Herr Rosemann, was ist bei Staffel 3 einer Show wie "The Voice of Germany" gefährlicher? Zu viel oder zu wenig zu verändern?

Man darf nicht glauben, man könnte Erfolge einfach so wiederholen. Ich finde dieses Format einfach zauberhaft und es steckt ganz viel Leidenschaft in jeder Folge, aber eine dritte Staffel von einer großen Show wie ‚The Voice of Germany‘ hängt ganz viel mit Frischhalten und Erneuern zusammen – ohne dabei jedoch den Charakter zu verändern. Genau das, glaube ich, ist für Fernsehmacher die größte Gefahr. Dass man Formate zu sehr entfremdet. Da sind wir schlau genug und wissen: Manchmal ist weniger mehr.

Was bzw. wie erneuern Sie denn?

Wir wollen die Sehgewohnheit über eine Staffel frischhalten. Wir haben ausführlich das Feedback unserer Zuschauer ausgewertet. Da wurde angemerkt, dass in den Battles zu oft zu gute Sänger ausscheiden. Oder dass die Live-Shows nicht so spannend waren wie die Blind Auditions. Es konnte ja jeder, der die Zahlen beobachtet, feststellen, dass wir die guten Quoten aus den Blind Auditions nicht vollständig in die großen Live-Shows übertragen konnten. Unsere Aufgabe war: Die finale Phase von 'The Voice of Germany' darf nicht aussehen wie, sagen wir mal, eine ‚gewöhnliche‘ Castingshow.



Und was bedeutet das jetzt konkret?

Wir wollen die Sendung in allen Phasen – also Blind Auditions, Battles und Live-Shows – stärken. Aber es gibt in der dritten Staffel auch noch eine neue Phase. Der Reihe nach: Man kann das Prinzip der Blind Audition noch steigern. In den Blind Auditions gibt es eine kleine Überraschung: Eine von uns so genannte Blind Blind-Audition. Nachdem sich die Stühle der Coaches umdrehen ist noch nicht direkt klar, wer da auf der Bühne steht. Mehr will ich dazu noch nicht sagen.

Können Sie zu den anderen Änderungen mehr sagen?

Bei den Battles gibt es das neue Element ‚Steal Deal‘. Das begegnet der Kritik der Zuschauer, die enttäuscht waren, dass sehr gute Sänger nur durch das direkte Duell ausscheiden müssen. Jetzt können sich die anderen Coaches den Verlierer eines Battle, wenn er oder sie besonders überzeugt hat, in ihr Team holen. So lässt sich in fremden Teams wildern.

Sie sprachen eben von einer neuen Phase. Wie sieht die aus?

Die setzt nach den Battles ein und heißt Showdown. Da treten in jedem Team jeweils zwei Talente gegeneinander an – aber nicht mit einem gemeinsamen Song. Jeder singt einen Song, der ihm bzw. ihr besonders viel bedeutet. Im Showdown werden die Teams für die Live-Phase nochmal halbiert.

Und da bleiben dann weniger übrig als bisher? Also auch weniger Live-Shows?

Wir haben bislang sehr viele Live-Shows mit vielen Talenten und vielen Songs gemacht – das war vielleicht zu wenig fokussiert. Wir werden uns auf weniger Talente konzentrieren, was nicht bedeutet, dass unsere Shows kürzer werden. Und es gibt ein neues Element in den Live-Shows: Die Cross-Battles. Das ist ein Element, dass wir im Ausland bei anderen ‚The Voice‘-Shows entdeckt haben und sehr spannend fanden: Zum ersten Mal treten Talente von unterschiedlichen Coaches gegeneinander an. Bislang war es ja bis zum Finale so, dass die Teams intern kleiner geworden sind, so dass im Finale aus jedem Team ein Kandidat angetreten ist. Jetzt kämpfen aber schon vorher Coach gegen Coach und im Finale stehen wirklich die Besten der Besten.

Schön und gut. Aber der Gewinner von Staffel 2, Nick Howard, hat keine große Karriere hingelegt. Schadet das dem Format?

Was ist eine Karriere? Eine Woche Nr.1 und zwei ‚Bild‘-Schlagzeilen? Das ist ein plastischer Erfolg im Nachgang einer Fernsehshow, die wer weiß wie viele Millionen Zuschauer hat. Nick Howard hat sich dafür entschieden kein vorproduziertes, schon in der Schublade liegendes Album zu präsentieren. Wenn sie ihn treffen, ist er sehr glücklich, weil er viele gute Auftritte hat. Er lebt seinen Traum als Musiker. Sein Album ist zugegebenermaßen nicht so erfolgreich gewesen wie Ivys. Aber wenn ihm ‚The Voice‘ geholfen hat, sich einen Namen zu machen und weiter die Musik machen zu können, die von ihm kommt, dann hat ihm ‚The Voice‘ viel gebracht. Wenn man es ernst meint mit einer Musik-Show, dann geht es genau darum. Und es ist doch toll, dass Künstler wie Mic Donet, Isabel Schmidt oder Michael Schulte einen großen Pusch für ihre musikalische Karriere bekommen haben.

Herr Rosemann, herzlichen Dank für das Gespräch.