Jetzt schaltet nicht jeder morgens den Fernseher an. Es dürfte trotz manchem Primetime-Ausflug noch viele Menschen geben, die Sie gar nicht kennen...

Ich mache das ja nicht, weil ich jedem bekannt sein möchte. Ich mache das, weil es Spaß macht und Leidenschaft ist. Das frühe Aufstehen bedarf übrigens der größten Leidenschaft. Also Frust kenne ich in den Jahren in denen ich das mache bisher überhaupt nicht. Wenn Leute mich nicht kennen, was sehr oft vorkommt, dann irritiert mich das nicht mehr als dass mein Arzt oder Bäcker nicht berühmt ist. Bekannt zu sein bedeutet heutzutage ja nicht automatisch, dass man seinen Job gut macht. Ich mach den lieber gut und freue mich, wenn es vielleicht langsam immer mehr werden, die zuschauen und mich kennen.

Sie haben ja vor dem „SAT.1-Frühstücksfernsehen“ schon viel moderiert - aber für ein kleines Publikum bei NBC Europe und nrw.tv. Was haben sie aus der Zeit mitgenommen?

Durch das Improvisieren und Ausprobieren habe ich viel Sicherheit vor der Kamera gelernt. Aber auch die Flexibilität. Beides ist sehr wichtig, wenn man so weite Strecken moderiert wie wir beim Frühstücksfernsehen. Und auch da kann ich mir erste Sendungen von mir nur schwer angucken: Das ist jetzt in den drei Jahren auch nochmal viel Sicherheit und Routine dazu gekommen. Aber auch meine letzte Box-Moderation bei Felix Sturm habe ich mir neulich nochmal angeschaut und wieder so viel gefunden, was mich tierisch geärgert hat. Das Lernen hört nicht auf.

Auch nicht bei der Europa League vermutlich. Welche Rolle spielt das in Ihrem Berufsalltag jetzt?

Ich wollte, seit „ran“ auf Sendung ging, damals 1992 am 14. August mit Johannes B. Kerner, immer „ran“-Reporter werden. Klar habe ich mich gefreut als vor zwei Jahren unser Sportchef Sven Froberg angerufen hat, um zu fragen ob ich mir vorstellen könnte als Field Reporter zu arbeiten. Und dann zum ersten Mal das „ran“-Mikro in der Hand halten und mit Rafael van der Vaart zu sprechen - das war ganz, ganz groß. Für die Chance bin ich sehr dankbar. Sie war der Anfang von dem, was ich ab jetzt bei der Europa League bei Kabel Eins machen kann.

Und trotzdem wollen Sie weiterhin Frühstücksfernsehen machen? Lässt sich das alles miteinander vereinbaren - auch mit Blick auf die wechselnden Arbeitszeiten?

Ich käme nicht auf die Idee das aufgeben zu wollen. Zwischen Box-Halle, Fußballstadien und Frühstücksfernsehen mit einem Hollywood-Star bleibt der Adrenalin-Spiegel immer hoch. Und ich habe inzwischen gut gelernt jede freie Minute bei Bedarf zum Schlafen zu nutzen. Das geht bei mir inzwischen fast auf Knopfdruck. Ich schlaf im Flugzeug inzwischen schon vor dem Start ein und komm auch um 3.30 Uhr morgens problemlos aus dem Bett. Inzwischen ist es eher so, dass ich das Ausschlafen verlernt habe.

Keine Angst, dass man sich dann mit der Moderation des „Promi-Boxen“ bei ProSieben zum Beispiel Glaubwürdigkeit im Sportjournalismus verspielt?

Ich bewundere ja von der erste Minute an Johannes B. Kerner. Er hat, wie auch Günther Jauch, immer den Spagat geschafft, den Journalismus und die Unterhaltung zu verbinden. Davor habe ich allergrößten Respekt. Dieser Weg ist sicher auch für mich ein berufliches Ziel. Aber ich weiß, dass das ein sehr langer Weg ist und der erstmal viel damit zu tun hat, dass ich beim Publikum Glaubwürdigkeit aufbauen kann. Dafür gebe ich jetzt auch in der Europa League wieder alles.

Das Frühstücksfernsehen scheint momentan die einzige Experimentierfläche auch für neue Moderatoren im deutschen Fernsehen zu sein - so ohne DailyTalks und Musikfernsehen...

Das stimmt, aber das war es schon immer. Am Morgen wurden schon viele TV-Stars gemacht. Und das bei allen Sendern. Maybrit Illner, Andrea Kiewel oder Peter Frey sind nur drei der Namen, die dort ihren Anfang hatten. Frühstücksfernsehen schult sehr. Aber es geht nicht nur darum, wer aus dem Frühstücksfernsehen neue Jobs erlangt. Personen wie Cherno Jobatey oder Wolfram Kons machen das mit Leidenschaft und viel Enthusiasmus seit über 20 Jahren und sind feste Größen für die Zuschauer um diese Uhrzeiten geworden. Ich finde das toll, aber es ist immer eine Frage der persönlichen Ziele.

Und wie lautet ihr persönliches Ziel?

Mein derzeit wichtigstes Ziel ist der Sport und da bin ich unserer Sendergruppe dankbar, dass ich mir das Ziel erfüllen kann. Und ein starkes Frühstücksfernsehen - da wollte ich hin, da darf ich sein. Alles andere wird die Zeit zeigen. Also natürlich will jeder Moderator mal auf die ganz große Bühne. Jeder der sich vor der Kamera präsentiert, träumt vom immer größeren Publikum. Das sagt vielleicht nicht jeder, aber jeder der vor der Kamera steht wenn das Licht angeht, muss ein Stück weit extrovertiert sein. Eine Rampensau. Die muss man halt manchmal zügeln.

Herr Killing, herzlichen Dank für das Gespräch.