Der Kollege Peer Schader hat kleine Kanäle kürzlich als "Putzerfischsender" bezeichnet, weil sie die großen Sender von allem befreien, was zu mainstreamig ist. Sind Sie so gesehen also so etwas wie der oberste Putzerfisch von ProSieben, Herr Carl?

(lacht) Das sehe ich nicht so. Das hieße nämlich, dass sich alle kleinen Sender ausschließlich mit Special-Interest-Programmen befassen würden. Zumindest für ProSieben Maxx gilt das nicht, denn wir haben von Anfang an darauf gesetzt, kein monothematisches, spitzes Spartenprogramm zu machen, sondern eines, das viele Zielgruppen bedient. Das lässt sich an der Bandbreite, die von aktuellen Blockbuster-Spielfilmen über ausgezeichnete Dokumentationen bis hin zu Animes und bekannten Serien wie "Supernatural", "Falling Skies" oder "Sons of Anarchy" reicht, auch ganz gut erkennen.

Genau diese Serien waren ursprünglich aber mal dafür gedacht, sie einem größeren Publikum zu präsentieren. Die liefen allesamt zuvor auf anderen Sendern.

Wir haben einen Mix aus Serien, die in der Vergangenheit bei größeren Sendern liefen, aber auch Serien, die ausschließlich bei ProSieben Maxx beheimatet sind. Natürlich muss man aus Gruppen-Sicht immer schauen, welche Serie für welchen Sender welches Potenzial besitzt. Letztlich geht das eine nicht ohne das andere. Wir benötigen Serien wie "House of Cards", die unseren USP schärfen. Damit kann ich allerdings nicht das Marktanteils-Wachstum erreichen, das wir uns vorgenommen haben. Daher braucht es gleichzeitig genügend Flächen im Programm, die breite Zuschauergruppen ansprechen oder sogar ein Stück weit frauenaffiner sind - so wie das etwa bei "Supernatural" der Fall ist.

Für mein Empfinden hat sich ProSieben Maxx seit dem Start vor knapp eineinhalb Jahren deutlich in Richtung Mainstream entwickelt. Serien im Originalton finde ich nicht mehr, dafür "Two and a half Men". Ist das wirklich diese "Marktlücke", die Sie einst besetzen wollten, oder ist die Lust am Experimentieren mittlerweile schlicht der tristen Realität gewichen?

An die Serien im Originalton sind wir am Anfang zu idealistisch herangegangen. Wir hatten wirklich daran geglaubt, damit speziell bei Serien-Fans auf großes Interesse stoßen zu können. Letztlich hat die Wachstumsgeschwindkeit des Senders das Interesse der Zuschauer aber überholt. Diese kleine, feine Klientel konnte leider nicht so schnell mitwachsen.

Eine zweite Chance für Serien im Originalton wird es also nicht geben?

Nein, das ist vom Tisch.

Ist ProSieben Maxx nach dem ersten vollen Jahr so positioniert wie Sie sich das ursprünglich vorgestellt hatten?

Unsere Prognosen haben sich in weiten Teilen bewahrheitet - und wenn ich mir die Entwicklung der Quoten ansehe, dann wurden die Erwartungen sogar bei Weitem übertroffen. Vor dem Start hatten wir ursprünglich für das Jahr 2014 einen Marktanteil von 0,7 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen angepeilt. Bereits jetzt bei 1,0 Prozent zu stehen, ist schlicht Wahnsinn. ProSieben Maxx ist schneller gewachsen als jeder andere Sender der dritten Generation im vergleichbaren Zeitraum. Das haben unsere Konkurrenten in der Kürze der Zeit nicht geschafft.

Wie weit kann's noch gehen?

Ich bin sehr zuversichtlich, mittelfristig einen Marktanteil von zwei Prozent erzielen zu können. Man darf sich nur nicht ausruhen!