Lieber Herr Hartwich, Sie sind ja doch kein Newcomer! Sie sollen mal Wrestling moderiert haben. Stimmt das - oder ist es eine Ente?

„Wrestling moderiert“ stimmt so nicht ganz. Es war noch nicht mal Wrestling, sondern ein Fest von Wrestlingfans. Das waren etwa 2000 Hardcore-Wrestling-Liebhaber. Ich bin da mit großer Angst hingefahren, weil man mir erzählt hat, dass vor mir ein Kollege von Tele 5 an der Aufgabe gescheitert war. Er hat wohl die ersten drei Namen von Wrestlern falsch ausgesprochen und wurde dann von den 2000 Jungs stundenlang ausgebuht.

Haben Sie den Wrestling-Härtetest für Moderatoren bestanden?

Ja. Ganz ohne Vorerfahrung kriegt man eine Sendung bei RTL ja nicht. Ich hab ne Reihe von Härtetests durchlaufen - wie die Moderation bei „Rock am Ring“. Da musst Du auf die Bühne, vor 70.000 Leuten, und die dann anschreien, erheitern. Da hatt‘ ich auch nen Kloß im Hals.

War die erste Sendung von „Achtung, Hartwich“ denn ein vergleichbares Nervenspiel für Sie?

Die Arbeit sieht natürlich vollkommen anders aus, aber die Nervosität war in etwa gleich. lücklicherweise war ich von Anfang an sehr davon überzeugt, dass ich eine zuverlässige und starke Produktionsfirma hinter mir habe. Das hilft sehr. Da gibts ne Menge Leute mit viel Erfahrung, denen ich vertrauen kann. Das beruhigt. Ansonsten hilft nur: Gut vorbereiten, sich verausgaben.

Wie hat RTL Sie gefunden?

Auf dem klassischen Weg. Ich hab bei VOX als Reporter ab und zu was lustiges machen dürfen, dann habe ich RTL einen Piloten vorgelegt - und RTL hat‘s gefallen. Der Pilot für „Achtung, Hartwich“ war recht nah an der jetzigen Sendung, mit dem Ansatz, themenoffen zu arbeiten und mit mancher Nummer auch mal nen neuen Weg zu gehen.

Mit einem Element der Sendung, eingespielten Straßenumfragen, gehen Sie aber eher auf ausgetrampelten Pfaden.

Na ja - Ich hab‘s nie gemacht vorher! Für mich ist es neu. Bei einer Straßenumfrage kommt es natürlich auf das Spiel mit den Passanten an, das ist eine interessante Herausforderung für mich. Klar ist: Meine Sendung ist nicht die Neuerfindung des Fernsehens. Ich bin nicht die Neuerfindung des Fernsehens. Ich finde aber: Die Straßenumfragen funktionieren gut.

Für Zuschauer, die Sie noch nicht kennen: Wo verorten Sie Ihren eigenen Humor? Sagen wir - auf einer Skala zwischen „Elton“ und Schmidt?


Ich will‘s nicht an anderen festmachen. Ich mag auch die Vergleiche nicht, die ich hin und wieder lese. Ich bin kein zweiter Raab und kein zweiter Elton. Es wäre vermessen, wenn ich mich als Newcomer zwischen solch gestandenen Größen selbst koordinieren wollte. Meinen Humor bildet „Achtung, Hartwich“ ab. Ich denke, dass man die Sendung nicht 1:1 mit anderen Formaten vergleichen kann.
 
Foto: RTL
 
 
Sie brüten in Ihrer Sendung Eier aus oder spielen mit Handpuppen.

Ja. Ich hätte vor ein paar Monaten auch nicht gedacht, dass ich sowas mal mache. Unser Konzept ist offen, darin kann viel passieren, vieles kann funktionieren. Wir denken nicht daran, die Woche in einem statischen Rückblick abzufrühstücken. Wir machen eine offene Comedysendung. Wir finden Dinge, probieren Dinge aus, bekommen Dinge zugeschickt.

In den ersten Sendungen zum Start hatten Sie jede Menge Dschungelcamp-Teilnehmer zu Gast. Was hat Sie an der Sendung interessiert?


Die Tatsache, dass mehr oder weniger bekannte Gesichter an ihre Grenzen gehen - und darüber hinaus. Ich würde selbst nicht mitmachen, trotzdem stelle ich mir bei Dschungelprüfungen die Frage: Würde ich das jetzt auch bringen? Letztlich treibt mich ein Mix aus Faszination und Voyeurismus. Und ich fühle mich gut unterhalten.

Erst die Dschungelcamp-Gäste, jetzt die Kandidaten von DSDS, das Sie als Lead-In mit Gästen versorgt. Ich stelle es mir nicht leicht vor, diesen Gästen Witz abzugewinnen, ohne sie zu verarschen.

Das ist gar nicht so schwer. Das sind junge Leute mit Talent, die in der Sendung ausgeschieden sind und damit sehr cool umgehen. Da muss man gar nicht besonders vorsichtig mit umgehen, die Kandidaten verbuchen das als fröhliche Erfahrung. Das sind angenehme Gespräche mit Leuten, die offen sind für Impulse. Und manche haben sogar Humor.

Schade, dass DSDS nicht mehr solche 1a-Freaks hervorbringt wie Küblböck. Für solche Gestalten wären Sie doch dankbar.

Weiß ich gar nicht! Das würde ich abwarten. Benjamin Herd ist in der Hinsicht zum Beispiel ein Kandidat mit Ambitionen in der Richtung.

Mit oder ohne DSDS - an einer Quotendiskussion sind Sie nicht ganz vorbeigekommen.

Klar, die Quoten sind ein Thema. Die dritte und vierte Quote war eher suboptimal, dann wurde unser Sendeplatz verlegt, und seit wir in der Samstagnacht laufen, sind die Zahlen traumhaft. Dafür muss man sich im Spiegel nicht zuwinken - wir profitieren von DSDS. Aber immerhin bleibt ein großer Teil der Zuschauer bei RTL, wenn wir laufen.

Was machen Sie, wenn vor Ihrer Sendung 3 Stunden lang Golf läuft?

(lacht) Wir würden das gleiche Konzept anwenden wie bisher - wir laden nen Golfspieler ein! Nein. Wir arbeiten an uns. Unsere Einspielerfilme sind was Besonderes. Und wir haben interessante Gäste - diese Woche kommt Barbara Schöneberger! Wir verbessern uns wöchentlich.