„Sturm der Liebe“ ist auch ein großer Exporterfolg. Lässt man sich von dem Feedback aus dem Ausland aber auch dem Inland eigentlich beeinflussen?

Wenn wir zu Promotion-Zwecken in Italien sind, wirft mich die Welle der Begeisterung dort jedes Mal um. Aber natürlich bekommen wir von den deutschen Zuschauern viel unmittelbarer Feedback. Einiges greifen wir auch auf.

Gibt es denn Fragen, die immer wieder aufgetaucht sind in den vergangenen zehn Jahren?

Wir werden immer wieder gefragt, warum im Hotel Fürstenhof nie Weihnachten gefeiert wird. Ganz einfach: Wir spielen in einer ländlichen Region mit viel Natur. Die Folgen, die in der Weihnachtszeit ausgestrahlt werden, drehen wir im Oktober. Dann liegt aber noch kein Schnee, dafür hängt noch Laub an den Bäumen. So können Sie aber nicht stimmungsvoll Weihnachten inszenieren. Die Alternative wäre, für diese Folgen den Außendreh-Anteil, der in der Regel bei einem Drittel liegt, zu verringern. Das kommt für mich aber nicht in Frage.

Wenn sich die Serie mit jedem neuen Paar in den Hauptrollen ein Stück weit neu erfinden muss. Was ist gefährlicher: Altbekanntes zu liefern oder zu experimentell zu werden?

Ganz eindeutig: zu experimentell zu werden. Wir haben mit dem Zuschauer eine Verabredung: Wir zeigen Romantik, Romantik und nochmal Romantik. Hinzu kommen Spannung, Intrigen und hin und wieder – als Sahnehäubchen – etwas Humor oben drauf. Diese Verabredung müssen wir einhalten.

Schuster bleib bei deinen Leisten, könnte man sagen?

Ein Erfolgsmodell hält man am Leben, indem man sorgsam damit umgeht. Das habe ich in zehn Jahren „Sturm der Liebe“ gelernt. Stimmt die Variation des Grundprinzips, kann eine Serie lange laufen. Sehr lange.

Welches Vorurteil über die Serie können Sie nicht mehr hören?

Wer Erfolg hat, wird oftmals eher negativ beurteilt. Das kenne ich, seitdem ich in dieser Branche tätig bin. Allerdings waren die Vorurteile gegenüber Telenovelas anfangs sehr viel größer als heute. Mittlerweile herrscht vielleicht auch ein Quäntchen Respekt vor der Produktionsleistung und der fortdauernd guten Qualität. Meine Schauspieler berichten mir immer wieder, dass sie früher schon mal schief angesehen wurden von Kollegen: ‚Was, Du spielst in einer Telenovela? - Um Gottes Willen‘. Mittlerweile bitten diese Kollegen manchmal darum, doch mal ein gutes Wort für sie bei mir einzulegen.

Bei den Öffentlich-Rechtlichen gibt es diesen Verjüngungsdrang. Spüren Sie den auch?

Ich bin überhaupt kein Freund von verordneter Verjüngung. Die Altersspanne unserer Schauspieler und unserer Zuschauer reicht von jung bis alt. Wir haben sehr häufig bei den 14- bis 49-Jährigen zweistellige Marktanteile. Aber natürlich ist der Anteil älterer Zuschauer höher. Das sind unsere treuen Fans, die wir lieben.

"Unsere Branche ist vernarrt in sie. Aber darüber hinaus? Da steht ein großes Fragezeichen."

Bea Schmidt über Serien wie "Homeland" und "House of Cards"

Wenn gerade über die neue deutsche Serienwelle gesprochen wird: Freut Sie das oder ärgert es, weil es den Eindruck vermittelt, es gebe bislang keine guten Serien aus Deutschland?

Nein, das ärgert mich nicht. Wenn irgendwo Aufbruchstimmung herrscht und neue Impulse gesetzt werden, kann das für alle nur von Vorteil sein. Nur: Serien wie "Homeland", "House of Cards" und Co. sind Kritikererfolge, keine Produktionen, die ein großes Publikum erreichen. Sie sehen sich diese Serien an, ich sehe mir diese Serien an. Unsere Branche ist vernarrt in sie. Aber darüber hinaus? Da steht ein großes Fragezeichen. Mein Ziel war und ist es immer, ein möglichst großes Publikum zu erreichen mit meinen Programmen. Ich könnte es nur schwer verkraften, wenn ich zwar tolle Kritiken hätte, aber kaum jemand zuschaut. Ich möchte möglichst viele Menschen unterhalten.

Noch einmal zurück zum Jubiläum: Wie feiern Sie 10 Jahre „Sturm der Liebe“? Oder haben sie das schon bei der Aufzeichnung gefeiert?

Wir haben eine sehr außergewöhnliche Jubiläumsfolge produziert. Wieder ein Meilenstein in der Geschichte von „Sturm der Liebe“. Gefeiert wird in Form einer Musical-Folge. Eine verrückte Idee, die von jedem im Team euphorisch mitgetragen worden ist.

Und wie erklärt man dem Publikum von „Sturm der Liebe“ diese Musical-Folge?

Hildegard, die Frau des Chef-Portiers des „Fürstenhofs“, Alfons Sonnbichler, fragt ihren Mann, wie sein Leben wohl verlaufen wäre, hätten sie nicht geheiratet. Sonnbichler wird dann von unserem aktuellen Traummann Sebastian Wegner, der sich in Zauberkunst versucht, hypnotisiert. Sonnbichlers Welt sieht plötzlich ganz anders aus – verrückt und überdreht.

Und das irritiert die Fans der Serie nicht?

Alle Figuren sind für die Fans auf jeden Fall wiederzuerkennen. Nur treten sie eben ein bisschen anders auf: Unser Arzt etwa ist in der Jubiläumsfolge Schönheitschirug, noch schöner, noch brauner und noch eitler als gewohnt. Auf der einen Seite muss man deshalb wirklich lachen, auf der anderen Seite habe ich beim Ansehen der Folge auch wirklich Gänsehaut und feuchte Augen bekommen. Sie ist extrem rührend und emotional. Für diese ganz besondere Folge haben all unsere Schauspieler übrigens wochenlang ihre Tanz- und Gesangseinlagen mit professionellen Coaches einstudiert.

Frau Schmidt, herzlichen Dank für das Gespräch.