Wie weit liegen Viva und "Lotta" für Sie persönlich inzwischen eigentlich zurück?

Es fühlt sich an, als wäre das alles in einem anderen Leben gewesen. So weit ist es weg. Rückblickend ist es einfach, über Dinge zu urteilen, aber in dem Moment war es genau das, was ich machen wollte. Und deswegen war es zu der Zeit auch das richtige für mich. Auch die sogenannte "leichte" Unterhaltung besitzt eine Relevanz. Wenn man es schafft, Menschen für eine halbe Stunde in eine andere Welt zu entführen, dann ist das für mich nichts Verwerfliches.

Gibt es etwas, das Sie aus dieser Zeit vermissen?

Die besten Sachen habe ich mir bewahrt, aber alles hat seine Zeit. Ganz ehrlich: Mit 18 bei Viva anzufangen - mehr kann man sich nicht wünschen.

Eigentlich eine tragische Entwicklung, dass es diese Plattform in dieser Form nicht mehr gibt.

Stimmt, allerdings braucht der Nachwuchs das Fernsehen möglicherweise gar nicht mehr in der Form, wie ich es von früher kenne. Jetzt kann jeder seinen eigenen YouTube-Kanal haben und sein eigener Programmchef sein. Wenn ich mir allerdings angucke, wie manche Mädels zwölf Minuten lang Primark-Tüten auspacken, finde ich das nicht nur inhaltlich, sondern auch moralisch bedenklich.

Mal angenommen, es kommt ein junger Mensch zu Ihnen und fragt, wie er am besten zum Fernsehen kommen kann. Was raten Sie ihm?

Ich würde ihm raten fleißig zu sein, einen langen Atem zu haben und sein Herzblut reinzustecken. Ach so, da war noch was mit diesem Talent. (lacht) Ich selbst bin kein Plan-B-Mensch, sondern finde es wichtig, einen Plan zu haben seinen Weg zu gehen, egal was andere dazu sagen.

Das heißt: Wenn der NDR Sie nicht gewollt hätte, hätten Sie nicht so recht gewusst, was kommt?

Bei mir ist es schon immer in meinem Leben so: Ich weiß nie, was ich will, aber ich weiß ganz genau, was ich nicht will.

Nun sind Sie von den Chartstürmern von einst zu John Neumeier gekommen, den Sie für Ihr neues NDR-Format "Bilder von Dir" getroffen haben. Klingt nicht gerade nach Mainstream.

Ist es auch nicht. Es ist ein Projekt, das der NDR und ich zusammen entwickelt haben, weil ich in meinem Leben schon einige Interviews geführt habe. Darunter waren sicher viele Promo-Interviews, aber eigentlich hat mich immer viel mehr interessiert, welchen Weg Menschen eingeschlagen haben, um dorthin zu kommen, wo sie sind, oder welche Einbahnstraßen es in ihrem Leben gab. Darüber lässt sich besonders gut mit Menschen sprechen, die schon lange im Geschäft sind. John Neumeier ist heute über 70 und kam vor etwa 40 Jahren nach Hamburg. Damals hatte er gewiss keinen leichten Start. Trotzdem hat er sich den Widrigkeiten gestellt und ist heute eine Bereicherung für die Kulturwelt der Stadt. Das alles besprechen wir in der Sendung anhand von Fotos. Wir laufen quasi durch die Ausstellung seines eigenen Lebens.

Welche Bilder aus Ihrem eigenen Fotoalbum bewegen Sie, wenn man ihr ganz persönliches Fotoalbum öffnen?

Da wäre ein Foto vom Plattenbau, in dem ich groß geworden bin, was ich übrigens toll fand. Es wäre auf jeden Fall ein Foto dabei von meiner Mutter, meiner Schwester und mir, weil wir als Dreier-Frauen-Team durchs Leben gehen. Mit Sicherheit wäre auch ein Foto aus meiner Anfangszeit bei Viva dabei, aber auch eines von heute. Wahrscheinlich von einer Redaktionskonferenz von "Bilder von Dir".

Das klingt jetzt eher nach trockenem Redaktionsalltag.

Natürlich ist das eine andere Welt als Viva. Es ist schön, auf Augenhöhe mitreden und entscheiden zu können und nicht nur die blonde Moderatorin zu sein, die reinkommt, moderiert und wieder geht.

Frau Reinhardt, vielen Dank für das Gespräch.