Das wäre meine nächste Frage gewesen: Was machen Sie eigentlich besser als die Polizei?

Ich mache kein Polizeiarbeit und maße mir nicht an, Verbrechen aufzuklären, die die Polizei nicht löst. Ich dokumentiere diese Geschichten auf meine Art und starte einen Zuschaueraufruf. Gemeinsam hoffen wir dann auf hilfreiche Zeugenhinweise.

Es gibt somit in der Sendung selbst also keine Auflösung?

Nein, das ist auch gar nicht möglich. Ohnehin machen wir ja nun erst mal nur zwei Folgen als Testlauf. "Zeugen gesucht" hat schließlich nur dann eine Berechtigung, wenn Resonanz durch die Zuschauer kommt. Und wenn es nicht so sein sollte, werde ich munter was Neues entwickeln. (lacht) Bei Erfolg werden wir jedoch in Serie gehen und das Bisherige aufgreifen.

 

Nach "Zeugen gesucht" kommt dann bereits die Neuauflage von "Bitte melde dich", wobei das mit dem Klassiker aus den 90ern gar nicht so viel zu tun hat. Hat man sich das nun wie eine Art "Vermisst" in Sat.1 vorzustellen?

Natürlich gibt es die Zusammenführungsfälle, aber das macht nicht die komplette Sendung aus. Der große Unterschied zu "Vermisst" ist, dass wir auch unaufgeklärte Fälle haben, bei denen wir wie bei "Zeugen gesucht" auf die Kraft der Zuschauer setzen, etwa bei spurlos verschollenen Menschen oder entzogenen Kindern.

Wie viele Hilferufe erreichen die Redaktion eigentlich und vor allem: Wie entscheidet man, wem man hilft?

An mich sind über die Jahre tausende Mails und Briefe gegangen, die wir in der Redaktion auswerten und nachrecherchieren. Es gibt dabei natürlich auch viele aussichtslose Fälle, die wir leider nicht in Angriff nehmen können. Wir bewerten das nach vielen Kriterien, beispielsweise nach Ländern, in denen sich die Recherche als zu schwierig herausstellt - Sie können sich vorstellen, dass es sehr kompliziert ist, in China oder Indien jemanden zu finden.

Hat sich Ihre Arbeit inzwischen eigentlich verändert im Vergleich zu dem, was Sie zuvor bei RTL gewohnt waren?

"Vermisst" war ein kleiner Ausschnitt dessen, was möglich ist. Ich bin glücklicherweise recht frei in der Gestaltung meiner Sendungen. RTL ist ein einmalig erfolgreicher Sender, sodass er - vielleicht zurecht - manchmal ein wenig schwerfälliger wird.