Der Quotenerfolg, Kritiker-Lob und eine Nominierung für den Deutschen Fernsehpreis. War 2011 für Sie so etwas wie ein Jahr der Genugtuung?

Genugtuung wäre das falsche Wort. Ich habe mich über die Nominierung gefreut und fand es dann schade, dass wir es nach Jahren on air ausgerechnet in dem Jahr zur Nominierung geschafft haben, in dem der Eurovision Song Contest in Deutschland stattfand. Der war nach der Euphorie im Lande als Gewinner quasi gesetzt. Aber es ist ja auch nicht so, dass erst die letzte Staffel selbst im Feuilleton bemerkenswert differenziert betrachtet wurde. Auch schon vorher war schon immer weniger die Rede von so großen Dingen wie der Menschenwürde in Zusammenhang mit einer Show, die in anderen Ländern von Anfang an als das gesehen wurde, was sie ist: Allerbeste Comedy. Die „FAZ“ hat schon recht früh eher positiv über den Dschungel berichtet und dass jetzt auch in der „Zeit“ Ähnliches zu lesen war, hat uns fast etwas erschreckt.

 

 

Lob bekommt vor allem das Moderationsduo und seine Autoren....

Sie alle sind auch ein sehr wichtiger Bestandteil des Erfolges. Sonja und Dirk passen einfach perfekt zueinander und haben sich über die Jahre so aufeinander eingestellt, dass sie ja verglichen mit der ersten Staffel viel lustiger, direkter und auch böser geworden sind. Dazu  kommen auch die immer ausgeflippteren Kostüme von Dirk Bach – auch da steigern wir uns gern nocheinmal.

Aber um noch einmal auf die Presseberichterstattung über die Sendung zu sprechen zu kommen: Es gibt auch immer wieder Berichte, die....

...eher erstaunlich sind? Wir sind gespannt, wer dieses Mal enthüllen wird, dass wir da Kameras im Dschungel haben. An dieser Stelle kann ich auch gleich bekennen: Wir haben auch Mikrofone. Wir machen da eine Fernsehshow und strahlen sie auch noch aus. Das ist für manchen immer noch überraschend.

Es gibt auch immer mal wieder Berichte, Sie hätten im Hotel Versace für den Notfall Ersatzkandidaten auf Abruf. Ist dem so?

Nein, seit der vierten Staffel nicht mehr. Bei den ersten drei Staffeln hatten wir immer einen Ersatzkandidaten in Australien dabei. Aber wir haben gemerkt, dass wir selbst bei sehr frühzeitigem Ausscheiden einer Kandidatin oder eines Kandidaten lieber mit dem restlichen Team weitermachen als nachträglich noch jemanden neu reinzunehmen. Dafür starten wir ja jetzt gleich mit elf Kandidaten.

Sie sind bei RTL verantwortlich für die Bereiche Comedy und Real Life. Nimmt man dann selbst den öffentlich inszenierten Abschied von Katharina Saalfrank mit Humor?

Humor ist da sicher nicht das richtige Wort, aber vielleicht hilft auch in solchen Situationen manchmal eine gesunde Portion Gelassenheit. Ich war sehr verärgert darüber, wie das Ende der Staffel jenseits unseres Widerspruchs und auch aller Fakten kommentiert wurde. Um so wichtiger finde ich, dass Katia Saalfrank in einem Tagesspiegel-Interview, wenn auch erst vor einigen Tagen, persönlich für Klarheit gesorgt und noch mal deutlich gemacht hat, dass auch aus ihrer Sicht offensichtlich ein falscher Eindruck entstanden war. So stellt auch sie in dem Interview klar, dass bei der Super Nanny nie gescriptet wurde, es weder Anweisungen noch Drehbücher gab, dass im Gegenteil „leider“ alles echt gewesen sei: Die Probleme, die Familien, die Gewalt. Jenseits dessen habe das Format Menschen angestossen, über sich nachzudenken und auch die Hemmschwelle gesenkt, sich Beratung zu holen. Letzteres ist für mich der deutlich treffendere Rückblick auf die über Jahre hinweg wirklich gute und erfolgreiche Zusammenarbeit mit ihr im Rahmen des Formats.   

2011 war generell kein so glückliches Jahr für Real Life-Formate bei RTL. Wenn ich da z.B. an den Skandal rund um „Mietprellern auf der Spur“ denke...

Auch wenn ich Ihrer Verallgemeinerung nicht zustimme, da wir etwa mit "Undercover Boss" einen der erfolgreichsten Neustarts des Jahres hatten, ist auch völlig klar: Wenn Fehler wie dieser Schnitt bei den Mietprellern gemacht werden, ob bei uns selbst oder wie hier bei einer von uns beauftragten Produktion, dann haben wir die Verantwortung und müssen handeln. So ist es auch geschehen. 

Nochmal nachgefragt: Das empfanden Sie als unanständig?

Es war falsch, unanständig und wurde deshalb auch von den zuständigen Kollegen geahndet. Dass allerdings in der gleichen öffentlichen Diskussion plötzlich Empörung darüber laut wird, dass etwa Protagonisten einer Fernsehsendung vorher eine entsprechende Vereinbarung unterschreiben, vermischt berechtigte Kritik bewusst oder unbewusst mit Unwissen über das Fernsehgeschäft. Heraus kommen dabei manchmal Darstellungen, die sich vielleicht knackig lesen, mit der Realität aber nur noch wenig zu tun haben. Das soll aber Fehler, die auch uns passieren können, nicht kleinreden.

Was braucht Deutschland im Jahr 2012 eigentlich mehr: Humor oder Coaching?

Wenig überraschende Antwort: Sie brauchen beides. Ich freue mich immer wieder darüber, dass wir schon vor Jahren mit „Raus aus den Schulden“ auf ein immer wichtigeres Thema gesetzt haben. Aber ohne Humor wäre es auch langweilig. Ich bin kein Verfechter der Theorie, dass das Publikum nur in Krisenzeiten besonders gern Lustiges sieht. Comedy hat immer ihren Platz und wir arbeiten 2012 auch wieder an neuen Formaten, darunter einem neuen wochenaktuellen Comedy-Format.

Herr Küttner, herzlichen Dank für das Gespräch.