Logo: ProSiebenNoch einmal zurück zum Montagabend: Da wurde im vergangenen Jahr mehrfach das Genre gewechselt - von Comedy über Märchen bis Mystery. Spielen bei so sprunghaften Umprogrammierungen die Werbekunden mit?

Die Wunschvorstellung eines Programmplaners wie auch der Werbekunden ist eine kontinuierliche Programmierung. Am Ende des Tages spielt da aber der Zuschauer nicht immer mit. Umprogrammierungen sind dann, auch im Sinne der Werbekunden, nicht zu vermeiden. Auf der anderen Seite gibt es Formate wie „Lost“ oder auch „Stromberg“, die bei uns wie in der Vermarktung von den Agenturen einen Qualitätsbonus genießen. Da ist die Quote nicht allein das Maß der Dinge.

Der häufige Wechsel am Montagabend war für Sie also keine Verletzung der „neuen Verlässlichkeit“ von der Andreas Bartl bei seinem Antritt bei ProSieben sprach?

Mein ureigenster Job als Programmplaner ist es, für Verlässlichkeit zu sorgen. Der Montagabend war im vergangenen Jahr nicht leicht. Aber das Leben ist nicht immer ein Wunschkonzert. Und für dieses Jahr haben wir Gott sei Dank schönere Perspektiven.

2008 wird ProSieben mit verlässlichen Programmierungen also auch wieder der Liebling der Programmzeitschriften?

Ich hoffe mal in erster Linie, dass wir der Liebling unserer Zuschauer bleiben (lacht).

Aber das Problem ist ja durchaus bekannt: Den Kollegen gelingt kaum noch, das aktuelle Fernsehprogramm korrekt abzudrucken. Ein ganz aktueller Fall ist der Freitagabend bei RTL oder Sat.1.

Da würde ich die TV-Kollegen aber in Schutz nehmen. Es wird von den Fernsehsendern auch immer ein höherer Mut zum Risiko und Innovationen gefordert. Und dann kommen neue Serien wie z.B. „Die Anwälte“ bei RTL. Zwar wird dann manchmal die Notbremse gezogen, aber immerhin hat man diese Formate überhaupt entwickelt und ausprobiert. Man muss aber manchmal erkennen, dass ein Format vom Publikum nicht so angenommen wurde wie gedacht und dann relativ schnell wieder das ins Programm nehmen, was das Stammpublikum des Senders sehen will. Kein Unternehmen sollte seine Stammkunden verprellen. Auf der anderen Seite gibt es ja auch z.B. bei uns auch Formate wie „Stromberg“, „Lost“ oder „Dr. Psycho“, bei denen wir durchgehalten haben.

Sie können RTL für „Die Anwälte“ ja dankbar sein. Jetzt redet keiner mehr von „Hire & Fire“...
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(lacht) Das stimmt.

Kommen wir zu „TV Total“: Da variieren die Anfangszeiten seit einigen Wochen völlig und ohne festes Prinzip. Geht das auf Dauer gut?

Bei „TV Total“ haben wir einen mehrstufigen Weg eingeschlagen, der uns möglichst bald zu einer konstanten Ausstrahlung um 23.15 Uhr führen soll. „TV Total“ wird dann künftig auf der klassischen Late-Night-Schiene laufen, wo es auch jetzt schon - wann immer es mal so spät läuft - in der Regel Marktanteile über Senderdurchschnitt holt. Deshalb ist die Zukunft ganz klar 23.15 Uhr.

23.15 Uhr? Oder vielleicht auch mal 23.09 oder 23.22 Uhr?


Es ist einfach so, dass man zu so später Stunde nicht minutengenau beginnen kann. Das hängt von den Netto-Längen der Programme ab, die vorher ab 20.15 Uhr programmiert werden. Besonders, wenn sie einen Mix aus Lizenzware und Eigenproduktionen programmieren, und selbst bei Lizenzware schwankt die Nettolänge zwischen 40 und 45 Minuten. Dann kommen noch saisonal unterschiedlich starke Werbebuchungen hinzu, dies führt zu einem sehr komplexen Gebilde, dass am Ende konstante Anfangszeiten am späteren Abend nicht zulässt . Wir werden also auch künftig in der Late Night nicht immer minutengenau starten. Wenn sie einen Blick in die Programmzeitschrift werfen, werden sie feststellen, dass die Strukturzeiten aller Sender je nach Sendetag zwischen 23:00 und 23:30 variieren.
 


Wo wir gerade bei Uhrzeiten sind: Ist 21.15 Uhr das neue 20.15 Uhr? Können Sie für ProSieben auch bestätigen, dass sich die Fernsehnutzung langsam aber sicher in den späteren Abend verlagert?

Ja, es gibt einen Trend, der allerdings sehr schleichend kommt. Wir reden da von minimalen Veränderungen von Jahr zu Jahr, also keine sprunghafte Entwicklung. Damit passt sich das Fernsehverhalten aber im Grunde nur den geänderten Lebensumständen an. Immer mehr Menschen haben abends später Feierabend. Vor zwanzig Jahren aß man spätestens um 19 Uhr zu Abend und hatte danach Zeit fernzusehen. Das ist heute - zumindest mehrheitlich - nicht mehr so. Den Trend gibt es also, aber er vollzieht sich sehr langsam.

Bislang wurde nach „TV Total“ so manches Comedyformat programmiert: Wo sollen diese Formate künftig ihren Platz finden?


Was die Comedyformate angeht, so haben wir schon im vergangenen Herbst begonnen, diese am Dienstagabend ab 22.15 Uhr zu programmieren. Dort, dann vor „TV Total“, bekommen Sendungen wie „Switch Reloaded“ oder der „Quatsch Comedy Club“ eine feste Heimat. Dort haben wir auch eine ganzjährige Belegung mit diversen Comedy-Formaten sichergestellt.

Kommen wir vom späten Abend zum Vormittag: Dort setzt ProSieben seit einiger Zeit komplett auf US-Serien mit eher mäßigem Erfolg. Muss da noch etwas korrigiert werden?

Bei der Daytime-Programmierung muss man etwas Geduld mitbringen. Wir haben uns für die US-Serien am Vormittag entschieden, weil das ein Kerngenre unserer Marke ProSieben ist, die wir damit stärken wollen und es kaum Konkurrenten gibt, die zu dieser Zeit auf dieses Genre setzen. Wir werden generell dabei bleiben, weil die Änderung längerfristig wirken soll. Die Quoten sind ausbaufähig und wir werden bestimmt die ein oder andere Serie mal austauschen.

Gab es rückblickend auf ihre lange Tätigkeit in der Programmplanung eigentlich mal ein Format, dass sie in den Wahnsinn getrieben hat, weil es nur Arbeit aber keinen Erfolg brachte?

Wir haben insgesamt zweimal versucht eine Daily Soap im Vorabend zu etablieren. Wenn es nach mir geht, muss kein dritter Versuch folgen.

Sie sind in diesem Jahr - abgesehen von einem kurzen Abstecher zu kabel eins - seit 15 Jahren in verschiedenen Positionen bei ProSieben tätig. Dazu die Fangfrage: Was ist heute besser bei ProSieben, was war damals besser?

Zum Ende wollen Sie es aber wohl nochmal wissen oder?! (lacht) ProSieben ist heute in jedem Fall eine noch stärkere Marke bzw. im Laufe der Jahre selbst überhaupt zur herausragenden Marke gereift. Das Programm ist vielfältiger als es in den 90er Jahren der Fall war. Das Programmspektrum umfasst heute fast alle Genre und beinhaltet preisgekrönte Formate, die man selbst entwickelt hat.

Ja, und was war jetzt damals besser? Sagen Sie jetzt nicht, die Kantine.

Gut, wenn ein Sender neu startet, dann kann man natürlich viel experimentieren. ProSieben, damals reiner Spielfilmkanal, der später um neue Genres ergänzt wurde, war am Anfang natürlich einfacher zu programmieren. Aber wenn ich die Wahl hätte, würde ich jederzeit das heutige ProSieben vorziehen (lacht).

Dann eine letzte Frage: Wenn Sie sich ein Programm der Konkurrenz für ProSieben nehmen dürften, welches Format würden Sie wählen?

Das ist sehr schwierig. Natürlich würde ich das „CSI“-Franchise mit Handkuss nehmen, aber jetzt noch gleich „Dr. House“ mitgehen lassen. Aber wenn Sie mich fragen würden, ob ich das Dschungelcamp haben wollen würde - ein ganz klares Nein.

Herr Hörner, damit herzlichen Dank für das Gespräch.