Herr Fritsche, Sie haben in der vergangenen Woche mitteilen müssen, das Fußball-Radio 90elf einzustellen. Wie groß ist die Enttäuschung?

Die Enttäuschung ist unendlich groß. Das hat aber zwei Stufen - besonders heftig war es, als uns die DFL im März gesagt hat, dass wir die Bundesliga-Rechte nicht mehr bekommen würden. Danach herrschte im gesamten Team Ernüchterung. Wir haben daraufhin viel gerechnet, viel diskutiert, mussten aber letztlich zusammen mit dem Gesellschafter die Entscheidung treffen, 90elf einzustellen. Deswegen war der Dienstag noch einmal ein ganz besonders trauriger Tag. Man kann es den jungen Leuten in unserem Team kaum erklären, aber das gehört leider zur Realität im Wirtschaftsleben.


Inwiefern musste man in den vergangenen beiden Monaten mit dieser Entscheidung rechnen?

Wir als Geschäftsführer haben ständig Alternativen im Kopf gehabt. Man kann sich ja nicht einfach auf den Rücken legen und sagen, alles ist vorbei. aber wenn man einen so wichtigen Part wie die Bundesliga nicht mehr besitzt, dann wird es schwierig. Sie müssen wissen, dass wir im Jahr 700 Spiele live kommentiert haben, von denen alleine 616 auf die Bundesliga fallen. Da fehlt dann natürlich eine ganze Menge. Und genau darüber mussten wir mit unseren Leuten und Partnern sprechen. Das braucht seine Zeit, aber es kristallisierte sich heraus, dass der Sender in dieser Form keine Perspektive mehr hat. So gesehen war nicht vom ersten Tag mit einer Einstellung zu rechnen, aber es war ganz sicher von Beginn an eine von mehreren Optionen.

Gab's denn Überlegungen, sich breiter aufzustellen? Ein Sportradio wäre ja sicherlich ein spannendes Projekt gewesen, oder?

Der Start eines Sportradios war eine Option, aber das bekommt man unternehmerisch und wirtschaftlich nicht hin. Auch da wären die Bundesliga-Rechte ein wichtiger Bestandteil gewesen - und dann gehörte auch noch ein entsprechender Markt dazu. Deutschland ist ganz anders als England oder Amerika. Wir haben das intensiv aus unserem Horizont getestet und bewertet, sehen aber leider auch mit dem starken öffentlich-rechtlichen System keine Chance, einen solchen Sender ohne das Kernstück Bundesliga anzufangen.

Nun besitzen Sie auch noch die Rechte am DFB-Pokal. Wie geht es damit weiter?

Das entscheiden wir gemeinsam mit dem DFB. Erst mal steht das Team von 90elf im Mittelpunkt. Wir werden uns aber noch mit dem DFB zusammensetzen und über die Rechte sprechen. Alleine von den DFB-Pokal-Rechten kann man leider auch nicht leben.

Was bedeutet die Entscheidung jetzt für die Mitarbeiter? Es hieß, dass nach Lösungen gesucht wird - bloß für jeden wird künftig wohl kein Platz sein, oder?

Nein. Aber da bin ich ganz selbstbewusst: Diese Mitarbeiter haben an einem historischen Projekt mitgearbeitet. Sie haben etwas erfunden, das es in Deutschland so noch nicht gab. Das ist selten. Noch dazu sind alle Mitarbeiter richtig gut und menschlich ein tolles Team. Das sagt Ihnen natürlich jeder in einer solchen Situation, aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die Kollegen an anderer Stelle wieder tolle Arbeit leisten werden. Wir versuchen intern so viel wie möglich zu tun. Das wird aber längst nicht jedem helfen und schon gar nicht für alle attraktiv sein. Wenn jedoch einige Menschen, die in diesem Bereich wie ich Verantwortung tragen, aufmerksam sind, dann kommen sie an unseren Mitarbeitern kaum vorbei.