Frau Pielhau, bei jedem unserer Interviews sind sie gerade neu bei einem anderen Sender. Wie kam es denn jetzt zur „Großstadtliebe“ bei RTL?

Ich bin immer dann am glücklichsten, wenn ich bei Formaten und Sendern bin, bei denen ich inhaltlich das machen kann, was ich will und ich weiß, dass man meine Art der Moderation zu schätzen weiß. Wer so denkt, der geht für die Karriere keine Kompromisse ein und wählt genauer aus, was in der Konsequenz eben verschiedene Projekte bei verschiedenen Sendern bedeutet. Ich freue mich sehr, dass ich sowohl bei der ARD als auch bei RTL moderieren kann. Damit gehöre ich ja zu einer handvoll Moderatoren, die kein klassisches exklusives Zuhause haben. Mit dieser neuen Aufgabe bei RTL freue ich mich auf einen Einsatz in der Champions League des deutschen Fernsehens.

Champions League bedeutet aber auch: Man muss permanent um die Teilnahme kämpfen...

Eine Eigenschaft, die man nach so vielen Jahren im Fernsehen beim morgendlichen Blick auf die Quote ja gelernt hat (lacht). Wobei gute und schlechte Quoten keinen Einfluss mehr auf mein Selbstbewusstsein haben. Da legt man sich mit den Jahren einen gesunden Schutzpanzer gegen dieses morgendliche Urteil zu. Denn so wenig wie der Erfolg einer Sendung allein der Moderation geschuldet ist, so hängt ein Misserfolg ja auch nicht allein an der Moderation. Man lernt die Quote nicht persönlich zu nehmen.

Sie sprachen es schon an: Sie arbeiten für die Öffentlich-Rechtlichen wie für RTL jetzt. Zwei manchmal durchaus verschiedene Auffassungen von gutem Fernsehen. Was macht Miriam Pielhau aus, das sie in beide Systeme passt?

Im Umfeld meiner Moderation von „Bambi hilft Kindern“ erfand ein Magazin damals die sehr nette Formulierung der „Botschafterin des Mitgefühls“. Wahrlich große Worte gelassen ausgesprochen und es war mir auch erst etwas unheimlich. Aber bei all dem was ich in den vergangenen Jahren gemacht habe - und ich habe ja nun wirklich nix, kein Genre, ausgelassen, war eins bei allen Aufgaben von gleicher Bedeutung: Authentizität und Empathie. Und das sind zwei Qualitäten, die allgemein geschätzt werden, egal ob es öffentlich-rechtliches oder privates Fernsehen ist.

„Großstadtliebe“ stößt bei RTL zu Kuppelformaten wie „Bauer sucht Frau“ und „Schwiegertochter gesucht“. Geht es da wirklich um Empathie?

Der große Unterschied zwischen „Großstadtliebe“ und den Genre-Geschwistern „Bauer sucht Frau“ und „Schwiegertochter gesucht“ liegt ganz deutlich darin, dass unsere Sendung abgesehen von Kandidaten eines ganz anderen Schlags, eine hohe Emotionalität prägt.

Also geht es weniger darum die Kandidaten zur Schau zu stellen wie bei den anderen beiden Formate?

Die Bewertungen der Sendungen überlasse ich Ihnen. Aber es gibt eine für mich sehr klare Unterscheidung. Bei „Bauer sucht Frau“ stehen die Landwirtschaft und die Landwirte im Mittelpunkt und bei „Schwiegertochter gesucht“ überwiegend ältere Männer, die noch bei ihrer Mutter leben. Das sind beides Situationen, die den Zuschauern in der Masse fremd oder vielleicht befremdlich erscheinen und deswegen interessieren, auch mal belustigen. Bei „Großstadtliebe“ geht es um Großstädter, die noch oder wieder Single sind. Da sind unsere Kandidaten zwar auch so unterschiedlich und bunt wie das Leben eben ist, aber die Lebenssituationen sind allgemein vielleicht näher an der Realität vieler Zuschauer dran. Natürlich haben einige Kandidaten auch kuriose Hobbies, die später in der Staffel zum Thema werden, weil sie natürlich auch Partner suchen, die ihre Interessen teilen.