Herr Alberti, bei großen Musik-Events sind wir in letzter Zeit Überraschungen gewohnt. Sei es Kanye West bei den Grammys oder Andreas Kümmert beim ESC-Vorentscheid. Wie viel Unvorhergesehenes kann am Donnerstag beim Echo passieren?

Live-Shows sind immer für Überraschungen gut. Ich erinnere mich noch an einen Zungenkuss von Ina Müller und Barbara Schöneberger, der beim Echo 2012 für Aufregung gesorgt hat. Ich hoffe, dass wir positive Aufreger erzeugen können und von anderen Dingen verschont bleiben.

Mögen Sie als alter Fernsehhase solche Adrenalin-Momente oder bevorzugen Sie einen reibungslosen Ablauf nach Plan?

Ich mag es gern ein bisschen aufgeregt, um ehrlich zu sein. Wir haben ein so professionelles Team, dass wir mit jeder Überraschung umgehen können. Jetzt, in den letzten Tagen vorm Echo, gibt es zum Beispiel immer noch Unwägbarkeiten mit dem einen oder anderen internationalen Star, den wir gern hätten. Das läuft sehr kurzfristig. Die endgültige Besetzung kennen wir erst 24 Stunden vor der Show. Das Zusammenspiel zwischen der ARD, den Musikfirmen, dem Bundesverband Musikindustrie und uns läuft sehr gut.

 

Welche mutmaßlichen Highlights stehen denn jetzt schon fest?

Die Musikszene hat im vorigen Jahr einen großen Verlust erlitten durch den Tod von Udo Jürgens. Ihm werden wir den gebotenen Respekt zollen. Außerdem werden wir eine spektakuläre Nummer mit Deichkind erleben. Wir haben den vierfach nominierten Andreas Bourani, der gemeinsam mit der US-Star-Violinistin Lindsey Sterling auftreten wird. Oder eine Hommage an Bob Marley mit Campino, Gentleman, Joy Denalane und Marleys Sohn Ky-Mani, die den "Redemption Song" in einer exklusiven Akustikversion performen werden.

Sie produzieren dieses Jahr eine große Preisverleihung weniger als in den Vorjahren. Wie sehr schmerzt der Verlust des Deutschen Fernsehpreises?

Ich habe den Deutschen Fernsehpreis in wechselnden Funktionen 16 Jahre lang begleitet. Da bin ich persönlich sehr traurig und hätte mir natürlich auch für die Firma etwas anderes gewünscht. Generell finde ich es bedenklich, dass man das Marketing für die eigene Gattung einfach so einstellt. Das deutsche Fernsehen hat einen Fernsehpreis verdient – egal, wer ihn produziert.

Im Zusammenhang mit der Absage des Fernsehpreises ging es auch um die als nicht mehr zeitgemäß empfundene Gala. Nehmen Sie sich diese Kritik als Produzent zu Herzen?

Man muss sich jeder Kritik stellen – gar keine Frage. Allerdings sollte man dabei auch berücksichtigen, mit welchen Eckpunkten und Rahmenbedingungen man bei einer solchen Gala konfrontiert ist. Schon allein der Umstand, dass jedes Jahr eine andere Senderredaktion die inhaltliche Verantwortung inklusive Moderatorenauswahl innehatte, erklärt die schwierige zielgerichtete Weiterentwicklung. Wenn man wollte, könnte man das heute sicher innovativer gestalten, als es vor 16 Jahren mal angelegt wurde.

Sie waren früher als Sat.1-Unterhaltungschef selbst im Beirat des Fernsehpreises und dann als Sat.1-Geschäftsführer einer der Stifter. Glauben Sie, dass sich Ihre Nachfolger zu wenig Mühe beim Zusammenraufen divergierender Interessen gegeben haben?

In früheren Jahren hat man bei Stiftertreffen gern das offene Wort geführt – aber immer mit dem konstruktiven Ziel, einen gemeinsamen Nenner zu finden, damit der Deutsche Fernsehpreis weiter existiert. Wie das heutzutage läuft, kann ich nicht beurteilen, weil ich nicht dabei bin. Die zuletzt mehrfach geäußerte Verdrossenheit über den Preis kann ich nicht ganz nachvollziehen. Klar, es gab Dinge, die man hätte ändern können und müssen. Aber ich bin sicher, dass es dafür beim Pitch der Produzenten Ende letzten Jahres viele spannende Vorschläge gab.

Sie haben an dem Pitch auch teilgenommen. Fühlt man sich da verschaukelt, wenn es kurze Zeit später heißt, es geht gar nicht weiter?

Nein, verschaukelt habe ich mich nicht gefühlt. Selbstverständlich haben die Sender als Finanziers das Recht, so zu entscheiden, wie sie es für richtig halten. Mir war nur die offizielle Begründung ein bisschen zu lapidar. Dass keine einzige gescheite Idee dabei gewesen sein soll, wenn die halbe deutsche Produzentenlandschaft pitcht, kann ich nicht so ganz glauben.

Wie groß ist die wirtschaftliche Lücke, die der fehlende Fernsehpreis bei Kimmig Entertainment reißt?

Als im vorigen Jahr klar war, dass es zu einem Pitch kommt, haben wir uns schon so aufgestellt bzw. verstärkt andere Projekte entwickelt und akquiriert, dass die Lücke weitgehend ausgeglichen wird. Viel stärkere – und sehr positive – Auswirkungen hatte für uns im vorigen Jahr die Entscheidung, dass das Ermittlungsverfahren gegen unseren Firmengründer Werner Kimmig eingestellt wurde. Seitdem sind alle Gesprächswege wieder offen, frei von Ressentiments.

Und welche neuen Projekte sind dabei herausgekommen?

Jetzt machen wir erstmal den Echo Pop und danach den Echo Jazz. Darüber hinaus freuen wir uns natürlich schon jetzt auf die großen Shows im Winter, den Bambi und die "Helene Fischer Show". Mit Helene sind wir bereits mitten in den Vorbereitungen. 30 neue Versteckte-Kamera-Filme für "Verstehen Sie Spaß?" haben wir gerade fertig gestellt. Und über den Sommer sind wir wie immer mit "Immer wieder sonntags" gut beschäftigt. Weitere große Sommershows werden bald kommuniziert.

Herr Alberti, herzlichen Dank für das Gespräch.