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Sie sprachen jetzt mehrfach von verlässlicher. Ist N24 Ihrer Meinung nach unzuverlässiger?

Man weiß ja noch nicht, wo die Entwicklung dort am Ende hingeht. Wir kennen eine ganze Menge Ankündigungen. Was dabei rauskommt, wird man erst noch sehen müssen. In erster Linie arbeiten wir aber an uns selbst und schauen nicht auf den Wettbewerb. Im vergangenen Jahr gab es zwei wichtige Weichenstellungen bei uns. Eine davon war die Optimierung der Vermarktung, die andere der Umzug. Nun blicken wir nach vorne. Die Konzepte liegen zum Teil seit anderthalb Jahren vor - und nun können wir sie endlich umsetzen.

Was wollen Sie denn umsetzen?

Ein Jahr, das nicht mit planbaren Ereignissen zugepflastert ist, bietet die Chance an der ein oder anderen Stelle das Programm weiter zu optimieren, an Strategien zu arbeiten und den Sender vorwärts zu bringen. Wir können am Studio, am Timing der Sendungen und an der Konstanz der Nachrichten arbeiten und uns auch personell entwickeln. Es wird für die n-tv Mitarbeiter und für die Zuschauer ein spannendes Jahr unabhängig von Großereignissen sportlicher oder politischer Natur.

Gibt es denn im Nachrichtengeschäft überhaupt so etwas wie planbare Jahre?

Nur bedingt natürlich, denn die ganz großen News sind ja meist die, die niemand erwartet. Wie eine plötzliche Bundespräsidentenwahl. Natürlich auch die unvorgesehenen Tragödien wie die bei der  Loveparade in Duisburg beispielsweise. Auf der anderen Seite großartige Ereignisse wie die Rettung der Bergleute in Chile. Wir dürfen uns also auch 2011 überraschen lassen.
 
Wie läuft es denn online für n-tv und wie wirtschaftlich relevant ist das Geschäft inzwischen zum klassischen TV-Geschäft?

n-tv.de macht uns auch finanziell großen Spaß. Teleboerse.de war immer ein wenig das Sorgenkind auf der wirtschaftlichen Seite, ist nun aber mehr oder weniger mit einer schwarzen Null versehen, so dass man auch dort zufrieden sein kann. Wir optimieren aber beide Websites weiter, vor allem auch die Video-Angebote. Das ist ja unsere Kernkompetenz. Das soll nicht arrogant klingen, aber 1:30er Nachrichtenfilme sind nun mal das, was wir Fernsehleute am besten können. Das machen wir ja seit Jahren tagtäglich fürs TV. Der mobile Markt ist auch extrem wichtig für uns. Unsere mobilen Angebote haben sich 2010 sehr gut entwickelt und unsere neue App für das iPad ist auf Platz 1 aller Nachrichten-Apps, noch vor der am Tag zuvor gestarteten App der Tagesschau. Übersichtlichkeit, verbunden mit einer Marke, der man vertraut - das ist unser Rezept. Beides, Internet und Mobile, sind also wichtige Standbeine - wir reden hier inzwischen schon über einen Umsatzanteil von über 15 Prozent. Wir sehen uns mittelfristig als "News-Powerhouse". Egal welche elektronischen Möglichkeiten es auch geben wird, wir wollen von vorne herein dabei sein und an der Spitze mitspielen. Was das TV-Programm anbelangt, gilt einfach die klassische Fortentwicklung im Bereich News: eine stetig wachsende Konstanz.

Was genau soll das bedeuten?

Ich glaube, Quoten hängen auch davon ab, dass man als Zuschauer immer das gleiche Produkt beziehungsweise dieselbe Qualität erwarten kann. Das ist ein schwieriger Prozess. Eine Verständigung darüber, welche Standards erfüllt werden müssen und welche Versprechen die Marke n-tv gibt, ist in einem 24-News-Betrieb mit zehn CvDs schwieriger als bei einzelnen Formaten mit zwei verantwortlichen Redakteuren. In Deutschland gibt es meiner Meinung nach zwei starke Newsmarken im Fernsehen: Die "Tagesschau" und "RTL Aktuell". Sie liefern immer die gleiche Qualität, egal ob es ein spannender oder langweiliger Nachrichtentag war. Dies wollen wir auch für n-tv erreichen.

Und sonst?

Wir basteln an einigen neuen Formaten. Ansonsten ist natürlich die Primetime, wenn man an das Thema Quoten denkt, ein Haupt-Angriffsfeld. Wir sind hier bereits auf einem guten Weg, haben aber noch Luft nach oben. Wir wissen, was wir dafür brauchen, und wie wir den Spagat zwischen Anspruch und Quote hinkriegen. Das gehen wir nun konsequent an.

Aber gibt es denn keine Alternative zu Reportagen und Dokus zur Primetime? Wie wäre es mit meinungsstarken Formaten wie bei den amerikanischen Nachrichtensendern?

Der ARD und dem ZDF wird ja dauernd der Vorwurf gemacht, sie würden Dokus immer ins Spätprogramm schieben. Wir zeigen sie zur Primetime, weil sich die Zuschauer an einem normalen Nachrichtentag bis 20 Uhr ihre gewünschte Dosis Information und Nachrichten bereits geholt haben. Hoffentlich bei uns oder bei "RTL Aktuell“ und nicht bei der Konkurrenz (lacht).  Zudem passiert ja auch im Regelfall in Deutschland nicht mehr viel am Abend. Und wenn etwas passiert, haben wir natürlich eine Notfall-Crew, die über komplexe Ereignisse berichten kann, wie etwa bei den tragischen Ereignissen in Duisburg. Da haben wir am Samstag von 18.15 Uhr bis zwei Uhr morgens durchgehend gesendet. Also: Wenn nötig, legen wir den Schalter um.