Herr Heyelmann, wie lief das Jahr 2011 für Turner Broadcasting System in Deutschland?

Hannes Heyelmann: Für uns war 2011 ein aufregendes Jahr, weil wir mit den bestehenden Sendern stark gewachsen sind. Wir arbeiten profitabel und haben je Sender zwischen 500.000 und einer Million Abonnenten dazu gewonnen. Bei TNT Serie haben wir inzwischen 4,5 Millionen Abonnenten im deutschsprachigen Raum und da wir mittlerweile auch die Einschaltquoten messen lassen, kennen wir jetzt auch konkrete Nutzungszahlen. Bei einer Serie wie "Game of Thrones" kommen wir im Pay-TV auf rund 100.000 14- bis 49-jährige Zuschauer in der Spitze. Das ist schon eine relevante Größenordnung. Auch bei anderen Highlights wie "Boardwalk Empire", "Nurse Jackie" oder "Falling Skies" erzielen wir gute Quoten.

Anke Greifeneder: Bei TNT Film hatten wir erstmals Emmy-prämierte HBO-Filme als Deutschlandpremieren. "Too Big to Fail" haben wir bereits gezeigt, "You don‘t know Jack" wird folgen. Dass wir dem deutschen Publikum herausragende, starbesetzte Produktionen erstmals zugänglich machen, ist ein zusätzlicher Mehrwert für den Zuschauer.

Heyelmann: "Falling Skies" hat gezeigt, dass es sich lohnt, andere Wege zu gehen. Wir haben das Risiko auf uns genommen, alle Rechte an der Serie einzukaufen. Wir wollten sicherstellen, dass die Premiere auf TNT Serie stattfindet und wir die Serie danach erfolgreich weiterverkaufen können, wie jetzt mit ProSieben geschehen. Dass das geklappt hat war ein gutes Gefühl und es wird in Zukunft noch häufiger passieren.

Im kommenden Jahr soll jetzt noch ein weiterer Kanal kommen. Sie starten mit "glitz" einen Frauensender. Was darf man sich darunter inhaltlich, programmlich vorstellen?

Heyelmann: Der Sender wird sehr breit aufgestellt sein für die Frauen-Zielgruppe. Details gibt es im Februar. Was ich aber jetzt schon verraten kann: Es wird eine Mischung aus Serien-Highlights inklusive Deutschland-Premieren, Spielfilmen, Eigenproduktionen im Bereich Lifestyle und Dokumentation. Glitz wird mit unser aufwändigster Sender - noch aufwändiger als TNT Serie.

Greifeneder: Frauen sind eben nicht nur Make Up und High Heels. Wir wollen Herz und Hirn ansprechen. Ich denke bei Glitz lieber an einen Sender für Frauen als an einen Frauensender. Wir machen kein Spartenprogramm. Glitz wird sich bei der Programmierung eher an Vollprogrammen orientieren.

Heyelmann: Wir werden im nächsten Jahr deutlich mehr investieren und mehrere Millionen Euro für Eigenproduktionen über alle Sender hinweg ausgeben. Außerdem haben wir noch nie so viel Programm eingekauft wie jetzt. Wir sind dann mit fünf starken 24-Stunden-Sendermarken im Pay-TV vertreten, die kontinuierlich nach neuer Programmware verlangen, weil wir die Wiederholungsrate niedrig halten wollen. Da muss man bereit sein, in neue Programme zu investieren.

Beispielsweise in eine eigenproduzierte Serie, wie sie von deutschen Produzenten seit Jahren vom PayTV herbeigesehnt wird. Wie kam es zu der Idee zu "Add a Friend"?

Greifeneder: Die Kollegen von Wiedemann & Berg sind fast Nachbarn, da kommt man ohnehin mal ins Gespräch. Eigentlich hatten wir über ein ganz anderes Projekt gesprochen, aber dann kam diese Idee auf, auch weil wir intern immer gesagt haben: Wenn TNT Serie erstmal etabliert ist, dann ist der nächste Schritt ganz klar die Produktion eigener Formate. Der richtige Zeitpunkt ist jetzt gekommen. Wiedemann & Berg haben sich mit "Das Leben der Anderen" auch international einen Namen gemacht. Das hilft uns in unserem Netzwerk. Und, was gibt es Schöneres, als wenn man gemeinsam an einem Projekt arbeitet und sich auch aufgrund der Nachbarschaft immer wieder austauschen kann.

Heyelmann: Es ist für uns alle ein tolles Gefühl die Ersten zu sein, die in Deutschland den Pay-TV-Markt für eigenproduzierte Fiktion in diesem Unfang öffnen.