Weil Sie gerade die Schuldnerberatung ansprechen – eigentlich ist das ja ein klassisches öffentlich-rechtliches Thema. Und plötzlich kommt RTL und besetzt dieses Thema. Bitter für Sie?

Ich hatte Herrn Zwegat schon als Gesprächspartner bei uns. Er macht einen sehr ordentlichen Job und RTL ist ja kein schlechter Sender. Die machen viele Sachen, die auch zu uns passen würden. Aber diesen Erfolg muss man den Kollegen auch gönnen. Wenn ein Bereich mit "Raus aus den Schulden" und Peter Zwegat so besetzt ist, wäre es töricht, eine schlechte Kopie nachzuschieben.

Also eine vertane Chance, dass das ZDF nicht früher auf die Idee gekommen ist?

Ich war bis vor zwei Jahren Redaktionsleiter bei "WISO" und kann Ihnen sagen, dass das ein abendfüllender Job ist. Ich habe überhaupt keinen Kopf gehabt, darüber nachzudenken, was das ZDF alles noch hätte machen sollen. Das ist eher Sache der Unternehmensleitung und da will ich mich nicht einmischen.

Die ARD feiert Quoten-Erfolge mit dem Markencheck. Dafür hagelt es allerdings oft Kritik. Mit dem "WISO-Duell" gehen Sie ähnliche Wege. Was erwidern Sie Kritikern, die Ihnen vorwerfen, nur an der Oberfläche zu kratzen?

Die Kritiker sind uns wichtig. Wichtiger sind aber die Kunden, also die Zuschauer. Wenn ich sehe, welche Akzeptanz das "Duell" bei den Zuschauern findet, dann halte ich die Kritiker gerne aus. So ein Duell zu erfinden, ist keine Innovation, die sich patentieren lässt, aber sie funktioniert gut in der Magazinform. Sie ist ein kurzes und schnelles Format und da gehen uns die Themen auch nicht aus. Die Kritik an den Markenchecks habe ich auch gelesen. Es darf nicht soweit gehen, dass am Ende verbrannte Erde zurückbleibt. Umgekehrt erleben wir aber zunehmend, dass die Juristen schon auf der Matte stehen, noch bevor die erste Sekunde eines Berichts über ein Unternehmen überhaupt auf dem Sender war.

Ist das inzwischen Alltag?

Die Beschwerden, Unterstellungen und die juristischen Angriffe und Einschüchterungen nach der Sendung: das kennen wir schon. Gerade deshalb sind wir bei kritischen, investigativen Themen gerne mit unseren Juristen zusammen unterwegs. Ich kann mich allerdings nicht daran erinnern, dass wir jemals einen Prozess verloren haben. Inzwischen nimmt das allerdings absurde Züge an. Wir hatten erst neulich eine Programmbeschwerde über ein Stück, das noch gar nicht gelaufen ist. Der Anwalt konnte also gar nicht wissen, was wir vorhaben. Also können wir nur unterstellen, dass er wissen konnte, was sein Mandant am Stecken hat. Das wiederum hat uns natürlich gut gefallen und eher beflügelt.

Worauf führen Sie diese Dünnhäutigkeit zurück?

Kritische Berichterstattung zeigt Wirkung. Und welches Unternehmen lässt sich schon gerne vor einem Millionenpublikum attackieren? Aber anscheinend ist auch die Streitlust gestiegen.

Sind Sie schon mal eingeknickt?

Es gab einen Fall, bei dem von unseren Juristen gesagt wurde: Finger weg, ihr könnt das nicht gewinnen, auch wenn ihr gute Protagonisten habt. Da ging es um katastrophale Arbeitsbedingungen, arbeitsrechtliche Auseinandersetzungen und Whistleblower. Im Mittelpunkt stand ein Unternehmen der Systemgastronomie. Damals beschwerten sich Mitarbeiter vor der Kamera, die aber aus Angst unkenntlich gemacht werden wollten. Den Juristen war schon klar, dass das schwierig wird. Sie sagten, dass wir eidesstattliche Versicherungen benötigen und dass unsere Zeugen eventuell vor Gericht aussagen müssten. Wenn die sich das nicht vorstellen könnten, sei die Sache nicht durchzuhalten. In diesem Moment war der Beitrag futsch.

Klingt nach viel Streit...

Ja. Einmal mussten wir bis vor den BGH ziehen, wo wir schließlich gewonnen haben. Da war hier echt gute Stimmung. (lacht)

Gibt es in all den Jahren noch Fälle, bei denen Sie mit dem Kopf schütteln oder kann kann Sie nichts mehr erschüttern?

Es gibt immer wieder Neues. Als "WISO" anfing, war die Servicewelt überschaubar. Da gab es das Telefon nur von der Deutschen Bundespost und der Tarif war amtlich festgelegt. Wenn Sie heute sehen, wie versucht wird, Ihnen Telefone für null Euro Einstandspreis unterzujubeln, verbunden mit einem Ratenvertrag, der die Sache extrem teuer macht, dann muss man sich nicht über Verschuldungsprobleme wundern.  Wir haben auch schon mal den Spieß umgedreht und den Handel vorgeführt: Wir haben junge Leute, zwischen 25 und 30, in Jeans und Schlabber-Shirts gesteckt und dann zu BMW, Audi und Mercedes geschickt. Die standen dann im Showroom und wurden eine halbe Stunde lang ignoriert, bis sie wieder gegangen sind. Dann haben wir das selbe Pärchen in Anzug, Kostüm, High Heels und Krokoledertasche erneut hingeschickt – und sofort wurden sie angesprochen und gefragt, ob sie eine Probefahrt machen wollen. So etwas zeigen wir mit Vergnügen.

Sie brennen ja noch richtig für Ihren Job. Kaum vorstellbar, wie Sie ab März montags um 19:25 Uhr vor dem Fernseher sitzen und die Sendung schauen.

Stimmt. Könnte schwierig werden. Wahrscheinlich werde ich finster entschlossen an meinem Laptop sitzen und schreiben. Und es den Verlagen zeigen! (lacht)

Herr Opoczynski, vielen Dank für das Gespräch.