Herr Mockridge, Ihre Karriere hat sich in den vergangenen Jahren ziemlich rasant entwickelt. Das ist ja fast schon unheimlich.

Mir selbst wird das immer dann bewusst, wenn mich Kollegen, mit denen ich früher auf "Nightwash"-Tour war oder kleinere Gigs gespielt habe, darauf ansprechen, wie viel ich doch gerade zu tun habe. Wahrscheinlich werde ich das erst in ein paar Monaten raffen, wenn ich mit dem Rucksack durch Laos laufen werde.

Der nächste Schritt führt Sie zu Sat.1, wo Sie von dieser Woche mit "Luke - Die Woche und ich" Ihre eigene Show moderieren. Dabei würde ich Ihre Zielgruppe eigentlich eher bei YouTube oder Facebook vermuten...

Da ist sicherlich was dran, aber ich habe das gute Gefühl, mich in den nächsten Monaten bei Sat.1 austoben und ausprobieren zu können. Natürlich wird auf die Quote geschaut, aber ich lasse mich nicht durch irgendwelche Zielgruppen verrückt machen! Wer etwas mit mir und meinem Humor anfangen kann, der wird mich schon finden.

Wie aktuell wird Ihre Sendung?

Die Show ist wochenaktuell, allerdings dienen die Ereignisse einer Woche in erster Linie als Ideengeber. Ich mag es zum Beispiel nicht, wenn sich über die Frisur von Frau Merkel oder die Versprecher von Politikern lustig gemacht wird. Das besitzt für mich keine Relevanz. Auch wenn zum Beispiel die "heute-show" sehr unterhaltsam ist. 

Ihre Sendung wird also relevanter als die "heute-show"?

Wir greifen ganz andere Themen auf. Nehmen Sie "50 Shades of Grey", über das momentan überall gesprochen wird. Es wird darauf ankommen, einen möglichst originellen Bezug dazu finden. Davon abgesehen möchten wir uns nicht so sehr an festen Rubriken orientieren, sondern jede Woche aufs Neue überraschen. Es kann gerne mal schneller zugehen. Für 15-minütige Einspieler, die mit dramatischer Musik unterlegt werden, ist bei uns kein Platz. Außerdem ist es mir wichtig, das Publikum einzubeziehen. Ein Zuschauer wird die Möglichkeit haben, die Show durch einen Buzzer zu unterbrechen, falls es zu hart, unwitzig oder sexistisch wird. Es kann aber auch sein, dass ich mir aus dem Publikum eine Band zusammenstelle. 

Das kann ziemlich schief gehen...

Eines habe ich aus dem Fernsehen gelernt: Schneiden kann man alles. (lacht)

Welche Rolle spielt das Fernsehen für Sie eigentlich persönlich?

Ich sehe mich in erster Linie als Bühnenkünstler und fasse das Fernsehen als Spielwiese auf. Es ist quasi YouTube mit viel mehr Geld und mehr Arbeitsplätzen: Bei YouTube macht einer Kamera, Schnitt und bestellt Pizza - und beim Fernsehen hast du alleine neun Leute, die die Pizza bestellen. (lacht)

Auf Ihrem Sendeplatz hat sich schon mal Oliver Pocher versucht und ist gescheitert. Ist das ein gutes oder ein schlechtes Omen?

Die "Oliver Pocher Show" habe ich gar nicht so richtig mitbekommen, aber da war ich offenbar nicht der einzige. Aber auch das sehe ich nicht so tragisch: Vermutlich ist auf jedem Sendeplatz schon mal irgendjemand gescheitert. Mir ist bewusst, dass wir mit der "heute-show" und "Let's dance" ein hartes Gegenprogramm haben werden - nur bringt es nichts, sich im Vorfeld zu viele Gedanken darüber zu machen. 

Worauf kommt es Ihnen an?

Ich will in erster Linie eine geile Show machen, in der alles passieren kann. Ich umschreibe das gerne mit "anarchischem Kindergeburtstag". Das, was ich auf der Bühne mache, soll möglichst auch im Fernsehen rüberkommen. Die Mechanismen im Fernsehen funktionieren allerdings etwas anders als ich das von der Bühne gewohnt bin. Ich kenne das Fernsehen bislang ja vor allem als Konsument und lerne daher gerade entsprechend viel - etwa, dass man die Zuschauer "auf eine Reise mitnimmt", wie die Fernsehleute so schön sagen. 

Tatsächlich ein oft gehörter Satz...

Ich versuche, gut aufzupassen. Mein Traum ist es, in Zukunft vielleicht mal meine eigene Sendung selbst zu produzieren, so wie das Stefan Raab seit vielen Jahren macht.

Viele schreckt das eher ab, weil sie lieber auf der Bühne stehen möchten als die Verantwortung für zahlreiche Mitarbeiter zu tragen.

Ich finde es schon spannend, ein Team zu haben, das jeden Tag zusammenarbeitet, um eine aktuelle Sendung auf die Beine zu stellen. Raabs Team habe ich durch die New-York-Reise, aber auch durch viele Auftritte bei "TV total" kennengelernt. Vielleicht hängt dieser Wunsch nach familiären Strukturen aber auch mit meiner Herkunft zusammen. 

Es ist eine Familie voller Künstler. Ihre Eltern sind Schauspieler und Kabarettisten und ihre fünf Brüder sind als Regisseur, Musiker, Sänger, Schauspieler und Model tätig...

Durch meine Familie habe ich einen eingebauten Vorsprung, weil ich diese Akklimatisierungsphase nicht brauche. Fernsehteam hier, Fototermin dort. Daher kann ich den ganzen Rummel momentan auch gut einordnen. Meine Eltern haben mir geraten, mein Leben auf möglichst viele verschiedene Beine zu stellen. Neben der eigenen Sendung habe ich immer noch die Bühne und viele weitere kleine Aufgaben, um die ich mich kümmern kann.

Ihre Eltern haben Sie ja auch zu einem Studium gezwungen - oder war das freiwillig?

Das habe ich schon aus freien Stücken gemacht, aber natürlich waren sie deutlich beruhigter, als ich das Studium abgeschlossen hatte. Auch da spielte die Comedy aber bereits eine große Rolle. Für einen Auftritt habe ich sogar mal eine Deadline nach hinten schieben müssen. 

Bleibt bei all den neuen Fernsehaktivitäten eigentlich noch Zeit für "NightWash"?

Zu "NightWash" fühle ich mich sehr verbunden. Mein Vater hat immer gesagt: "Finde was, was du liebst, und du musst nicht einen Tag in deinem Leben arbeiten." Dieser Satz trifft auf "NightWash" vollkommen zu. Das ist für mich keine Arbeit. Ich habe dort vor vier Jahren ein Praktikum gemacht und für Knacki Deuser Gags geschrieben. Dass ich das jetzt moderieren darf, ist ein Traum, den ich bestimmt nicht so schnell aufgeben werde. Außerdem gibt's da noch das tolle Backstage-Bühnenleben, auf das ich auf keinen Fall verzichten möchte.

Herr Mockridge, vielen Dank für das Gespräch.