Sie haben im vergangenen Jahr in Interviews schon davon gesprochen, wieder frei zu sein. Waren die Jahre mit Telefonica so schlimm?

Einem Telefonkonzern, der uns eigentlich verkaufen will, beizubringen, dass wir in Inhalte investieren und deutlich mehr ins Risiko gehen müssen, wenn es um das Durchsetzen von neuen Formaten geht, weil der deutsche Markt härter wird, ist mir nicht gelungen. Ich konnte mich eine ganze Weile nicht mehr mit Fernsehen beschäftigen und erarbeitete stattdessen Präsentationen um zu erklären, was in Deutschland passiert. Das hat sich jetzt mit den neuen Eigentümern geändert. Wir haben wieder Shareholder, die sich mit dem Fernsehen auskennen. Und wir können Neuverpflichtungen vermelden, die uns neue Perspektiven ermöglichen. Mich persönlich freut auch, dass ich jetzt wieder offiziell mit John de Mol über Formate reden kann, was lange Jahre nicht so war. Die erfolgreichen Produktionen zum Ende 2007/Anfang 2008 wie „Vermisst“ und „Engel im Einsatz“ sind bereits die ersten Früchte…

Und Sie kündigten an, dass Endemol auch zukaufen will. Was macht die Brautschau?

Ich bin schon seit fünf Jahren auf Brautschau und habe einige hochattraktive Bräute kennengelernt. Wir haben's immer bis zum Altar geschafft, wo mir Telefonica dann aber stets den Ring verweigerte. Schlimmer noch: Meist tauchte ein anderer Bräutigam in letzter Minute auf und nahm mir meine Braut weg. Das ist tatsächlich drei Mal passiert. Aber die Konsolidierungsphase neigt sich dem Ende entgegen. Unsere Strategie jetzt: Talenten ein Zuhause geben. Mir ist es wichtiger, Talent zu akquirieren als eine Firma.

War das Jahr 2007 rückblickend ein Befreiungsschlag für Endemol Deutschland?

Wir können jetzt wieder unter fairen Bedingungen im Markt arbeiten. Wir haben auch wieder Entwicklungsbudgets. In der Vergangenheit wurden wir immer dazu angehalten, internationale Endemol-Formate an deutsche Sender zu verkaufen. Das haben wir ja auch gemacht, aber damit kann man nicht das große Geld verdienen. Jetzt können wir auch wieder besser selbst entwickeln. Man muss lokal entwickeln. Das wollten die Kollegen von der Telefonica nicht so gerne hören.
 
Foto: Endemol
 
 
Bei vielen neueren Gameshows bin ich sehr über die Gewinnsumme irritiert. Die liegt sehr oft überraschend niedrig. Auch bei Ihrem „Deal or no Deal“ geht es um weniger als z.b. in den USA. Wieviel Einfluss hat die Gewinnsumme auf den Erfolg einer Gameshow?

Die Gewinnsumme ist wichtig, aber nicht entscheidend. „Deal or no Deal“ läuft in 64 Ländern der Welt extrem erfolgreich als Daily und in der Primetime. Das liegt daran, dass die Sender in anderen Ländern „Deal or no Deal“ auf einen prominenten Slot programmieren und es stark bewerben.

Liegt es also am Sendeplatz und der Gewinnsumme, dass „Deal or no Deal“ in Deutschland kein so großer Erfolg ist?


Erfolg misst sich immer am Umfeld und an den Erwartungen. In Deutschland ist das Format sehr wohl erfolgreich. Am vergangenen Samstag zum Beispiel war „Deal or No Deal“ bei Sat.1 Tagessieger.

Was würde denn gegen eine Gameshow am Vorabend sprechen? Es gibt Quizformate wie „Das Quiz“ und „Quiz Taxi“, aber sonst keine Gameshow. Genügend Klassiker für eine Neuauflage würde es doch geben....

In Deutschland werden Manager meist dafür bezahlt, keine Fehler zu machen und nicht dafür, um Risiko zu gehen. In diesem mentalen Umfeld ist es schon für alle Formatentscheider schwierig, neue, mutige Schritte zu gehen und es braucht daher einfach länger. Ich erinnere mich noch daran, dass alle Programmentscheider in Deutschland mal sagten, dass Musik in der Primetime nicht funktionieren kann…

Fehlen Ihnen leidenschaftliche Programm-Macher in den Chefetagen der Sender? Mit Andorfer, Schawinski und Kofler sind dem deutschen Fernsehen ja einige verloren gegangen...


Herrn Schawinski würde ich aus der Reihe herausnehmen, der ist kein Programmmacher. Aber Kofler, Andorfer, Zeiler, Thoma, Kogel sind alles Menschen, die sich in ihren Bereich mit Leidenschaft engagieren und etwas durchgesetzt haben. Ja, mir fehlt diese Mentalität sehr. Aber das kaufmännische Umfeld hat sich auch sehr verändert. Da kann ich niemandem einen Vorwurf machen.

Stört es Sie, wenn Endemol immer wieder auf „Big Brother“ reduziert wird?

Ja, das ist furchtbar. Ich habe meinen Chefs schon in den vergangenen Jahren immer gesagt, dass wir in Deutschland ein großes Image-Problem haben. "Big Brother" und alles, was rund um dieses Format passiert aber auch andere vermeintliche Skandalshows wie die Nierenshow sind Sachen, die uns hier extrem schaden. Denn gerade, wenn man als Sendermanager keine Fehler machen will, schaut man natürlich nach Risiken - und einen Produzenten zu beauftragen, der kein so gutes Image hat, ist immer schwierig. "Big Brother" an sich ist aber ein total sauberes Realityformat. Da gibt's keinen Schmuddel, da gibt's keine Skandale, das ist die einzig wahre Reality-Show. Das haben auch die Werbekunden in der letzten Staffel gemerkt. Handwerklich liefern wir in Deutschland das beste "Big Brother", das es weltweit gibt. Das bestätigen uns auch Kollegen, die die weltweiten Formate kennen. Auch Preis-Leistungsverhältnis ist bei uns so gut wie nirgends sonst. Ich bin auf das Format und die Produktion sehr stolz und auf die Kollegen, die das machen. Ich werde auch dieses Mal wieder jede Folge schauen.