Lernen die Zuschauer durch Ihre neue Sendung eigentlich auch einen neuen Wigald Boning kennen? Zuletzt waren Sie ja vorwiegend im Dienste der Wissenschaft unterwegs - nun geht's plötzlich um Politik.

Ich habe ja durchaus eine Ader fürs Politische, die ich nun präsidial ausleben kann. Dafür werde ich noch sprachliche Versatzstücke pauken, wie sie Norbert Lammert original in den vergangenen Jahren verwendet hat. Außerdem habe ich mir einen schönen grauen Anzug ausgesucht mit einer - für meine Verhältnisse - relativ gedeckten Krawatte. Und damit werde ich mich dann in den Sitzungssaal begeben, Ordnungsrufe verteilen und die Sitzung am Ende wieder schließen. Ich bin im Übrigen sehr gespannt, ob es wirklich gelingt, eine komplette Fernsehsendung wie eine Bundestagssitzung zu behandeln. In jedem Fall haben wir dafür mit dem Wasserwerk in Bonn den perfekten Ort.

Wirkt sich dieser Ort nach Ihren bisherigen Erfahrungen tatsächlich auf die Sendung aus?

Absolut! Da bekommt man schon Gänsehaut und kann sich sehr leicht einbilden, als Politiker am Original-Ort tätig zu sein. Das steht ja unter Denkmalschutz und gleich wenn man reinkommt, sieht man Postfächer mit Namen der Politiker der damaligen Zeit. Dann gibt's auch noch die Cafeteria, die Helmut Kohl einst hat einbauen lassen, weil er ein schönes Kneipen-Feeling haben wollte. Dort sind früher allerhand Entscheidungen getroffen worden. Und wir setzen uns da hin und machen unsere Kaffeepause. (lacht)

Und Bernhard Hoëcker ist mal wieder mit dabei. Ohne ihn machen Sie inzwischen keine Sendung mehr?

Bei solch einer Sendung kommt man gar nicht drumherum, Bernhard mitwirken zu lassen. Ich will jetzt nicht sagen, dass er nicht zu übertreffen ist, weil das den drei übrigen Kollegen gegenüber unfair wäre. Aber er ist ohne Zweifel erste Wahl, denn als Improvisator ist er unbestritten brillant.

Was verbindet Sie mit ihm?

Wir haben inzwischen schon so viel Zeit miteinander verbracht - einen ganzen Sommer in Troisdorf, einen Frühsommer in Rahden. Da freundet man sich auch privat an, sofern das in der Fernsehbranche möglich ist. Ich sitze einfach gerne mit ihm zusammen in Autos, um zu warten, bis man ein Haus explodieren kann. Das schweißt zusammen.

Machen Sie "Nicht nachmachen" eigentlich weiter?

Der Ursprung des Formats liegt in einem norwegischen Sechsteiler, der danach dann auch zu Ende erzählt war. Jetzt haben wir schon eine zweite Staffel drangehängt. Wenn man eine dritte Staffel machen wollte, hätte man sicher Schwierigkeiten, überhaupt noch originelle Zerstörungsmethoden für ein Haus zu finden. So gesehen ist es auch ganz gut, dass wir das nicht weitermachen.

Heutzutage werden doch viele Formate so lange ausgereizt, bis Sie keiner mehr sehen will.

Das deutsche Fernsehen ist nicht frei von diesem Phänomen. Eigentlich weiß jeder, dass das Totreiten tauglicher Ideen völliger Quatsch ist. Da wird zwar weiter zugeschaut, nur eben in abnehmender Form. Davon abgesehen: Im Zweifel macht es mir persönlich viel mehr Spaß, ein neues Format zu erfinden als mit einem abgenudelten Erfolg zu haben. Ich wünschte mir, dass viel mehr Menschen den Spaß am erfrischenden Moment der Kreation mit mir teilen würden, selbst wenn eine solche Sendung am Ende erfolglos ist. Es gibt eine Reihe von Beispielen für Fernsehflops wie "Nase vorn", die sich bei mir als besonderes Fernsehereignis extrem eingeprägt haben.

Wie kommen Sie überhaupt auf Ihre Ideen?

Ich habe Spaß daran, mich mit Freunden in einen Biergarten zu setzen, und über die verrücktesten Ideen zu reden. Natürlich entwickeln wir unsere Ideen zu Beginn immer nur unter dem Aspekt, so etwas in der Wirklichkeit nicht durchführen zu können. Manchmal stellt man aber überraschend fest, mit einer solchen Idee dann doch jemanden von einem Fernsehsender begeistern zu können. Nehmen Sie sie "WIB-Schaukel". Da war die Grundidee, die Gesprächspausen, in denen keinem etwas einfällt, später mit Off-Text zu füllen. Da würde jeder erst mal sagen: "Bereite dich ordentlich vor, dann brauchst du gar keinen Off-Text." Im Nachhinein war das genau die richtige Vorgehensweise.

Grübeln Sie aktuell schon über neue Ideen?

Ich grüble ständig, allerdings ist von zehn Ideen in er Regel nur eine so gut, dass man sie auch einem Fernsehsender präsentieren mag - und von zehn Ideen, die man präsentiert hat, ist wiederum nur eine so gut, dass am Ende ein Pilot hergestellt wird. Es ist also ein mühsamer Prozess, aber das Grübeln sollte man nicht aufgeben.

Herr Boning, vielen Dank für das Gespräch.