Das verwirrt mich jetzt ein wenig. Ich dachte, der Erfolg bei DMAX kam als man sich verstärkt auf internationale Programme konzentriert hat. Wozu jetzt wieder mehr lokale Eigenproduktionen?

Dank unserer starken Marktanteile sind wir heute in einer besseren Position, um solche Formate wirtschaftlich zu produzieren. Ich denke da an ganz unverwechselbare Programme, wie zum Beispiel „Die Asphalt-Cowboys“. Die Welt der Trucker war ein großes Experiment, auch weil es wieder ganz anders und etwas langsamer erzählt ist als manches US-Format. Aber: Es wurde unser erfolgreichster Serienstart im letzten Jahr. Die zweite Staffel, die bis vor wenigen Tagen lief, war mit einem Schnitt von 3,5 Prozent Marktanteil die erfolgreichste DMAX-Eigenproduktion aller Zeiten.



Für die Produzenten, die mitlesen: Was suchen Sie denn für Formate für DMAX?

Nach wie vor suchen wir in allen Bereichen, in denen wir stark aufgestellt sind. Zum Beispiel neuartige Auto-Formate, aber ausdrücklich kein deutsches „Top Gear“. Unser Sender steht heute auch für männlichen Lifestyle, wie wir Anfang des Jahres mit Thommy Scheel und „Eine Stadt, ein Tag, ein Mann“ erfolgreich gezeigt haben. Die zweite Staffel startet übrigens Ende des Monats.
Im Bereich Food würden wir auch gerne mehr machen, aber ich sehe leider lokal nicht diese Esskultur, wie wir sie in amerikanischen Formaten abbilden. Dennoch sind wir immer offen für Ideen. Was uns wichtig ist: Produzenten müssen sich mit der DNA von DMAX auseinandersetzen und dann Außergewöhnliches anbieten. Eine kategorische Ausnahme gibt es auch: Scripted Reality werden wir nicht produzieren. DMAX ist und bleibt echt. Und was wir auch nicht mehr machen: Staffeln mit über dreißig Folgen. Lieber kürzer, weil es sich besser und mit mehr Aufmerksamkeit programmieren lässt.

Im Männermarkt tummeln sich inzwischen aber auch RTL Nitro, bald ProSieben Maxx und Katja Hofem will Ihnen bei Kabel Eins auch in einigen DMAX-Genres Konkurrenz machen...
 
Konkurrenz belebt das Geschäft. Die Grundidee von DMAX hat offenbar immer mehr Wettbewerber überzeugt. Bislang versuchen sie aber meist erfolglos unsere Rezepte zu kopieren, was daran liegt, dass wir frühzeitig Themen und Trends filtern und uns in vielversprechenden Genres alle interessanten Formate sichern. Wir können also klar sagen, was früher oder später auf Sendern auftauchen wird, die sich an einer DMAX-Kopie probieren: Nämlich das, was wir nicht haben wollten.

Stichwort Trend: DMAX hat mit dem Gespräch zwischen Oprah Winfrey und Lance Armstrong erstmals Erfahrung mit Live-Übertragungen gemacht, wenn auch mitten in der Nacht. Jetzt war das ein ziemlich einmaliges Ereignis...

...und DMAX wird weiter mit Live-Übertragungen experimentieren, wenn Sie danach fragen wollten. Wenn DMAX weiter wachsen will, ist das ein Muss für uns. Live-Sendungen sind ein aufregendes Thema, das wir verstärkt angehen. Zwei Projekte sind schon sehr konkret und kurzfristig bei uns zu sehen: Der Hochseilartist Nik Wallenda wird 450m über dem Grand Canyon balancieren. Im vergangenen Jahr hat er sich schon an die Niagara-Fälle gewagt, damals noch mit Sicherungsseil. Bei Discovery läuft er in diesem Jahr ohne - und wir werden das spektakuläre Ereignis live in der Nacht vom 23. auf den 24. Juni übertragen. Darüber wird gesprochen, das kann ich versprechen. Das zweite Thema ist Boxen - auch live, und zwar in der Nacht vom 29. auf den 30. Juni. Mit dem Boxsport treffen wir unsere DMAX-Zielgruppe genau. Das ist Adrenalin, Extremsport, Kampf. Wir zeigen den in den USA von HBO übertragenen WM-Kampf zwischen Gennady Golovkin und Matthew Macklin - mit dem deutschen Kommentar von Harry Weber und Graciano Rocchigiani als Box-Experten.

Okay, aber sagen wir mal so: Wenn ihr Vermarktungschef jetzt nicht gerade gehen würde, würde er vermutlich doch mal nachfragen, ob man Boxsport nicht auch zu attraktiverer Sendezeit zeigen könnte - wo sich so etwas auch vermarkten lässt. Live-Events mitten in der Nacht haben doch einen begrenzten Reiz, oder nicht?

Boxen ist eine Sportart, auf die wir schon länger unser Augenmerk legen und die wir wirklich ganz gezielt prüfen wollen. Wir haben jetzt die Chance, einen so hochwertigen Kampf aus den USA zu zeigen und nutzen sie gerne. Der Kampf findet in den USA nun mal in der Prime Time statt. Aber beim Boxen sind gute Kämpfe in der Nacht gelernt. Danach muss man schauen, was DMAX im Bereich Boxen noch machen kann - vielleicht auch in unserer Zeitzone. Darüber hinaus sind wir durch den Einstieg von Discovery bei Eurosport auch mit den dortigen Kollegen im Dialog. Kurzum: Beim Thema Sport bei DMAX ist Musik drin.

Nachfrage zum Thema Live-Events: Haben Sie letztes Jahr eigentlich mitgeboten um die Übertragungsrechte von Red Bull Stratos?

Das war zum damaligen Zeitpunkt für uns kein Thema. Wir konzentrieren uns da lieber auf andere Events, die näher bei uns liegen. Nik Wallenda ist da durchaus der richtige Mann am richtigen Ort. Man darf ja auch nicht vergessen, dass Red Bull Stratos letztlich eine sehr großangelegte Werbeaktion war - woran wir kein großes Interesse hatten.

Dann bleibt nur noch die Abschlussfrage aus der Kategorie „Wünsch Dir was“: Welche Zielgruppe darfs denn sein für DMAX?

Mit unseren 25- bis 39-jährigen Männern als Kernzielgruppe bin ich sehr glücklich. Wir wollen ein Männersender bleiben und uns von dieser Positionierung auch nicht weg bewegen, aber mit neuen Themen mehr Männer mit noch verschiedeneren Interessen ansprechen. DMAX ist kein Sender, der Zuschauer hat, sondern Fans. Und das soll so bleiben.

Herr Nowotny, herzlichen Dank für das Gespräch.