„Stromberg“ ist zurück und die mediale Begeisterung setzt ein: Ist die Serie eigentlich so gut oder das deutsche Fernsehen allgemein so schwach, dass eine neue Staffel immer zum Ereignis wird?

Ja, es ist wirklich ein Phänomen, weil es vom Feuilleton-Chef der angesagtesten Tageszeitung bis hin zum Kassiererauszubildenen im Supermarkt interessiert. „Stromberg“ zieht anscheinend eine alle soziale Schichten und Generationen übergreifende Aufmerksamkeit auf sich. Die Stärke der Serie besteht vor allem aus der Stärke der Fans, die uns jetzt schon seit sieben Jahren die Treue halten. Aber es gibt weitere Stärken: Die des Ensembles, eines starken Senders im Rücken, der uns von Anfang an die Stange gehalten hat. Und die Bücher sind in Staffel 5 einmal mehr affenstark. Da kommt vieles zusammen, was am Ende diese Stärke ausmacht und ein Teil des Geheimnisses ist sicherlich, dass wir eher deflationieren, als inflationieren. Es lagen jetzt zwei Jahre zwischen den Staffeln...

 

 

Willst du gelten, mach dich selten...

Ha, das hat meine Oma auch immer gesagt. Da ist glaube ich echt was dran. Wenn wir würden, wie wir sollen, dann würden wir jährlich eine 15-teilige Staffel abliefern, aber wir wollen gar nicht. Es ist schon gut, dass wir uns so sparsam dosieren. Es ist ein Ensemble, das aus lauter Darstellerfachkräften besteht, die noch viele andere Baustellen haben. Da ist es auch nicht einfach die ganzen Flöhe unter einen Hut zu bringen. Und ich könnte die Figur auch nicht jedes Jahr spielen.

Anders als Steve Carell. Vielleicht auch ein Grund, warum sie noch nicht aufgehört haben?

Es hat etwas Solitärhaftes, weil „Stromberg“ immer mal wieder aufblitzt. Ich mag das und es entspricht auch meinem Charakter und meinem Auf-die-Branche-blicken. Ich bin auch nicht bei jedem Event und ich sitze auch nicht in jeder Talkshow. Also es hat eine Menge mit mir zu tun. Ich weiß nicht, wie so ein Steve Carell das gemacht hat, einmal im Jahr gleich eine volle US-Staffel und dann dreht er zwischendurch noch irgendwelche Kinofilme. Die haben dann, glaube ich, auch irgendwann kein Privatleben mehr. Das sind wirklich Maschinen. Zu so etwas wollte ich und will ich niemals mutieren und ich kann meine ganze Kraft und Energie auch viel besser bündeln, wenn es ein immer mal wieder singuläres Ereignis ist.

Sie sitzen kaum in Talkshows, wie sie selbst sagen. Also messen Sie ihre Bedeutung auch nicht an der Präsenz in der Presse, so wie manch andere Kollegen?

Das sind mächtige Charakterfehler, die Sie da ansprechen und die will ich mir alle nicht zu eigen machen. Ich werde mich niemals zu so einem zombiehaften Wesen entwickeln, das hat mit mir echt nichts gemein. Diese Panel-Existenzen, die kenne ich. Dann gibt es auch noch das Spielshow-Dasein, gerne bei den Privaten und ein Quizshow-Dasein bei den Öffentlich-Rechtlichen, wo man gerne auch mal als Pärchen auftritt. Man kann manche dieser Gesichter doch schon gar nicht mehr sehen und diesen Ruf will ich mir gar nicht erst aneignen. Ich halte es wirklich mit meiner Oma. Abgesehen davon, dass ich mich auch immer frage, was soll ich da? Warum sollte ich das jetzt machen? Heide Simonis hat einmal diesen schlimmen schönen Satz gesagt: „Jeder Tag, an dem ich draußen bin und keiner erkennt mich, ist ein verlorener Tag.“ Wie furchtbar ist das denn?

Es klingt sehr nach Geltungsdrang...

Also ich muss mich jetzt nicht noch weiter ins Fernsehen hinein onanieren. Mein Gefühl für Bedeutung, bzw. das Bewusstsein meiner Selbst zieh ich nicht aus Quantität, das versuche ich tatsächlich aus Qualität zu ziehen. Und da stimmt es, da bedeutet mir ein Lob von den richtigen Leuten, von Freunden, von Kolleginnen und Kollegen, zu denen ich aufschaue, mehr als eine tolle Quote. Das ist ja das nächste Geschenk, das wir haben: Wir waren schon immer losgelöst von der Quote...

...wobei die Quote ja zuletzt sogar stimmte. Die Serie wird zumindest nicht als vom Publikum verschmähter Kritikerliebling in Schönheit sterben...

Genau, Grimme-Preis und dann nie wieder gedreht. So ist es bei uns ja Gott sei Dank nicht. Insofern sollten wir uns was das Klagen anbelangt wirklich in der hintersten Reihe anstellen, weil wir, wie gesagt, ganz unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen, möchte ich fast sagen und unterschiedliche Altersstufen erreichen. Das ist natürlich großartig.

Also meine Oma hat schon mal reingeschaut...

Sehen Sie! Bei „Die Alm“ wohl eher nicht. Da hätte der Sender das Geld mal lieber für den Werbeetat von „Stromberg“ gespart. Aber das sind sicherlich andere Töpfe. Die wissen ja, was sie tun, da in Unterföhring.

Haben Sie eigentlich den Wechsel der Hauptfigur bei „The Office“ verfolgt?

Ich habe das nicht getan, der Ralf Husmann ist da sehr wach und ist auch öfters in den Staaten. Der hat mir vor Jahren schon gesagt, es sei nicht schlecht, aber er fände es zu albern, auch das was Carell gemacht hat. Das alles wäre nicht seins und da habe ich mir es gar nicht erst angeguckt, das muss ich ehrlich sagen. Ich habe „The Office“ nie gesehen.