Dann gehören Sie vermutlich nicht zu den größten Fans der Champions League im ZDF...

Über 50 Millionen Gebührengelder für etwas, was schon da ist. Und bei den Übertragungsrechten hört es ja nicht auf. Sat.1 hat die Champions League mit vier Redakteuren betreut. Da glauben Sie doch so wenig wie ich, dass das ZDF ähnlich effizient arbeiten wird. Da sind dann 30 Leute damit beschäftigt. Und dann kostet die Champions League noch Sendeplätze und Promotion, die für andere Programminhalte dann fehlen. Dann noch schnell ne Woche Spanien für die Live-Übertragung der Copa del Rey und ein paar Milliönchen für den Beckenbauer-Cup im August. Das geht schon seit Jahren sehr weit über jedes erträgliche Maß hinaus.

Wenn man so argumentiert, könnte man dem ZDF auch „Wetten, dass..?“ in Abrede stellen weil das auch vom Privatfernsehen geleistet werden könnte. Gönnen Sie ARD und ZDF denn gar nichts?

Es gibt ja einen klar formulierten Auftrag für ARD und ZDF

...der auch, nicht näher definiert, „Unterhaltung“ umfasst.

Und sobald etwas Auslegungssache ist, legen es die Öffentlich-Rechtlichen gleich so breit wie nur möglich aus. Es gibt ja hunderte von Beispielen: Wir Deutsche haben in den letzten 25 Jahren rund 3,5 Milliarden Euro für die aus Gebühren finanzierten Landesmedienanstalten ausgegeben. Die haben außer bürokratischen Verhinderungstaktiken kaum etwas geleistet. Sie haben keinen Haim Saban verhindert, kein Kirch-Imperium, das dann zusammenkrachte und auch nichts geleistet, wenn es hieß, deutsche Medien in Deutschland nachhaltig zu stützen. Sie haben nicht eine Negativ-Entwicklung im Fernsehen wirksam gestoppt. Aber manch Grande der Landesmedienanstalten verdient mehr als unsere Kanzlerin und dann wird unter dem Vorwand des Sparens eine Super-Landesmedienanstalt gegründet, die aber nichts ersetzt sondern einfach noch zusätzlich oben drauf kommt. Darf man da nicht mal nach Vernunft, Logik und Anstand fragen?

Das wäre doch Aufgabe des VPRT als Zusammenschluss der privaten Rundfunkunternehmen...

Der VPRT? Der tut gar nichts. Wie jeder Verband wurde auch er Teil eines Systems, das für alle irgendwie ganz bequem geworden ist. Das ist doch nie mehr als eine Showveranstaltung gewesen. Und was ist der VPRT aktuell? Nichts. Hören Sie etwas von ihm?

Und warum sind Sie dann mit Tele 5 überhaupt noch Mitglied im VPRT?

Wir sind für 22.000 Euro im Jahr dort Mitglied, weil wir so angeblich einen höheren Rabatt bei der GEMA bekommen. Den VPRT braucht sonst kein Mensch. Aber die privaten Rundfunkunternehmen selbst sind ja auch alles andere als wilde Krieger in diesem Punkt. Da wird zweimal im Jahr auf Medientagen gejammert und ansonsten hat man nicht den Mut, um gemeinsam aktiv die eigenen Interessen zu vertreten. Wie soll sich denn dann etwas ändern? Entweder hört man auf zu klagen und akzeptiert dann alles wie es ist, oder man macht den Mund auf. Wie ich mich entschieden habe, dürfte ja inzwischen klar sein.

Man spürt es kaum. Sind Sie also kein Freund des öffentlich-rechtlichen Rundfunks?

Es wäre ein fataler Qualitätsverlust, wenn wir keinen öffentlich-rechtlichen Rundfunk hätten. Aber wenn das duale Rundfunksystem bedeutet, dass dem einen alles erlaubt ist und dem anderen nichts gestattet wird, dann gerät das System, wie längst geschehen, in Schieflage. Dort darf hemmungslos alles probiert werden und wir können nicht mehr als 12 Minuten Werbung pro Stunde zeigen oder eine gemeinsame Online-Plattform gründen? Warum wird das private Fernsehen in Deutschland gegenüber allen anderen Medien benachteiligt? Niemand schreibt dem „Spiegel“ vor, wie viel Werbeseiten er in welchem Abstand in seinem Heft unterbringen darf. Niemand käme auf die Idee, eine Kontrollstelle dafür ins Leben zu rufen. Aber wehe wir blenden den Hinweis ein, dass man sich den Klingelton zum Film bestellen kann. Dann ist das Ende nah. Dann wacht da jemand in der Landesmedienanstalt aus seinem Tiefschlaf auf und hat seine Beschäftigung für die nächsten Monate gefunden. Wir werden gegängelt und andere leben in spätrömischer Dekadenz.