In diesen Tagen wird Motorvision TV fünf Jahre alt und damit so alt wie Sky, wo der Sender ja exklusiv zu empfangen ist. Hat sich diese Exklusivität eigentlich bewährt?

Wir sind sehr dankbar, dass wir mit Sky die letzten fünf Jahre bestreiten durften. Sky hat uns letztendlich aus der Taufe gehoben und auch geholfen, das Laufen zu lernen…

das klingt jetzt aber beinahe so, als wollten Sie nun alleine laufen?

Nein, überhaupt nicht. Sky hat in den vergangenen Jahren eine außergewöhnliche Entwicklung vollzogen und setzt gerade bei den Inhalten auf Exklusivität. Aus diesem Grund sind wir sehr gerne ein exklusiver Partner von Sky.

Trotzdem würde die Verbreitung über weitere Plattformen zu größeren Reichweiten und damit auch zu mehr Aufmerksamkeit führen.

Natürlich gäbe es weitere Möglichkeiten, die Reichweite zu erhöhen. Aber wie gesagt: Wir haben vor fünf Jahren eine Partnerschaft mit Sky begonnen, in der wir uns sehr wohlfühlen und durch die wir auch gut gewachsen sind.

Aber lässt sich mit dieser Strategie auch so viel Geld verdienen, dass es mehr als nur kostendeckend ist? Jochen Kröhne sagte vor drei Jahren immerhin, dass sich damit kein großes Geld verdienen lässt.

Selbstverständlich haben wir als Unternehmen ein wirtschaftliches Interesse. Um jedoch Zusatzerlöse herbeizuführen, haben wir vor fast drei Jahren damit begonnen, Motorvision TV in verschiedenen Sprachen ins Ausland zu bringen. Erst im November haben wir in Frankreich einen neuen Kanal gestartet, der komplett auf französisch ausgestrahlt wird. Zwar unterscheiden sich Interessensschwerpunkte von Land zu Land, aber die Faszination Auto zieht sich durch alle Märkte.

Ist eine weitere Expansion geplant oder sehen Sie sich international gut aufgestellt?

Unsere Sender sind zur Zeit in 18 Ländern verbreitet. Unser Ziel ist es, Motorvision TV in so vielen Märkten wie möglich anzubieten. Wir haben den Sender gerade in Australien in HD gestartet und möchten in diesem Sommer weitere Märkte in Europa hinzugewinnen. Außerdem gibt es insbesondere auf dem afrikanischen und südamerikanischen Kontinent Märkte, die wir gerne noch erschließen möchten.

"Die Struktur des GfK-Panels bereitet uns Kopfschmerzen."
Raimund Köhler

Blicken wir nochmal zurück auf Deutschland. Wie wichtig ist die Werbevermarktung für Sie - die Begrenzung auf Sky hat ja auch Auswirkungen auf die zu vermarktende Reichweite.

Die Reichweite von Sky hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht, was in diesem Zusammenhang sehr wichtig ist. Grundsätzlich spielt die Werbevermarktung eine Rolle, wobei sich diese auch aufgrund der gegeben Systematik der Quotenmessung im Pay TV als nicht ganz einfach gestaltet. Die Autobranche ist eine ausgabekräftige Industrie, allerdings muss man ganz nüchtern betrachten, dass wir aufgrund unseres Special-Interest-Programms mit Blick auf die Reichweiten nicht in Konkurrenz zu Free-TV-Sendern gehen können und insoweit eine Vermarktung nicht einfach ist. Insofern ist die Werbezeitenvermarktung ein Add-On, aber keine tragende Säule unserer Einnahmen.

Welche Erfahrungen haben Sie durch die Quotenmessung gesammelt?

Wir sind seit über einem Jahr in der Quotenmessung, aber die Struktur des GfK-Panels - insbesondere bei Sendern, die ausschließlich auf der Sky-Plattform vertreten sind - bereitet uns Kopfschmerzen. Wir sprechen über eine sehr geringe Zahl an Haushalten, an Hand derer diese Messwerte überhaupt generiert werden. Das ist wenig repräsentativ und bringt eine extrem große Schwankungsbreite mit sich, die es schwer macht, bei den Mediaagenturen entsprechende Überzeugungsarbeit zu leisten.

Das klingt nach einem Appell an die AGF, frei nach dem Motto: Räumt euer Panel gefälligst auf!

Das ist in der Tat ein Appell. Und da spreche ich ganz sicher auch im Namen der Geschäftsführer-Kollegen anderer Pay-TV-Sender, die mit den gleichen strukturellen Problemen kämpfen.

Sehen Sie auf absehbare Zeit eine Lösung dieses Problems?

Ich habe aktuell wenig Hoffnung, denn man muss immer im Hinterkopf behalten, wer die Gesellschafter der AGF sind. Das sind mit ARD, ZDF, RTL und ProSiebenSat.1 große Free-TV-Sendergruppen, deren Ziel es nicht unbedingt ist, den Werbekuchen mit einer wachsende Zahl von Pay-TV-Sendern zu teilen. So lange die AGF bzw. die GfK ihre Haushalte in der Messung nicht deutlich ausbaut, wird sich an diesem Problem nichts ändern. Wir haben jedenfalls nur sehr geringe Einflussmöglichkeiten.

Herr Köhler, vielen Dank für das Gespräch.