RTL II-Programmdirektor Holger AndersenDer Vorabend ist ohnehin immer eine große Baustelle für RTL II. Was passiert denn diesmal, wenn "Big Brother" vorbei ist?

Wir arbeiten im Moment an verschiedenen Formaten. Sitcoms bleiben zudem natürlich immer eine gute Fall-Back-Position. Der "Trödeltrupp" hatte sich auch sehr gut geschlagen in der "Big Brother"-Pause. Auf dem neuen Sendeplatz um 18 Uhr wird er sich bestimmt wieder steigern, wenn ab März wieder Erstausstrahlungen zu sehen sein werden. Aber wir arbeiten natürlich an der Zeit zwischen "Big Brother".

Sie sagen "zwischen Big Brother" - das heißt es wird auch eine elfte Staffel geben?

Um darüber zu sprechen ist es sicher noch zu früh.

Mit mehr Eigenproduktionen frage ich mich, ob das nicht Gesellschafter Herbert Kloiber betrübt, weil Sie ihm weniger Filme und Serien abkaufen?

Ein gutes Filmpakt oder ein gutes Serienpaket wird seinen Platz bei RTL II immer finden. Einerseits schlägt das Herz eines Programmmachers natürlich dafür, eigene Formate on air zu bringen. Aber niemand hat etwas dagegen, ein "CSI: Miami" oder "Dr. House" einzuplanen. Die würd ich sofort nehmen (lacht). Aber es geht ja auch eine Nummer kleiner: Ich freue mich zum Beispiel darüber, wenn das "A-Team" sonntagmorgens auch nochmal 9 Prozent holt.
 

 
Gibt es denn Neues im Serien-Bereich?

"Stargate Universe" startet in Kürze. Das ist bislang nirgendwo auf der Welt schlecht gestartet, wir setzen also auch hier große Hoffnungen darauf. Dahinter zeigen wir "Bionic Woman" und eine neue Staffel von "Battlestar Galactica". Spannend ist außerdem, wie unsere neue Programmierung von "Dexter" laufen wird. Wir zeigen sie sonntags in Doppel-Folgen, weil gerade diese kontinuierlichen Handlungsstränge schwierig zu programmieren sind.

Ihre Wettbewerber Vox und Kabel Eins haben das Segment US-Serien zuletzt deutlich ausgebaut. Hat RTL II mittelfristig auch solche Ambitionen?

Wenn es Serien gibt, von denen man glaubt, dass sie bessere Quoten als die Spielfilme holen, sind die sofort im Programm. Aber die muss man erstmal haben. Es gibt derzeit da keine konkreten Absichten.

In den letzten Tagen gingen auch zwei weitere neue Formate von RTL II durch die Presse. Etwa "Sex-Talk mit Mama und Papa". Sex und RTL II - das weckt natürlich gleich bestimmte Assoziationen...

Deswegen ist der richtige Name des Formats auch "Generation Ahnungslos". Aber wir machen gar keinen Hehl daraus, dass es inhaltlich auch um Sex geht. Es ist allerdings ein ernsthaftes Coaching-Format. Wir denken, dass in diesem Bereich für das junge RTL II-Publikum vor allem das Thema Familien-Coaching interessant ist. Wir haben eine Familien-Psychologin, die die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern bei besonders drängenden Themen in Gang bringt. Da geht es um Dinge wie Sex oder Alkoholkonsum und wie man damit verantwortungsvoll umgeht. Wer selbst Vater oder Mutter ist, weiß, dass es Themen gibt, bei denen es nicht einfach ist, selbst mit seinen Kindern darüber zu sprechen.

Das zweite Format, die "BamS" berichtete am Sonntag darüber, klingt aber weniger pädagogisch wertvoll: "Das Tier in mir". Die Boulevard-Presse stellt es als Dschungelcamp meets "Big Brother" vor. Würden Sie dem zustimmen?

Solange das Format die Quoten vom Dschungel hat, lassen wir den Vergleich gerne gelten. Nein aber Spaß beiseite, das Gegenteil ist der Fall. Bei dem Format handelt es sich um ein fast ernstes Format, mit einem fast schon wissenschaftlichen Versuchsaufbau, in dem sehr viel über die Verhaltensweisen der Tiere gelernt wird. In jeder Folge ziehen zwei Promis vier Tage lang zu speziell von Ihnen ausgesuchten Tieren ein. Angeleitet von Tierexperten wird auch den Zuschauern viel Interessantes und Wissenswertes über die Tiere näher gebracht. Zwei Tierexperten begleiten die Promis und stehen Ihnen immer mit Tipps zur Seite. Die Promis lernen die Tiere aus der nächsten Umgebung kennen und haben dabei viel Spaß und Freude. Und dabei passieren lustige Geschichten. So hat sich etwa eine Seelöwen-Dame, mit dem schönen Namen Nor,  in Autohändler Jörg Krusche verliebt. Es ist sehr rührend zu sehen, wie die Seelöwin ihm dann immer wieder zuwinkt. Derjenige Promi, der sich am besten bei den Tieren integrieren kann, bekommt ein Preisgeld von 5000 Euro, mit dem der Promi eine Tierschutzorganisation seiner Wahl unterstützt.
 
Herr Andersen, herzlichen Dank für das Gespräch.