Bild: ZDF/Rico RossivalUnd ab wann ist ein Betrag nicht mehr angemessen?

Wenn es um die Rechte für die Mediathek geht, schauen wir uns jeden einzelnen Fall an und wägen ab, ob die zusätzliche Forderung in einem sinnvollen Verhältnis zu den Rechtekosten für die Ausstrahlung im Fernsehen und zu der tatsächlichen Nutzung in der Mediathek stehen. Wir erkennen durchaus an, dass im Netz zusätzliche Vergütungs­ansprüche entstehen können. Aber wir müssen der Vorstellung, dass es hier eine neue Goldgrube geben könnte, sehr energisch entgegentreten, weil das einfach nicht der Fall ist.

Welche Lösung zeichnet sich denn ab?

Wenn man sich den Quotenverlauf einzelner Sendungen über die Jahre anschaut, wird erkennbar, dass die Quoten kontinuierlich zurück gehen, weil sich der Markt durch zunehmende Konkurrenz immer weiter fragmentiert. Das wird durch das Internet noch verstärkt. Dadurch, dass wir selbst mehr Nutzungsarten ermöglichen, wollen wir wieder eine Gesamtnutzung erreichen, die dem entspricht, was wir vorher allein im Fernsehen hatten. Das muss sich unter dem Strich dann auch in den Rechtekosten niederschlagen. Wir gehen davon aus, dass am Schluss die Rechtekosten nicht höher sein dürften, wenn sich die Nutzung so verlagert, wie wir das antizipieren.
 

 
Damit stellen Sie nicht nur das derzeitige Vergütungsmodell, sondern auch Reichweitenmessung in Frage. Wie wird künftig die Quote gemessen?

Wir arbeiten gemeinsam mit unserer Medienforschung neben der Quote für die reine Fernsehnutzung an einer so genannten Produktquote. An der kann man sehen, wo eine Sendung überall genutzt wurde: Fernsehausstrahlungen, Abrufe im Internet, Aufzeichnungen zu Hause. Diese Daten müssen so erhoben werden, dass man sie methodisch korrekt zu einer Gesamtnutzung addieren kann. Daher ist es bei Verhandlungen mit potentiellen Partnern, über die wir unsere Inhalte verbreiten, auch ein fester Bestandteil, dass wir vollen Zugriff auf die Nutzungsdaten bekommen.

Ist die Produktquote ein Wert, bei dem es schön ist, wenn man ihn kennt, oder bekommt er auch Relevanz bei Programmentscheidungen?

Die klassische Einschaltquote wird ihren Stellenwert behalten. Wegen der Vielfalt der Nutzungsmöglichkeiten muss sie aber durch die Produktquote ergänzt werden. Und wenn eine Sendung laut Einschaltquote nicht gut läuft, aber in der Produktquote klasse ist, wird man das bei der Programmentscheidung natürlich berücksichtigen.

Die Diskussion um die Internetaktivitäten von ARD und ZDF scheinen derzeit einen neuen Höhepunkt erreicht zu haben. Wie lange wird der Streit noch andauern?

Ein wichtiger Schritt für uns ist der neue Rundfunkstaatsvertrag, mit dem es einige Präzisierungen geben wird. Die Debatten werden damit aber nicht aufhören. Das Gerangel zwischen den verschiedenen Medien, die vorher alle sauber getrennt waren, wird  weitergehen, bis jeder seinen neuen Platz in der veränderten Medienwelt gefunden hat.

Wann wird das der Fall sein?

Die Zuschauer müssen zunächst einmal die entsprechenden Geräte kaufen und nutzen. Wenn man sich die deutschen Wohnzimmer anschaut, stellt man fest, dass das Internet dort heute noch nicht angekommen ist. In ein paar Jahren wird das aber der Fall sein. Solange diese Entwicklung schnell und stürmisch vorangeht, und es aber noch so viele technische Baustellen gibt, so lange wird man sich um den Platz streiten, den jedes Medienhaus letztlich dort einnehmen wird.

Dazwischen steht auch noch die regulatorische Frage nach dem Rundfunk im Internet. Gibt es im Internet Rundfunk?

Die Maximalposition, dass im Internet nichts Rundfunk ist, halte ich nicht für vertretbar. Die Rundfunk-Regulierung leitet sich ab aus seiner Massenwirkung, die zu bestimmten Mindeststandards führt, zum Beispiel im Jugendschutz. Darauf kann man nicht verzichten. Die bisherigen Instrumentarien sind aber für die digitale Welt nur begrenzt geeignet. Was im Fernsehen oder im Print-Markt gilt, kann man nicht einfach auf das Internet übertragen. In der neuen Fernsehrichtlinie der EU findet man die ersten Versuche, Regeln zu finden, die etwas flexibler und damit auch wirksamer sind. Dieser Prozess wird weitergehen, so dass diese Versuche irgendwann Erfolg haben werden. Man wird Kriterien finden, die griffiger sind, als die 500 Zugriffe, die jetzt als erste Überlegung im Raum stehen.

Haben Sie konkrete Wünsche an den Gesetzgeber?


Ich wünsche mir  Regelungen, die mit praktischem Sachverstand erstellt werden, und die keine Kopfgeburten sind.

Herr Amlung, vielen Dank für das Gespräch.