So sehr sich eine Serie wie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ inhaltlich, optisch und technisch entwickelt: Wer Schauspieler einer täglichen Serie ist, findet selten den Sprung zu anderen Rollen außerhalb dieses Umfeldes. Warum?

Das sehe ich vor allem bei jüngeren Schauspielern, die gerade von der Schauspielschule kommen. Da gilt oft die Maxime, dass man erst einmal beim Theater bleibt und einem abgeraten wird zum Fernsehen zu gehen. Wenn man dann zum Fernsehen geht, dann heißt es „geh lieber zu Dominik Graf, oder zum „Tatort“, aber bitte nicht tägliche Serie“. Ich glaube in Sachen tägliche Serie gibt es sehr viele Vorurteile, leider auch bei Agenturen oder Regisseuren. Bei manchen Schauspielern gibt es noch eine Hemmschwelle, die ich aber für relativ unbegründet halte, weil sich viele mit dem, was wir machen, nicht wirklich auseinander setzen.

Und als Folge dessen sieht man innerhalb der Serien oft die gleichen Gesichter...

Es ist leider in der Tat so, dass man häufig die gleichen sieht. Das finde ich auch schade, aber wir arbeiten ständig an der Besetzung neuer Talente. Das Geschäft mit der täglichen Serie und deren Produktionsqualität ist weit professioneller als mancher es noch aus frühen Jahren in Erinnerung hat. Ich behaupte sogar, dass die meisten sehr guten deutschen Regisseure das, was wir in einer täglichen Serie leisten, gar nicht könnten. Einerseits, weil sie es nicht gewohnt sind, es noch nicht gemacht haben und andererseits weil sie am Tag wohl kaum mehr als fünf Minuten inszenieren können.

Stellen Sie Dominik Graf mal vor die Budget-Frage...

...mit Dominik Graf habe ich in der Vergangenheit zusammen gearbeitet und kenne ich nun auch sehr gut, er hat ein ganz anderes Spektrum an Filmen und Serien, die er dreht. Aber viele Kollegen, die uns bei uns mal hinter die Kulissen blicken, verlassen uns mit Hochachtung für die Leistung, die wir erbringen. Die Daily habt schon lange das Image des Schmuddelkindes abgelegt.

Die Rolle des Schmuddelkinds hat ja längst Scripted Reality übernommen...

(lacht) Ja, es gibt einen Fußabtreter unter uns.

Ist das Genre Konkurrenz für Sie? Da entstehen ja inzwischen Mischformen, die wie Serien erzählt werden...

Ich glaube nicht, dass es uns beim Platzieren neuer Formate Probleme macht. Das ZDF wird am Nachmittag um 16.15 Uhr nicht auf Scripted Reality setzen. Aber diese sehr leicht konsumierbare Fernsehform macht mir in anderer Hinsicht Sorge. Dem Zuschauer, der schon Stunden mit diesen Formaten verbringt, fehlt irgendwann die Aufmerksamkeit. Und blickt man auf die Werbekunden in solchen Umfeldern und auf die Werbekunden im Umfeld etablierter täglicher Serien, dann sieht man den Unterschied der Zielgruppen und Erlösmöglichkeiten. Und für das Image des Senders bringen die Formate auch nur wenig. Beliebte Serien mit eingeschworenen Fangemeinden wie „GZSZ“, „Unter uns“ oder „Verbotene Liebe“ sind für die Sender eine sichere und profitable Bank. Ich glaube nicht, dass Scripted Reality auf lange Sicht treue Zuschauer für die Sender gewinnt.

Man merkt, Sie wollen den „Herzflimmern“-Sendeplatz im ZDF...

Ja, wollen wir. Wir waren damals sehr enttäuscht, als wir den Sendeplatz verloren haben. Aber das es mal einen Wechsel von Senderseite aus geben kann in dem Glauben, dass andere Produzenten mehr einbringen, passiert. Aktuell können wir beobachten, dass es nicht funktioniert. Wir haben Ideen für den Sendeplatz und hoffen, dass wir ihn wieder bespielen können. Sendeplätze kommen und gehen eben....