Das ist ja schon eine Veränderung, aber wie sieht denn Lokalberichterstattung im Jahr 2011 bzw. 2012 aus? Hat sich da nicht noch viel mehr in den vergangenen Jahren geändert, was die Themenschwerpunkte angeht?

Ludwig: Die „Lokalzeit“ versucht verstärkt, das Lebensgefühl und den Nerv der jeweiligen Stadt oder Region zu treffen und das sowohl in Politik und Wirtschaft, wie bei Sport und Kultur. Das variiert natürlich. Bei der „Lokalzeit“ haben wir eine Qualifizierungsoffensive gestartet, um die Machart der „Lokalzeit“ auf einem zeitgemäßen Niveau zu halten. Da werden die Redakteure und die freien Autoren geschult, gemeinsam die Philosophie der „Lokalzeit“ weiterzuentwickeln. Finden wir einen gemeinsamen Nenner? Und wo muss man auf lokale Besonderheiten eingehen? Wo kann man handwerklich bei den Beiträgen noch besser werden?

 

 

Welche „Lokalzeiten“ sind denn die erfolgreichsten? Und wo läuft es nicht so gut?

Ludwig: Solch genaue Zahlen liefert uns das GfK-Panel leider nicht. Aber man kann als Tendenz sagen, dass die Zuschauer in ländlichen Regionen treuer sind als die Großstädter. Im Schnitt erreichen die werktäglichen „Lokalzeiten“ zusammen aber im endenden Jahr 1,24 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 21,8 Prozent in Nordrhein-Westfalen entspricht.

Brandenburg: Und beim Stichwort Erfolg freuen wir uns auch bei der „Aktuellen Stunde“ über einen neuen Rekordwert in diesem Jahr. Der Durchschnitt lag 2011 bei 0,89 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 17,8 Prozent.

Wo ist eigentlich bei einer landesweiten Nachrichtensendung wie der „Aktuellen Stunde“ die Grenze zu ziehen zwischen noch landesweit relevant und zu lokalen Themen? Weil der Zuschauer im Münsterland ja unter Umständen wenig mit dem in der Eifel zu tun hat...

Brandenburg: Das ist unsere größte Herausforderung kompakt auf den Punkt gebracht. Ein Kriterium bei der Themenauswahl ist für uns in der Redaktion die Frage, ob zum Beispiel ein Ereignis im Münsterland am nächsten Tag auch für Gesprächsstoff in der Kölner Straßenbahn sorgen könnte. Da haben wir als Zentralredaktion den Luxus, auf die Themenangebote aller Lokalstudios zurückgreifen zu können und daraus die relevantesten Beiträge auszusuchen.

Sie haben vorhin ja schon den Blog der „Aktuellen Stunde“ angesprochen. Wie wird so etwas denn angenommen bzw. allgemeiner gefragt erstmal: Wie alt ist der Zuschauer der Informationsprogramme im WDR?

Ludwig: Gerade im Vergleich zum übrigen Programm sind wir sehr jung unterwegs. Wir schauen uns dabei immer gerne die Zielgruppe der 30- bis 49-Jährigen an, also die jungen Familien, die wir im Kern erreichen möchten. Da erreicht das WDR-Programm insgesamt sonst nur 3,9 Prozent Marktanteil in NRW, wir erreichen da mit der „Lokalzeit“ 10,3 Prozent und mit der „Aktuellen Stunde“ 7,8 Prozent und damit deutlich über dem Senderdurchschnitt auch in dieser Zielgruppe. Gleiches gilt übrigens auch für „WDR aktuell 21.45 Uhr“ am späteren Abend und die gerade im Herbst erst eingeführten „WDR aktuell 100“-Kurznachrichten, die wir im Nachmittagsprogramm einstreuen. Wir arbeiten daran, unsere Kernzielgruppe auf allen Wegen zu erreichen und sind da auch bei Facebook im vergangenen Jahr aktiver geworden. Dazu eignen wir uns als Landesprogramme mit diesen vergleichsweise jungen Programmen im WDR sehr gut.

Sind Sie mit den bestehenden Informationsformaten im WDR Fernsehen zufrieden oder würden Sie sich mehr Sendezeit wünschen?

Brandenburg: Wir haben das ja bereits ausgebaut und natürlich, wenn Sie rein nach den Wünschen ohne Berücksichtigung der Umstände fragen, könnte ich mir für „WDR aktuell“ um 21.45 Uhr, also die späte Nachrichtensendung, durchaus eine längere Sendezeit vorstellen, um dort mit der aus der „Aktuellen Stunde“ bekannten Herangehensweise vielleicht noch besser beim Publikum punkten zu können.

Frau Ludwig, Herr Brandenburg, herzlichen Dank für das Gespräch