Sie würden also sagen, es fehlte bisher an Höhepunkten bei Sport1?

Nein, wir fokussieren uns jetzt aber noch stärker auf unsere Kernpositionierung und bauen die Höhepunkte aus. Die Formel 1 passt hervorragend zu uns und mit der MotoGP haben wir sonntags einen echten Leuchtturm im Programm, der sich auch im Marktanteil niederschlägt. Woran es aber definitiv in der Vergangenheit mangelte, waren Höhepunkte in der Daytime…

... wo bisher die umstrittenen Anrufshows dominierten.

Die Daytime haben wir seit 4. März bereits ab 14:30 Uhr geöffnet. Dort, wo bislang das "Sport Quiz" zu sehen war, zeigen wir nun wieder "echtes" Programm. Man darf nicht vergessen, dass wir diese Programmfläche zehn Jahre lang inhaltlich nicht wirklich genutzt haben. Die Zuschauer müssen uns am Nachmittag erst mal wieder wahrnehmen.

Haben Sie das "Sportquiz" eigentlich aus dem Programm genommen, um neue Zuschauer anzusprechen oder weil es ganz einfach nicht mehr so viel Geld abgeworfen hat wie früher?

Wir wollen nachmittags ganz klar neue Zuschauer gewinnen. Auch da möchten wir qualitativ gutes Programm anbieten. Bislang waren wir mit 0,1 Prozent Marktanteil unterwegs, nun soll es mit Lizenzprogrammen und Eigenproduktionen nach oben gehen. Erste Erfolge sind auch bereits sichtbar. Eine "Doppelpass"-Wiederholung am Montagnachmittag holt beispielsweise 3,4 Prozent Marktanteil. Am Vorabend starten wir nun das "Laufband-Quiz", für das wir uns auf Deutschland-Tour begeben. Das ist ein sehr unterhaltsames Format, das auf den Überraschungsmoment setzt.

Und dazu passen dann auch lustige Sportclips und ein Sex-Talk am späten Abend?

Die "Funny Breaks", ein Format mit unterhaltsamen Sport-Werbeclips, sind natürlich kein neuer Leuchtturm auf Sport1. Das Format hilft aber dabei, das Programm etwas bunter zu gestalten. Und in der Nachtschiene ist die freitägliche "Rene-Schwuchow-Show", auf die Sie ansprechen, eine neue Farbe, die das Business-Modell in der Nacht auch mit Blick auf die Marktanteile unterstützen soll. Das Format würde ich aber nicht überbewerten. Wir beschreiben die Nacht gern als Liebessport – und da schließt sich doch der Kreis. (lacht)

Aber das kann ja nicht alles sein. Kürzlich war zu lesen, dass es keine Denkverbote geben soll.

Das "Laufband-Quiz" zum Beispiel ist die Idee einer jungen Redakteurin, die dafür mit Liebe, Leidenschaft und Herzblut gekämpft hat – und nun haben wir es einfach gemacht. Und manchmal ist es für einen Fernsehsender relativ schwierig, ein Format mal eben so auf Sendung zu bringen. Aber klar, dabei soll es nicht bleiben. Für den Sommer und die nächste Saison arbeiten wir weiter an neuen Konzepten. Daneben halten wir auch Ausschau nach neuen Sportrechten.

Generell wollen Sie ja auch eine gewisse Verjüngung des Programms erreichen. Warum ist Ihnen Frank Buschmann eigentlich zu alt?

Ist er nicht. Bei Facebook zeigt sich ja, dass er auch bei der jüngeren Zielgruppe ankommt. Frank Buschmann ist eine Persönlichkeit, die seit vielen Jahren für uns tätig ist und in der laufenden Saison weiterhin bei uns im Einsatz ist. Wir möchten jedoch auch neuen Gesichtern und Talenten – nicht als Ersatz für Frank Buschmann – eine Chance geben. Auf anderen Sendern gibt es ja bereits ähnliche Beispiele. Nehmen Sie den "Sportschau-Club", der inzwischen deutlich frischer daherkommt.

Jörg Wontorra wird aber bleiben? Er ist ja auch nicht der Jüngste...

Um Jörg Wontorra müssen wir uns keine Sorgen machen. Ich habe nie gesagt, dass Menschen hier zu alt sind. Richtig ist, dass wir gewisse Formate personalisieren wollen – genau dafür ist der "Doppelpass" mit Jörg Wontorra übrigens das beste Beispiel.

Welche Rolle spielt inzwischen eigentlich der Unterhaltungs-Aspekt in der Sportberichterstattung?

Wir möchten den Sport professionell und seriös abbilden, der Aspekt Unterhaltung spielt dabei ebenfalls eine wichtige Rolle. Die Mediennutzung hat sich drastisch verändert – unter anderem auch wegen sozialer Netzwerke. Die Ansprache ist heute also auch eine andere. Man sollte Facebook und Twitter dabei nicht überbewerten, sie aber in keiner Konzeption außen vor lassen.

Herr Schröder, herzlichen Dank für das Gespräch.