Woran erkennt der Zuschauer, dass Sie aufgeregt sind?

Bommes: Mittlerweile bin ich relativ locker. Das war aber am Anfang auch anders. Bei meiner ersten Fußballsendung, der Drittligasendung 2008 in Köln, war ich extrem nervös. Im Anschluss sprach ich mit Ernst Huberty, der sogenannten „Sportschau“-Legende, und zwar während eines Moderatoren-Trainings. Er sagte damals einen Satz, den ich nie vergessen werde: Wenn ich Sie sehe, Herr Bommes, dann höre ich das Papier knistern. (lacht)

Tietjen: Wie bitte?

Bommes: Ja, so ähnlich habe ich auch reagiert. Ernst Huberty meinte: Der Zuschauer spürt, wenn ein Moderator seinen Text auswendig gelernt hat, den Kram sozusagen fast runterspult. Das erkennt man unter anderem an den Augen.

Hatte Ernst Huberty recht?

Bommes: Na klar! Ich wollte während der Übertragung auf keinen Fall einen Fehler machen und ratterte daher auswendig gelernte Fakten herunter. Nach dem Hinweis wurde ich freier, hatte allerdings auch das Glück, dass mir niemand vorschrieb, ich solle meinen Stil ändern. Ich dachte mir: Wenn du richtig gut vorbereitet bist, dann kann dir nichts passieren. Seitdem habe ich mich vor der Kamera nie wieder verstellt.

Tietjen: Alexander zeichnet eine große Gelassenheit aus. Er wirkt vor der Kamera entspannt, fast lässig. Das sieht man selten.

Ist Alexander Bommes ein Allroundtalent?

Tietjen: Unbedingt! Er kann zwischen verschiedenen Bereichen hin und her wechseln und bleibt dabei stets souverän. Es ist bewundernswert, wenn jemand nicht nur ein Spezialgebiet hat.

Herr Bommes, ich habe gelesen, die Bezeichnung „Allroundtalent“ nerve Sie inzwischen.

Tietjen: Echt? Was hast Du gegen die Bezeichnung? Ist doch positiv.

Bommes: Nichts. Über „Allroundtalent“ freue ich mir sogar. Was mich dagegen nervt, ist die Bezeichnung „Allzweckwaffe“. Das geht eher in Richtung Profillosigkeit. Obwohl, vielleicht sollte man damit entspannter umgehen - Thomas Müller ist ja auch irgendwie eine Allzweckwaffe, nicht wahr? Klar ist: Es gibt so einige Formate, zu denen ich nicht passen würde, in denen ich nichts zu suchen hätte.

Zum Beispiel?

Bommes: Ich werde weder im Fernsehen kochen noch eine Ratgebersendung moderieren. Man sollte sich seine Glaubwürdigkeit erhalten.

Allroundtaltent, glaubwürdig – was fällt Ihnen noch zu Ihrem Kollegen ein, Frau Tietjen?

Tietjen: Alexander ist ein schlaues Bürschchen. Er ist jung, sieht gut aus, er ist hip. Was will man mehr als Co-Moderatorin?

Bommes: Herrlich! „Jung“ und „hip“, das hat schon lange keiner mehr über mich gesagt. Danke, Bettina. Dann mach' ich gleich weiter: Bettina ist unprätentiös. Sie gehört nicht zu den Fernsehpüppchen, die nur eine Rolle spielen. Vermutlich ist diese Eigenschaft auch einer der Gründe, weshalb Bettina auf eine derart lange und erfolgreiche Karriere zurückblicken kann. Ich mag es nicht, wenn Kollegen den Schalter umlegen, sobald das rote Licht angeht. Das hat der Zuschauer nicht verdient.

Kann man als Moderator zu gut vorbereitet sein?

Tietjen: Oh ja! Natürlich sollte man die Biographie seines Gast gründlich recherchieren, denn nur so erfährt man, wo dessen Knackpunkte liegen - und kann die eingangs erwähnte Atmosphäre aufbauen. Dennoch besteht die Gefahr zu verkrampfen. Man hat derart viele Fragen im Kopf, dass man mitunter ungeduldig wird, wenn einem während des Gesprächs mal wieder die Zeit davonläuft.