Tower Productions ist die deutsche Produktionstochter der BBC Worldwide. Falls das jemand noch nicht wusste oder Tower Productions nicht kennt: Durch welche Produktionen könnte man Sie kennen?

Mark Land: Wir haben zum Beispiel 45 Folgen der Gameshow "Wer zeigt's wem?" mit Florian Weber für das SWR Fernsehen gedreht. Das war die Adaption des BBC-Formats "Clever vs. stupid". Außerdem haben wir für das WDR Fernsehen "Freitag tischt auf" produziert, die Adaption von "Food Factory". Derzeit befinden wir uns in Gesprächen über eine Fortsetzung.

Björn Freitag wurde als WDR-Gesicht inzwischen ja sehr gut aufgebaut.

Arne Kreutzfeldt: Das stimmt. Aber auch die Mehrteiler „Reich und Obdachlos“ für’s ZDF und „Jung trifft Alt“ für die ARD sind Programme, auf die wir durchaus stolz sind. Das letzte Projekt, das wir umgesetzt haben, ist womöglich einigen Zuschauern entgangen, die sonst nur das Programm der großen Sender sehen,  Das waren die "Junior Docs" bei ZDFneo. Derzeit bereiten wir gerade die zweite Staffel vor.



Da ist Ihnen Vox ja ein wenig mit einem ähnlichen Format über junge Ärzte zuvorgekommen.

Arne Kreutzfeldt: Das ist richtig und hat mich – zugegebener Maßen – im ersten Moment auch ein bisschen geärgert. Unterm Strich waren es aber zwei relativ unterschiedlich erzählte Formate. Insofern war das ganz gut zu verschmerzen.

Ihr Spektrum ist ja relativ breit, weil Sie auf den Katalog der BBC Worldwide zugreifen können. Womit lohnt es sich derzeit am ehesten, in Deutschland hausieren zu gehen?

Mark Land: Es gibt einen sehr hohen Bedarf an Factual Entertainment, im Idealfall für die tägliche Ausstrahlung. Da unterscheidet sich der deutsche Markt nicht sehr vom britischen, wohl aber im Geschmack. Nehmen Sie die "Antiques Roadshow", die seit 25 Jahren bei der BBC läuft. Das ist ein Format, das in England extrem gut funktioniert, in Deutschland aber vermutlich nicht so viel Erfolg haben würde.

Arne Kreutzfeldt: Das Gleiche gilt ja auch umgekehrt. Man stelle sich vor, man würde das "Frühlingsfest der Volksmusik" nach England holen wollen. Wir schauen also schon genau, welche BBC-Produktionen auch für den deutschen Markt passen würden.

Die "Antiques Roadshow" hat wirklich was von „Großvater macht jetzt Fernsehen“…

Arne Kreutzfeldt: Es kommt ja auch fast aus Großvaters Zeiten (lacht)

Zurück in die Gegenwart: Welche Formate sind denn dann im Factual Entertainment gefragt?

Arne Kreutzfeldt: : Wenn man sich mal die Veränderungen auf dem deutschen Markt anschaut, erkenne ich eine Entwicklung, die mir gut gefällt. Der Trend geht wieder hin zu positiven und lebensbejahenden Geschichten. Die Zeit, in der wir quasi von oben herab in andere Milieus geschauthaben, geht meiner Meinung nach langsam zuende. Im Vordergrund stehen viel mehr wieder gut erzählte Geschichten, die einem ein positives Gefühl geben.In diesem Zusammenhang sollte man vielleicht auch das Format "Lovetown" erwähnen...

Mark Land: Ein fantastisches Programm, das gemeinsam mit Oprah Winfrey in Los Angeles von BBC Worldwide gemacht wird für ihr Network OWN. Als Sozialexperiment angelegt, versuchen Life- und Lovecoaches innerhalb von 30 Tagen mehr Miteinander und Liebe in eine Kleinstadt zu bringen. „Lovetown“ ist im Grunde die Summe aller Helping-Formate, von „Helfer mit Herz“ bis „Herzblatt“.

Arne Kreutzfeldt: Wir lieben dieses Programm und es würde sicherlich auch in Deutschland den Zeitgeist treffen. Das gleiche gilt auch für „Bake Off“ - ein Riesenerfolg, an dem man eigentlich auch in Deutschland nicht mehr vorbeikommt.

Eigentlich merkwürdig. Wir kochen uns zu Tode, aber das Thema Backen ist bislang selten umgesetzt. Von „Enie backt“ bei Sixx mal abgesehen...

Mark Land: Ein Thema, das bei einem vergleichsweise kleinen Sender wie Sixx sehr gute Quoten holt und zeigt, dass Backen im Trend liegt. Insofern sind wir hoffnungsvoll, dass auch „Bake Off“ in Deutschland stattfinden wird. Und dann haben wir natürlich auch "Blockbuster-Titel" wie Top Gear im Katalog, bei denen es aber schwieriger ist, sie in den Markt zu bringen.

Arne Kreutzfeldt: Als ich bei der Tower angefangen hab, war es natürlich mein großes Ziel und ist es auch noch heute, ein Format wie „TopGear“ in Deutschland zum Leben zu erwecken. Aber es ist auch kein Geheimnis, dass das ein unfassbar schwieriges Unterfangen ist.. Wir lassen uns aber nicht entmutigen sondern arbeiten stetig daran und sind auch nach wie vor davon überzeugt, dass eine große Unterhaltsshow rund um des deutschen liebstes Spielzeug einfach ins deutsche Fernsehen gehört. Aber über die Gründe, warum es bisher noch nicht geklappt hat, könnte man allein nochmal ein ganzes Gespräch führen.