unwissenden, weil solche Urteile oft gefällt werden ohne, dass die Kritiker die Sendung je gesehen haben. „Die Ludolfs“ sind eine liebevoll produzierte Sendung mit hohem qualitativem Anspruch, die kurioserweise insbesondere von denen geschaut werden, die mit Schrotthandel absolut nichts zu tun haben. Diejenigen entdecken hier eine deutsche Lebenswirklichkeit, die sie sonst nicht kennen. Und Jan-Josef Liefers erkundet demnächst für uns Südamerika mit dem Motorrad. Auch das ist etwas, was kaum ein Zuschauer kennt, weil sich normalerweise niemand mal eben zwei Monate Urlaub nehmen könnte. Jan-Josef macht diese Abenteuerreise stellvertretend für den Zuschauer.

Also ist das Projekt noch nicht gestorben? Jan-Josef Liefers stellte das Vorhaben ja schon im Januar vor und beim United Screening Day im August nochmals...

Mitte Dezember fliegt das Team nach Südamerika. Jan-Josef wird also auch über Weihnachten und Neujahr unterwegs sein und im Februar kommt er wieder zurück. Kurz danach wird sein zweites Kind auf die Welt kommen.

Wenn das Format zum ersten Mal im Januar angekündigt wurde, dann scheint es aber wohl eine Verzögerung gegeben zu haben...

Wir haben das Wetter und seinen vollen Terminplan etwas unterschätzt. Aber er ist ja gottseidank auch noch ein vielbeschäftigter Schauspieler. Deswegen freuen wir uns jetzt umso mehr, dass es jetzt endlich losgeht. Und er auch: Er hat extra dafür den Motorradführerschein gemacht.

Welche Formate sind darüber hinaus in der Pipeline?


LA Ink, ein Spin Off von dem Erfolgsformat Miami Ink. Dann kocht ab jetzt bei uns Englands berühmtester Chef, Gordon Ramsay. Zudem starten „London Garage“ – das etwas andere Autoformat - und „Operation Afghanistan“.

Kommen wir von der Zukunft zum Start in die TV-Saison 07/08. Wie lautet Ihre erste Bilanz?

Wir sind ja schon früher im August mit einer ganzen Reihe von neuen Formaten gestartet. Unsere neuen Eigenproduktionen sind durch die Bank auf einem hohen Level und holen das Doppelte des Senderdurchschnitts. Was mich sehr gefreut hat, war der Erfolg von „War Tapes“, einer preisgekrönten Dokumentation über drei US-Soldaten, die sich im Irak selbst gefilmt haben. Das lief mit zwei Prozent Marktanteil. Aber wir hatten auch ein Format, dass unsere Erwartungen nicht erfüllt hat. Das war das Weinabenteuer „Oz and James“.

Inzwischen zeigt DMAX auch Nachrichten. Wie passt das ins Programm?


Die News sollen in erster Linie das Gesamtbild der Tagesaktualität abrunden. Wir haben mit "SZ TV" und "Spiegel TV Wissen" und „DMAX Doku“ schließlich eine ganze Reihe an Informationssendungen im Programm und haben gemerkt, dass es bei unseren Zuschauern auch einen Bedarf für Nachrichten gibt.
 


Aber doch nicht nachts um halb eins.

Naja, das ist ganz interessant. Schließlich beginnt die Primetime in Deutschland inzwischen ja immer später, wie Sie ja auch schon bei DWDL geschrieben haben. Wir haben diese Erfahrung vom ersten Tag an gemacht, weswegen unsere Eigenproduktionen ab 22 Uhr programmiert werden. Bei uns ist 24 Uhr das, was im alten TV-Verständnis 22 Uhr war und damit ein sehr natürlicher Sendeplatz.

Dennoch klingen die nächtlichen Nachrichten noch etwas verloren...


Das ist für uns jetzt ein Versuch um zu sehen, wie das angenommen wird. Wir schauen uns das in Ruhe an und überlegen dann, ob wir das ausbauen und weitere Nachrichten ins Programm nehmen - am Morgen oder auch am Vorabend. Ausgeschlossen ist das nicht.

Sind Sie mit der Präsenz von DMAX in den deutschen Programmzeitschriften zufrieden? Für einen neuen Sender ist dies ja stets eine Herausforderung, weil dafür meist ein anderes Listing weichen muss.

Die Listings-Situation hat sich seit Sendestart schon deutlich verbessert. Insbesondere angesichts der Darstellung so manches Mitbewerbers, den wir schon hinter uns gelassen haben.

Foto: Discovery Networks DeutschlandWie viel Potential steckt noch in DMAX? Wo steht der Sender in einem Jahr?

In DMAX steckt noch sehr viel Potential. Ein Sender entwickelt sich auch programmlich immer weiter und wird neue Wege in andere Bereiche gehen. Wir haben zum Beispiel noch kein Show-Format. Das ist ja nicht das erste, was man plant, wenn man einen Sender startet. Da kann man jetzt mal drüber nachdenken für die kommende Saison. Was unsere Reichweiten-Ziele angeht, so sehe ich zurzeit keinen Deckel, der von oben kommt.

Sind Shows nicht generell wieder eher ein Programm für das weibliche Publikum?

Deshalb denken wir auch etwas länger drüber nach, weil wir es anders machen wollen. Auf die DMAX-Art.

Am Ende würde mich noch einmal grundsätzlich interessieren, wieso Discovery ausgerechnet Deutschland für den ersten FreeTV-Sender ausgewählt hat.

Man hat sich die Märkte der Welt sehr genau daraufhin angeschaut, wo es mit den Programmen, die Discovery im Angebot hat, die Möglichkeit gibt, ein neues Angebot zu starten. Da hat sich Deutschland einfach angeboten. Wenn man es in Deutschland schafft, kann man es auch woanders schaffen.

Und jetzt denkt man bei Discovery über DMAX-Sender in anderen Märkten nach?

Wer in einem so schwierigen Markt wie Deutschland mit einem Free-TV-Sender Erfolg hat, löst immer Gedanken aus, darüber nachzudenken, ob Free-TV für Discovery eine Strategie sein kann. Es gibt noch keine konkreten Pläne, aber die Kollegen in England und Amerika machen sich natürlich permanent Gedanken darüber, in welchem Land so etwas wie DMAX funktionieren könnte. Wenn wir kleine Brüder bekämen, hätten wir nichts dagegen.

Frau Hofem-Best, herzlichen Dank für das Gespräch