Was mir ja bei Interviews mit US-Schauspielern oder Produzenten immer wieder auffällt: Sie sind deutlich besser für Interviews trainiert als viele deutsche Gesprächspartner...

Die sind meist total abgeklärt und haben ihre Antworten sofort parat. Die wissen sehr genau wie sie eine Frage, die sie eigentlich nicht beantworten wollen, geschickt umgehen können und wieder dezent auf ihr eigentliches Promotion Projekt zurückkommen.

Stimmt. Und die Standardantwort auf alles was z.B. die künftige Handlung oder Entwicklung von Figuren einer Serie angeht, heißt es gerne „I want to be surprised“.

Und sie reden auch nicht sehr gerne über andere Hollywood Promis. Es sei denn sie haben gerade mit ihm einen Film gedreht. Dann sind sie natürlich beste Freunde und alles ist ganz toll. Genauso diplomatisch  fallen dann Antworten auf Fragen wie „Wen bewunderst Du?“ aus. Da kommt „My wife“ oder „my grandma“. Wenn ich ein Interview mache, sei es am Roten Teppich oder bei einem Pressetermin, dann gibt es gewisse persönliche Fragen, die in Deutschland vielleicht möglich sind, wie z.B. „Was sagst Du zu dem Gerücht, dass Du deine Frau betrogen haben sollst?“ So etwas kann man in den USA nicht fragen. Ich wäre nicht mehr hier, würde ich so etwas fragen. Da wird man rausgeworfen, von allen Listen gestrichen und nie wieder zu Presseterminen eingeladen. Da gibt es legendäre schwarze Listen in Los Angeles, für Journalisten, die sich daneben benommen haben.

 

Gibt es Momente in Deinen vielen Jahren hier, in denen Du lieber in Deutschland gewesen wärst?

Ich habe noch nie die Berlinale mitgemacht. Viele Freunde erzählen mir davon und es würde mich reizen mal dabei zu sein. Ich würde auch gerne nochmal groß von den Filmfestspielen in Cannes berichten. Aber ansonsten...

Na man verpasst doch zum Beispiel solche Ereignisse wie das Sommermärchen 2006...

Ah, nein. Da war ich sogar in Deutschland und hatte Karten für ein paar Spiele.

Was vermisst man an Deutschland, wenn man wieder hier ist?

Ach, viel. Essen zum Beispiel, also bestimmte Nahrungsmittel. Ich vermisse meine Brötchen. Ich backe inzwischen manchmal selbst Brot, weil mich das amerikanische Frühstück hier wahnsinnig gemacht hat. Am meisten natürlich meine Familie und Freunde und auch den deutschen Sinn für Ironie und Zynismus, da verstehen mich die Amerikaner häufig nicht. Und ich vermisse die Architektur. Ich liebe München und Berlin. In Los Angeles würde einem wohl sofort jeder Besucher zustimmen, dass es in Hollywood ziemlich viele unattraktive Gebäude gibt.

Das klingt jetzt beinahe als sei es eine Zumutung in Los Angeles zu leben...

Nein, es gibt auch zahllose gute Argumente für die Stadt Los Angeles. Wo wir gerade beim Essen sitzen: Man kann abends vorzüglich essen gehen. Da gibt es hier ganz unglaubliche Restaurants - und das für jeden Geldbeutel und jeden Anlass. Das Wetter hier ist natürlich auch unschlagbar und gewisse Dinge sind hier sehr günstig im Vergleich zu Deutschland. Alles hat eben zwei Seiten.

Gilt das Vorurteil, Amerikaner interessieren sich nur für sich selbst, und kaum für den Rest der Welt, eigentlich auch bei der Pressearbeit?

Als ich hier herkam, ja da war das noch so. Da waren hier alle so glücklich und mit sich selbst zufrieden. Das war damals die Zeit des ersten Internet-Booms, so von 1998 bis 2000 und alles schien möglich. Wer hier war, war dabei. Da war Amerika wirklich groß - und das wussten sie hier auch. Da gab es wenig Interesse am Rest der Welt. Aber das hat sich gewandelt.