Markus Kavka© SKM
Herr Kavka, wenn man sich so für Musik und Musiker interessiert: Ist man, wenn man wie für „Number One“ Weltstars trifft, Musikjournalist oder Musikfan? Kann man sich da Begeisterung für den Gesprächspartner erlauben?

Auf jeden Fall. Auf der einen Seite will ich natürlich Qualitäts-Musikjournalismus machen, aber ich denke die Grundlage muss bei allen, die in diesem Job arbeiten, auch ein tief verwurzeltes "Fan-Sein" sein. Man kann Musik nicht als Ware und Interviews als Fließband-Job betrachten, weil eine gewisse Neugierde und Verehrung für die Leute, die man interviewt, da sein muss um ihnen auch Aussagen zu entlocken, die sie vorher noch nicht erzählt haben. Deswegen gehe ich schon immer etwas mit klopfendem Herzen rein und merke, obwohl ich den Job schon seit über 20 Jahren mache, wie immer noch eine fanhafte Begeisterung für mein Tun da ist.

Also ist noch keine Routine eingetreten?

Nein. Gerade in dieser Liga merkt man immer wieder aufs Neue, warum die Leute dort sind. Warum sie über 100 Millionen Platten verkauft haben, warum sie schon 40 Jahre im Geschäft sind. Das sind halt keine, in Anführungszeichen "normalen" Menschen - sie haben alle das gewisse Etwas, das sie so lange und erfolgreich im Geschäft bleiben ließ. Und das merkt man in dem Gespräch auch und somit wird es dort auch nie etwas wie Routine geben. Wenn ich mit solchen Leute rede zehre ich nachher noch Wochen davon - weil ich dann wieder merke, was für ein Geschenk und Privileg mein Job eigentlich ist. Dass man sich eine Stunde mit solchen Menschen hinsetzen und ihnen zuhören darf.

 

 

Von wem zehren Sie besonders?

Rod Stewart ist wirklich noch vom Scheitel bis zur Sohle der englische Gentleman wie man ihn sich vorstellt. Er kam im karierten Tweet-Anzug, karierter Weste und ganz fein polierten, sauteuren Lederschuhen zum Interview. Und trotzdem merkt man ihm aber an, dass er im tiefsten Herzen schon noch ein wenig Proll ist.

Wie macht sich das bemerkbar?

Na, er steht auf Frauen, Fußball und Rock 'n Roll und das kehrt auch immer wieder zwischendurch raus. Obwohl er aussieht, als könnte er sofort mit der Queen einen Tee trinken, schmeißt er Sachen durchs Hotelzimmer, gibt freche Antworten und hat mich nach dem Interview, als wäre ich eine Dame, in ein Tänzchen durch die Hotellobby verwickelt. So ist er halt. Er macht Sachen, die keiner erwartet und ich glaube er hält sein Umfeld, seine Managerin, seine Agentin, ganz schön auf Trab. Und auch seine Ehefrauen - jetzt ist er schon wieder Papa geworden. Er lässt da nicht locker...

Jetzt ist Rod Stewart aktuell ja nicht mehr so groß im Geschäft. Welche Kriterien gibt es für „Number One“. Geht es eher ums Lebenswerk als die Chartspräsenz in den letzten Jahren?

Darum geht es. Als kleinen Ausreißer haben wir in der kommenden Staffel auch Linkin Park dabei, die ja deutlich kürzere Zeit als die anderen portraitierten Stars im Geschäft sind. Es ist für uns auch einen Versuch wert, vor allem im Moment angesagte Bands auch entsprechend zu würdigen. Schließlich sind sie auch eine weltweite Number One-Band. Was die anderen Herrschaften betrifft: Goldrichtig. Da ist es gar nicht so wichtig, ob Rod Stewart in den letzten fünf Jahren eine Nummer Eins-Single hatte. Tatsache ist, er kann wirklich unfassbare Geschichten erzählen. Er war immer eine coole Sau - und die ist er heute noch. Da ist es eigentlich fast ein bisschen egal, was er so für Musik macht momentan.

Die Sendung läuft - anders als bei Ihrem Polittalk beim ZDF und auch in einem anderen Ausmaß als bei MTV - bei Kabel Eins natürlich auch mit einem gewissen Quotendruck. Muss man da Kompromisse eingehen?

Tatsächlich wurde auch bei MTV schon ganz schön auf die Quote geguckt, aber natürlich wusste man dort auch, dass es schon eine Marginalie war. Man muss beim Musikfernsehen nicht so tun, als würde man mit den großen Fernsehsendern mithalten können. Wobei "Number One" bei Kabel Eins auch eine besondere Stellung hat, weil man weiß, dass man mit Musik alleine nicht wirklich Quote machen kann. Es hatte schon auch Imagegründe, die Sendung ins Programm zu hieven und in dem Zusammenhang wird auch längerfristig gedacht. "Number One" ist vielleicht nur der Anfang von Bestrebungen bei Kabel Eins, Musik ins Programm zu hieven, etablieren und weiter auszubauen.

Das klingt idealistisch, aber auch Sie wird man doch auch an der Quote gemessen haben. Die harte Währung wird ja auch über die Fortsetzung entschieden haben...

Das Gute war, dass wir quotenmäßig bei der ersten Staffel absolut im Soll waren - was natürlich angenehm ist; die meisten Folgen waren im oder tatsächlich über dem Senderschnitt, es gab nur ein, zwei kleine Ausreißer, und die werden einem bei Kabel Eins voll verziehen. Die Marke "Number One" hat Kabel Eins gerade bei Leuten, die den Sender nicht auf dem Schirm hatten, einen Mords-Imagegewinn beschert - da ist dann die Quote eben nicht alleine entscheidend. Damit ist genau das passiert, was man sich beim Sender erwartet hat, und insofern war es auch gar keine Frage, dass es eine zweite Staffel geben wird.