Brigitte-Chef Andreas LebertBei der Pressekonferenz wurde Ihr Vorhaben mit Applaus quittiert. Wie waren denn die ersten Reaktionen, als Sie Ihre Pläne im Verlag vorgestellt haben?

In der Redaktion hat vor allem die Umsetzung recht viele Fragen aufgeworfen – aber die Entscheidung war und ist unumstritten. In der Verlagsleitung hat man höchst neugierig und begeistert auf unseren Vorschlag reagiert. Das gilt auch für die Anzeigenleitung. Es ist wirklich so, als hätten alle Beteiligten nur darauf gewartet, dass wir diese Tür aufmachen. Ich sehe keine Probleme, da auch die Anzeigenkunden ein Interesse daran haben, in einem begeisternden, schicken Umfeld zu stehen. Das Wichtigste ist doch, dass es den Lesereinnen gefällt und dass es viele sind.

Während der Pressekonferenz am Montag sagten Sie, die Maßnahme sei eher eine Investition als eine Sparmaßnahme. Wie hoch ist das Investment?


Wir haben das im Vorfeld nicht auf den Cent genau mit der Excel-Tabelle kalkuliert. Wir gehen davon aus, unser Vorhaben mit den bisherigen Budgets realisieren zu können. Ich vermute, in der Anfangszeit wird die neue Art zu produzieren tendenziell mehr kosten, da wir zum Beispiel ein großzügigere Zeitplanung machen müssen. In the long run werden sich  die Kosten nach unserer Einschätzung aber wieder auf dem bisherigen Niveau einpendeln, weil zum Beispiel Faktoren wie Agenturprovisionen entfallen, Was die Honorare anbelangt, so werden unsere Frauen in etwa gleich vergütet wie die Models bisher.
 

 
Das klingt, als sei auch die Umsetzung, bei der man anders vorgehen muss als bisher, noch nicht detailliert geplant?

Man muss auch Vertrauen haben. Es wird letztlich nur ein Steinchen eines funktionierenden Betriebes verändert. Auch bisher haben wir gezeigt, dass unsere Produzenten, Fotografen und Stylisten tolle Fotos mit Menschen machen können, die keine professionellen Models sind. Wir haben die Erfahrung und die Man-Power. Das einzige, was sich verändert: Die Frau, die zum Shooting kommt, ist eine andere und muss anders gefunden und betreut werden.

Welche konkreten Impulse versprechen Sie sich aus der Maßnahme für den Markt, insbesondere auch für Ihre Auflage?

Leserinnen werden wir damit nicht verlieren. Die Frauen von heute wollen sich nicht mehr mit einem abstrakten Abbild vergleichen, sondern mit einer konkreten anderen Frau. Wir sehen auch zum Beispiel bei "bym.de", unseren Internetauftritt für junge Frauen, dass vor allem junge Leserinnen ein großes Interesse an echten Frauen haben. Die Zugriffe auf unseren Street-Style-Bereich sind dort weit höher als auf die klassischen, artifiziellen Produktionen. Das befreit auch die "Brigitte" davon, ein Rollenbild zu entwerfen. In dem Moment, in dem wir ein Model bringen, müssen wir uns fragen: Wie findet unsere Leserin diese Frau – zu jung, zu dünn, zu groß, zu klein. Das Ergebnis wird uns angelastet. Hat die abgebildete Frau aber einen Namen und ein Leben, dann ist sie eine interessante Persönlichkeit.

Herr Lebert, vielen Dank für das Gespräch.