In welche Richtung können Sie sich generell mehr vorstellen bei Tele 5? Vielleicht als Nachricht in den Produzentenmarkt?

Womit wir gute Erfahrungen gemacht haben, sind leicht erkennbare Sujets, die es schon einmal gegeben hat. Also wie bei Oliver Kalkofe, dessen „Fressesprecher“ wir übrigens auch noch ausbauen werden. Wir werden auch mit Peter Rütten mehr machen. Ich habe offenbar Spaß daran, in die Jahre gekommene Männer als Gesichter von Tele 5 aufzubauen (lacht).



Aber musste denn wirklich noch so eine beliebige Werbeclip-Show sein? Das hat es wirklich schon oft genug gegeben.

Ich saß mit einem Ferrero-Manager beim Essen und er schimpfte darüber, dass sich die Sender gar nicht mehr richtig für Werbung interessieren. Daran ist die Werbewirtschaft selbst nicht ganz unschuldig, die irgendwann weitgehend aufgehört hat, gute Werbespots zu produzieren. Dass das aber immer noch möglich ist, zeigen wir in dieser Sendung und auch mit dem „Leider geil“-Spot des Monats.

Geht so ein stilles Format wie „Playlist“ nicht unter, wenn man sonst über Oliver Kalkofe oder „Who wants to fuck my girlfriend!“ in die Schlagzeilen gekommen ist?

Das ist eine tolle Sendung. Deswegen haben wir sie gemacht. Ich mache mir nicht unnötige Gedanken darüber, wie das wirkt. Gutes Fernsehen wirkt, wenn man nur lange genug sendet. Hans Sarpei hat auch nichts mit Ulmen oder Kalkofe oder „Playlist“ gemeinsam. Aber mit ihm etwas zu machen, das ist leider geil. Wir haben mit dieser News an einem Tag 160 Pressemeldungen generiert. Das ist vermutlich mehr, als ProSiebenSat.1 bekam, als sie alles auf einmal vermeldet haben. Es kommt nicht auf die Masse an, sondern auf die Idee.

Jetzt reden wir die ganze Zeit über wenige Programmstunden in der Woche, die Eigenproduktionen füllen. Sonst sind es SciFi-Serien und zunehmend völlig unbekannte Spielfilme...

Der Erfolg von Tele 5 liegt in der Kostenminimierung. Wir haben 20 Stunden fiktionales Programm am Tag. Suchen Sie mal einen anderen Sender, der das im Free-TV bietet. Das ist eigentlich unbezahlbar. Aber wir - und das ist der eigentliche Erfolg von Tele 5 - haben unsere Nische gefunden, in der das möglich ist. Wir haben 14 neue Programm-Zulieferverträge im Wert von vielen Millionen Euro abgeschlossen, weil Tele 5 einen unglaublichen Programmhunger hat, den die Tele München Gruppe alleine längst nicht mehr stillen kann. Wir haben stattdessen Ware erworben, die sonst keinen Abspielplatz im deutschen Fernsehen findet. Die Programme haben wir bei Firmen gekauft, die kennt der Chefeinkäufer bei ProSiebenSat.1 gar nicht. (lacht)

Gut, dass Sie sich vom Claim „Wir lieben Kino“ verabschiedet haben. Oscar-prämierte Filme sind das wohl kaum mehr...

Wir haben angefangen mit „Wir lieben Kino“ und sechs Stunden Fiction pro Tag. Da hatten wir auch immer mal Rosinen im Programm. Das waren die Filme, die das Label „Wir lieben Kino“ getragen haben. Da wir jetzt aber ganz andere Filme zeigen, die das Label nicht mehr tragen, musste sich das ändern. Über den Hybriden „Gute Unterhaltung“ sind wir zu „Leider geil“ gekommen. Nichts trifft unser Programm besser: Wir haben viele trashige Filme, die aber höchst unterhaltsam sein können. Das ist dann leider geil.

Sie sprachen von Kostenminimierung. Wo lässt sich denn weiter minimieren?

Die Kosten für die Verbreitung des Sendesignals haben sich in den letzten fünf Jahren halbiert und die Programmkosten sind seit mindestens fünf Jahren auch nicht gestiegen, und das, obwohl nur noch 30 Prozent von der Tele München Gruppe kommen und der Rest auf dem Markt gekauft wird. Alle anderen Kostenarten haben wir sehr gut im Griff. Wir machen alle Funktionen eines Senders selbst, mit sehr geringer Mitarbeiterzahl. Darauf können alle bei Tele 5 sehr stolz sein.

Welchen Effekt hat z.B. „Kalkofes Mattscheibe“ eigentlich in der Vermarktung für Sie? Werbung können Sie dort nicht verkaufen - eine Werbepause gibt es nicht...

Aber alle reden drüber. Und um das zu erreichen, müsste ich sonst teuer Werbung schalten. Leider kriege ich mit meinem kleinen Budget woanders nicht ansatzweise die Rabatte, die große Kunden bei uns bekommen. Das wäre also ein schlechtes Geschäft. Wir lassen einfach das Programm sprechen. Wenn Kalkofe ein Interview gibt, steht das in wenigen Stunden überall. Und ich hoffe, dass ein bisschen etwas von seinem Sternenstaub auf Tele 5 abfällt.