Und wird der neue Vorabend denn viele Menschen begeistern? Er wird in der kommenden Saison doch sicherlich die wichtigste Baustelle im Programm sein...

Ich bin immer vorsichtig im Umgang mit Superlativen. Aber ganz unstrittig ist der Vorabend  unsere größte Baustelle und eine Zeitachse, der ich ganz besondere Aufmerksamkeit widme. Die Strecke am Vorabend ist zurzeit nicht so, wie man sie sich wünschen würde. Da ist in der Vergangenheit vieles ausprobiert worden und das ist sicherlich die größte Herausforderung, die ich als Programmdirektor vorgefunden habe. Wenn man das nun ändert, muss man einen langen Anlauf nehmen. Es hat keinen Sinn, dort hektisch und kurzatmig zu agieren. Wir wollen „back to the roots“, indem wir im Kern wieder auf wöchentliche fiktionale Formate setzen und dabei auf eine Farbe bauen, die wir „Crime and Smile“ genannt haben - also regional verankerte Geschichten, in denen es zwar auch um Kriminalgeschichten geht, aber eher im heiteren Sinne.

 

 

Im Grunde eine Mischung aus „Großstadtrevier“ und „Mord mit Aussicht“?

Von letzterem haben wir uns, was die Farbe betrifft, auch inspirieren lassen. „Mord mit Aussicht“, finde ich, ist eine wunderbare Serie, weil sie auf einer sehr unterhaltsame, aber intelligente Art mit tollen Dialogen, mit viel Situationskomik arbeitet. Das hat eine Leichtigkeit, von der wir im Ersten generell eine Prise mehr gebrauchen können. Wir sind ein sehr ernsthaftes Programm. Das sollen wir auch sein, denn wir sind stark informationsgeprägt. Aber ein bisschen Heiterkeit, Leichtigkeit, wenn sie intelligent ist, stünde uns auch sehr gut. Das ist das, was wir versuchen wollen im Vorabend, mit fiktionalen Serien, die alle regional verankert sind. Das ist auch eine große Stärke des Ersten, dass wir aus der föderalen Struktur eben auch Honig saugen können. Oft wird ja die föderale Struktur der ARD als Handicap empfunden. Ich empfinde sie als Stärke.

Und dann werben Sie um Thomas Gottschalk und alle Pläne für den Vorabend wären wieder hinfällig...

Nein, wir werden unsere Planung auf keinen Fall über den Haufen werfen. Das Kernstück der Erneuerung des Vorabends sind die jetzt an den Start gehenden „Crime and Smile“-Formate. Das ist die Philosophie. Zu Beginn der Vorabendstrecke läuft „Verbotene Liebe“ in der verlängerten Version, dann die „Crime and Smile“-Formate. Das ist das Grundkonzept des Vorabends und daran ändert sich nichts. Wir sind aber immer offen auch darüber hinaus etwas im Vorabend zu machen – die Sendeflächen im Bereich der Studiounterhaltung haben wir dafür. Wenn es jetzt ein Interesse seitens Thomas Gottschalk gibt, dann ist es das normalste der Welt, dass man zunächst einmal miteinander spricht. Mehr passiert ja im Moment nicht.

Aber im Raum steht ja ein Gottschalk-Format am Vorabend und den haben Sie gerade erst sorgfältig durchgeplant. Da muss dann doch ein tägliches Format weichen oder stimmt das alles so gar nicht?
 
Das würden wir dann schon passgenau hinbekommen.

Deutsche Fiction am Vorabend, wöchentlich programmiert: Das macht das ZDF schon lange. Jetzt bietet DasErste auf dem Sendeplatz das gleiche an...

Deutsche Fiction ja, aber das ist ein sehr weiter Begriff. Mit Shows, Fiction, Information und Sport gibt es nur vier Grundmöglichkeiten im Fernsehen. Filme und Serien  auf zwei Sendern gleichzeitig, das lässt sich nicht generell vermeiden, das kommt auch zur Hauptsendezeit vor. Wir versuchen aber, uns in den fiktionalen Angeboten, wenn sie schon gegeneinander laufen, zu unterscheiden. Wenn wir am Vorabend über „Crime and Smile“ reden, dann liegt bei mir die Betonung auf Region und auf Humor. Das ist schon etwas anderes, als was das ZDF anbietet. Wir wollen in der Ausrichtung unserer Formate einen möglichst großen Abstand zum ZDF – darin liegt ein beiderseitiges Interesse.

Inwiefern ist man in den Ideen zum neuen Quiz-Format für den Vorabend weitergekommen?

Es gibt dahingehend verschiedene Überlegungen. In der Werkstatt wird gebastelt, aber wir machen das Tor noch nicht auf.

Ist Kai Pflaume eigentlich jetzt der neue Jörg Pilawa? Allein gemessen an der Menge an Formaten, die er präsentiert oder präsentieren soll...

Jeder Moderator hat seine eigene Persönlichkeit. Kai Pflaume hat bei uns sehr erfolgreich seine Arbeit aufgenommen. Ich war sehr glücklich, dass die Sendung „Klein gegen Groß“ einen so guten Auftakt hatte. Gerade im Bereich der Samstagabend-Shows ist das nicht leicht. Er hatte beim „Starquiz“ schon gute Sendungen gemacht und ist vom Publikum auch sehr gut angenommen worden. Aber diese Samstagabend-Show war wirklich eine satte Leistung, ein großer Erfolg in allen Altersgruppen. Das ist ein sehr gutes Konzept, bei dem Kai Pflaume  auch zeigt, welche Gastgeberqualitäten er hat. Wie gut er mit Menschen umgehen kann, in diesem besonderen Fall mit Kindern, auf so eine natürliche Art und Weise. Das hat mich sehr überzeugt.