Wie wollen Sie die Neuauflage angehen?

Wir begleiten die Fussbroichs jetzt drei Monate lang in ihrem Leben und machen daraus sechs mal eine halbe Stunde. Vorher habe ich mit der Familie lange darüber gesprochen, welche Erwartungen beide Seiten an eine Neuauflage haben. Momentan produzieren wir noch ohne Sender, um das Thema für uns in Ruhe zu entwickeln. Wir werden dann schließlich das gesamte Paket im Markt anbieten und reden bevorzugt mit dem WDR. Ich will aber warten bis die alte Schrankwand eingerissen ist, die in früheren Folgen mal eine Rolle gespielt hat.

Die Entwicklung einer ganzen Staffel auf eigene Faust ist in Deutschland eher unüblich. Sind Sie mutig oder angstfrei?

Wenn Du weißt, was Du tust, kannst Du auch Geld in die Hand nehmen. Die sechs Folgen kosten uns einen sechsstelligen Betrag. Weil wir seit vielen Jahren regelmäßig Formate umsetzen, ist Geld für eigene Piloten da. Und als alleiniger Gesellschafter kann ich frei entscheiden, hier ins Risiko zu gehen. Man muss in dieser Branche auch ein Homo Ludens sein. Wenn man sein Wohnzimmer gerne mal in türkis sehen will, dann streicht man es halt. Und wenn es dem Rest der Familie dann nicht gefällt, dann hat man eben Geld ausgegeben. Es ist aber auch so, dass eine gute Idee immer dazu neigt, irgendwann auf Sendung zu gehen. Und wenn es nicht auf klassischem Senderweg klappt, können die Fussbroichs auch als DVD-Kollektion funktionieren. Die Fangemeinde ist groß. Außerdem sind das knorrige Leute, die gut zu mir passen. Ich komme eigentlich aus Bonn und bin dann direkt nach der Wende nach Leipzig gegangen.

Welche Rolle spielt die Lage für Ihres Unternehmens für Ihr Geschäft? In Leipzig sind Sie relativ weit weg von den Fernsehzentren.

Wir haben uns und unser Team in dieser Insellage in völliger Ruhe sehr gut entwickelt. Von den 16 Autoren, die unsere Projekte realisieren, haben 14 auch hier gelernt. Ich bekomme wenig davon mit, was auf Redaktionsfluren in den Sendern gesprochen wird und ich höre mir von anderen Produzenten wenig über so genannte Trends an.

Produzieren Sie dadurch auch anders als Ihre Kollegen in München, Köln, Berlin?

Unsere Sendung „Natürlich blond“ zum Beispiel schaut sich ganz leicht weg, aber es steckt massiv mehr Drehaufwand und Postproduktion drin als bei Real-Life-Formaten üblich. Wir leisten uns den Luxus, bei vielen Situationen mitzugehen, auch wenn eigentlich kein Dreh geplant ist. Du weißt ja nie, was passiert. Sonst geht ein Real-life-Produzent eher nur zu Terminen, aus denen er pro Drehtag zehn Minuten Sendung machen kann. Das machen wir nicht, weil wir Daniela dann zu sehr schieben müssten und bei ihr einen gewissen Druck erzeugen würden.

Heißt das auch, Sie können von Leipzig aus entsprechend anders mit dem Sender verhandeln?

Wir haben ein uniques Fernsehangebot mit eigener Lizenz. Um auch weiterhin unbeirrbar in höchster Qualität zu produzieren nehme ich ein anderes Budget in die Hand als üblich und teile dem Sender auch selbstbewusst mit, dass das nötig ist. Daniela Katzenberger gibt es nur bei uns. Und dadurch können wir auch gegenüber dem Sender selbstbewusst in die Preisgestaltung gehen.

Wie schätzen sie die Lage der Produzenten ein? Fehlt es an Selbstbewusstsein und der Risikofreude eigenes Geld für eigene Entwicklungen auszugeben?

Entwicklung ist doch nicht wirklich eine Geldfrage – sondern es geht vor allem darum, mich abseits des Tagesgeschäfts hinzusetzen und mir Gedanken zu machen. Es ist doch nur eine Ausrede, zu sagen, man könne sich eine Entwicklung nicht leisten. Man kann schon mit einem iPhone produzieren. Was wir mit unserer Kamera für 800 Euro alles erreichen! Wer sagt, man müsste einen Trailer zu einem neuen Projekt mit klassischem Team produzieren, versteckt sich hinter Regeln, die es längst nicht mehr gibt.

Herr Schumacher, vielen Dank für das Gespräch.