Jetzt stehen die Paralympics auf dem Programm – und ich habe das Gefühl, dass da bei vielen wieder ein Reflex hervorgerufen wird, nach dem Motto: Darf man da so flachsig sein?

Aber natürlich darf man flachsig sein! Mein Kollege René Kindermann und ich werden ganz bestimmt nicht mit getragener Miene und schwarzen Anzügen im Studio sitzen und sagen: „Das ist wirklich beeindruckend, was diese Menschen leisten können.“ Nein, das sind doch echte Spitzensportler! Wenn man die über sich reden hört, dann schlackert man teilweise mit den Ohren. Meine Mutter ist seit Jahren Vorsitzende eines Ortsvereins für Lebenshilfe in Schleswig-Holstein. Sie sagt immer: „Es ist normal, verschieden zu sein.“ Damit hat sie einfach recht, man muss die Behinderung nicht immer und immer wieder betonen. Und wenn ein Medaillenkandidat bei den Paralympics nur 25. wird, dann darf man ihn auch dafür kritisieren.

Sie selbst haben eine interessante Karriere hingelegt: Vom einstigen Profi-Handballer zum „Sportschau“-Moderator. Darauf käme man bei der Berufsplanung nicht unbedingt auf Anhieb...

Ich hatte 2003 in Gummersbach keinen neuen Vertrag bekommen. Ein Jahr zuvor wurde ich an der Schulter operiert und war danach nicht gerade in der besten Verfassung. Im Handball habe ich mir andere Ziele gesetzt, musste plötzlich wieder in der 2. Liga spielen. Nebenbei habe ich dann studiert. Da kam es häufig vor, dass ich morgens in der Uni saß und nicht wusste, wer ich bin und was ich eigentlich hier mache. Gestern warst du noch Bundesliga-Spieler und heute sitzt du im Hörsaal und bist lange nicht der beste Student. Das muss man im Kopf erst mal verarbeiten. 

Aber glücklicherweise haben Sie beim NDR ein Volontariat gemacht.

Ich hatte wirklich Glück im Unglück. Hätte ich weiter Handball gespielt, wären mir die Chancen beim Fernsehen wahrscheinlich flöten gegangen. Aber es war natürlich nicht davon auszugehen, dass man mir sofort das „Hamburg Journal“ anvertrauen würde, woraus sich dann auch alles weitere ergab. Das war eine echte Fügung, da hatte jemand ganz offensichtlich mal eine gute Idee.

Ein wenig lag der NDR aber in der Familie...

Das ist die lustigste Nummer überhaupt. (lacht) Als kleiner Junge habe ich schon schreckliche Musiksendungen meines Vaters mit Schlagermusik auf der NDR1 Welle Nord gehört. Er war als Anwalt und Notar tätig und ist am Wochenende mit Riesen-Freude ins Funkhaus gefahren. Am Anfang war es aber eine Sportsendung – das war noch cool. Damals habe ich in der E-Jugend bei den kleinen Fußballern gespielt. Vor dem letzten Spieltag hatten wir 90:0 Tore geschossen. Mein Vater versprach uns daraufhin, dass wir bei einem 10:0-Sieg im letzten Spiel ins Radio kommen würden. Wir waren dann aber so nervös, dass wir am Ende nur drei Bälle ins Tor brachten.

Inzwischen haben Sie es ja sogar ins Fernsehen geschafft.

Der Kreis schloss sich, als ich beim NDR anfing. Alle Techniker und Tonleute kannten meinen Vater noch. So gesehen war das ein schöner Einstieg. Und glücklicherweise war mein Vater sozial kompetent, sodass man ihn in guter Erinnerung behielt. Hätte also für mich schlimmer kommen können.

„Schon wieder ein Bommes!“, zum Beispiel...

Die NDR-Kollegen haben immer gesagt: „Du siehst ja genau aus wie dein Alter!“ Da habe ich ihnen gesagt: „Erzählt ihm das. Darüber freut er sich mehr als ich.“

„Sportschau“, „Hamburg Journal“ und dann auch noch mit „Gefragt, gejagt“ eine Spielshow. Als Nächstes kommt dann wohl der Samstagabend?

(lacht) Ich weiß nicht, ob der Samstagabend oder die „Sportschau“ um 18 Uhr ausgeschrieben sind. Ich gehe allerdings samstagvormittags mit meinem Sohn immer sehr gerne auf den Markt. Das würde also momentan alles gar nicht so passen.

Herr Bommes, herzlichen Dank für das Gespräch.