Wenn wir einen Blick auf die kommenden Monate bei RTL Nitro werfen: Welche Highlights stehen im Mittelpunkt?

Schablitzki: Fußball habe ich bereits erwähnt. Wir werden mit gleich drei Live-Spielen der Europameisterschafts-Qualifikation in die nächste Matchrunde gehen im September. Das wird ein sehr großer Aufschlag sein, wenn wir innerhalb von fünf Tagen drei Mal live sind. Aber natürlich wird das Kerngeschäft nicht vernachlässigt, ganz im Gegenteil. Wir gehen mit "Modern Family" in die fünfte Staffel. Wir haben mit "Brookyln Nine-Nine" eine neue Serie, die ich persönlich sehr mag, weil sie die beiden erfolgreichsten Genres des deutschen Fernsehens vereint, nämlich Crime und Comedy. Dann haben wir die Serienadaption des Spielfilms "12 Monkeys" von Universal. Gleichzeitig werden wir mit Eigenproduktionen wie „Hammerzeit“ und im Bereich Factual Entertainment neue Themen platzieren  - und freuen uns natürlich auf den „GQ Award“ mit Barbara Schöneberger.

Wie weit verträgt sich roter Teppich, Stars und Lifestyle denn mit der von Ihnen beiden angepeilten männlichen Zielgruppe. Als die „GQ“ gegründet wurde, war das Männerbild noch weit klassischer und homogener. Wie vereint die „GQ“ dieses größere Spektrum in einer Marke?

Redondo-Vega: „GQ“ war sicherlich im Männer-Zeitschriftenmarkt immer etwas Singuläres. Aber „GQ“ kam von einer ganz anderen Basis: „Gentlemen's Quarterly“ - die Marke war zum Start in Deutschland sicherlich anders besetzt, als sie es jetzt ist, da gebe ich Ihnen Recht. Vor zehn, fünfzehn Jahren gab es wesentlich mehr Männer-Zeitschriften, die aber ein anderes Männerbild und auch Stereotype bedient haben. Wir sind trotz unseres Stil- und Fashion-Fokus heute im Grunde ein General-Interest-Medium, und haben die Herausforderung verschiedene Perspektiven aufs „Mann sein“ zu zeigen, ohne zu verwässern.  Das war früher einfacher, wobei ich mich auch frage: Wieso muss ein einzelnes Männermagazin eigentlich alles abbilden? Bei Frauenmagazinen regt sich auch keiner darüber auf, dass es von frühreif bis spätgebärend für jede Teil-Zielgruppe etliche Magazine in vielfacher Ausprägung gibt.

Schablitzki: Die gleiche Schwierigkeit haben ja auch Männermagazine im Fernsehen. Es hat ja einen Grund, dass es kein erfolgreiches TV-Männermagazin gibt. In der Kürze der Sendezeit ist es noch schwieriger als ohnehin schon auf 200 gedruckten Seiten, nicht in Stereotype zu verfallen. Deswegen funktionieren nur partikulare Aspekte, also etwa ein Magazin für Autofreunde. Das will dann aber auch nicht mehr sein als das.

Da haben Sie sich aber auch eine schwierige Zielgruppe ausgesucht.

Redondo-Vega: Männer sind schlauer, smarter und differenzierter als die Klischees über sie. Nochmal: Wenn Ihnen jemand sagt, es gibt einen neuen Männertyp, dann ist das am Ende des Tages natürlich Blödsinn. Wir reden von so unterschiedlichen Männertypen, die immer parallel existieren. Die Medien und der Zeitgeist verschieben mal Schwerpunkte, aber das war es auch.

Welche Rolle will die „GQ“ dabei spielen?

Redondo-Vega: Uns geht es um Haltung. Auch wenn wir sehr oft mit dem Thema Stil und Mode in Verbindung gebracht werden - und die Fahne halten wir immer hoch - reden wir hier nicht von einem Mann als Fashion Victim, sondern einem Mann, der mit dem Thema Stil gut umgehen kann und seine Haltung entwickelt hat. Das hat sich auch bei „GQ“ gewandelt. Die Schwarz-Weiß-Malerei hat es vor zwanzig Jahren sicherlich noch mehr gegeben. Da war das Männerbild noch mehr mit dem Zimmermanns-Bleistift gezeichnet, heute ist es viel differenzierter. Es geht also nicht mehr allein um Einstecktuch und Krawatte, sondern darum, stilvoll durch viele Lebenslagen zu schreiten. Dazu gehört aber auch, dass er sich mit den Themen, die ihn umgeben - Politik, Kultur, Sport - auskennt. Das A und O ist zu den Dingen und Themen, die ihn umgeben, eine Haltung zu entwicklen. Dabei wollen wir helfen und das - da legen wir Wert drauf - ohne erhobenen Zeigefinger, der sagt: Das ist Dein Männerbild und dem musst du folgen. Das ist totaler Schwachsinn.

Im Fernsehen wirft man naturgemäß immer einen Blick auf die nächste Saison. Modetechnisch tut das auch die „GQ“. Wie sieht es bei Ihnen selbst aus? Was erwartet uns von der “GQ“ in den kommenden Monaten?

Redondo-Vega: Wir werden noch einige neue digitale Formate launchen in diesem Jahr. Im Sommer kommt ein Lifestyle-Blog, der sehr neuartig ist und auch neue Ansätze für die Vermarktung bietet. Wir haben neue Event-Formate in Arbeit, die dann natürlich auch 360-Grad ausgewertet werden. Wir werden unser Digitalangebot entlang unserer Fokusthemen weiter ausdifferenzieren. Und eben der „GQ Award“. Da sind wir ja als TV-Produzent unterwegs, auch wenn wir genuin ein Verlagshaus sind. Aber wir produzieren tatsächlich das gesamte Event selbst, was kulturell und logistisch für ein Print-Haus eine besondere Herausforderung darstellt.

Und da lockt die Rückkehr von „GQ“ als regelmäßiges TV-Magazin nicht?

Redondo-Vega: Vor dem Thema Fernsehen habe ich sehr großen Respekt. Vor zehn Jahren gab es den Versuch mit „GQ-TV“ bei ProSieben zu reüssieren. Damals war ich stellvertretender Chefredakteur und habe das mitbegleitet. Dabei konnte ich unterschiedlichste Erfahrungen sammeln und bin da ganz bei Oliver: Es ist eine sehr große Herausforderung, so eine Marke in einem einzigen TV-Konzept unter zu bringen. Vor zehn Jahren tappte „GQ-TV“ in die Quotenfalle. Daraufhin versuchte man dann noch inhaltlich zu reagieren. Da war man dann natürlich schnell bei einem Sendungskonzept, das das Thema "Männer" eher makrosensibel und gröber angeht - für uns fühlte sich das an wie Panzer in der Lüneburger Heide. Das war nicht mehr die Welt von „GQ“. Aber jetzt bringen erst einmal gemeinsam die „GQ Awards“, die als Projekt schon groß genug sind, auf die Schiene. Alles Weitere werden wir dann gemeinsam prüfen.

Schablitzki: Und solange verspreche ich im Gegenzug: Wir machen kein Print-Magazin (lacht)

Herr Schablitzki, Herr Redondo-Vega, herzlichen Dank für das Gespräch.