Gibt es sonst Serien, die sie positiv überrascht oder aber enttäuscht haben, wenn man nach den Ankündigungen und Teasern jetzt die Piloten sieht?

Ich habe aus der Erfahrung heraus inzwischen keine großen Erwartungen mehr. Deswegen hält sich die Enttäuschung in Grenzen. Bei FOX gefiel mir „Terra Nova“ sehr. Das ist sehr ordentlich produziert, auch wenn es noch nicht ganz fertig war. Das ist im Grunde eine Soap im Jurassic Park. Und ich würde sagen: Dinosaurier gehen immer. Dieses Urteil kann ich mir als Dinosaurier erlauben (lacht). Das ist eine Serie, von der ich jetzt schon weiß, dass sie nicht nur mir gefällt. Die wird funktionieren.

Und bei den anderen Studios?

Bei CBS fand ich „Common Law“ toll. Aber das geht ja erst zur Mid-Season bei USA Network auf Sendung. Zwischen all diesen Cop-Shows ist diese, tja, nennen wir es mal Buddy-Cop-Serie, eine witzige Abwechslung. Die bringt mal ein paar neue Aspekte rein. Das ist ganz charmant. Und „Ringer“, die neue The CW-Serie mit Sarah Michelle Gellar, gefällt mir auch sehr. Sie ist Zeugin in einem wichtigen Prozess, flüchtet, nimmt nach ein paar Twists die Identität ihrer Zwillingsschwester an und muss sich durchschlagen. Das hat Potential, aber da braucht der Zuschauer ein bisschen Geduld, bis sich das alles entwickelt.

Und bei Sony? Dort hat man in diesem Jahr ja groß die Werbetrommel für seine Screenings gerührt...

Die größte Überraschung gab es auch bei Sony. Die haben erstmals seit Jahren wieder einige Serien im Angebot, die in unsere Prime Time passen könnten. Mein Highlight war „Necessary Roughness“mit einer Psychotherapeutin, die sich - zunächst - um die Problemfälle eines Footballteams kümmert. Das ist sensationell geschrieben. Aus dem Hause Disney kommt noch „Good Christian Belles“. Die Serie erzählt von einer Ex-Schönheitskönigin, die in eine Kleinstadt nach Texas zurückkehrt und hier von der früheren Freundin ganz schön gemobbt wird. Herrliche Dialoge, völlig parodistisch überzogen inszeniert und jede Menge Botox.

Wir haben in diesem Jahr keine wirkliche Familien-Saga gesehen. Also keinen Anfang einer großen epischen Geschichte...

Die „Denver“-Nummer?

Ja oder aktueller hatten wir bis zu dieser Saison in den USA ja noch „Brothers & Sisters“ bei ABC. Ist die Zeit solcher Geschichten vorbei?

Im weitesten Sinne kann man „Desperate Housewives“ noch als Familiensaga bezeichnen. Aber das ist jetzt auch schon ein paar Jahre alt, stimmt. Tja, ich weiß es nicht. Vielleicht ist der Fernsehzuschauer inzwischen zu schnell gelangweilt und zu schnell bei der Fernbedienung, so dass er sich im FreeTV nicht mehr auf den Aufbau einer solchen Saga einlassen will. Weil das seine Zeit braucht, bis so eine Serie in Gang kommt. Hoffen wir aber doch mal, dass es nur eine Wellenbewegung ist und auch dieses Genre irgendwann wiederkehrt.

Herr Böss, herzlichen Dank für das Gespräch

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