Herr Valks, Sky hat gerade umfangreiche Tennis-Rechte erworben. Bislang wirkte Wimbledon ja stets wie ein Fremdkörper im Programm. Woher kommt das Umdenken?

Als Fremdkörper sehen wir Wimbledon nun wirklich nicht. Schließlich zeigen wir über unsere Partnerschaft mit Eurosport auch jetzt schon beispielsweise alle anderen Grand Slams – was allein schon ca. 2.000 Stunden sind. Für uns ist die Vereinbarung mit ATP Media ein wichtiger Schritt, gerade weil die ATP-Tour einen hohen sportlichen Wert besitzt. Fantastische Spieler wie Roger Federer oder Novak Djokovic messen sich – und Boris Becker als Trainer sorgt ebenfalls für Aufmerksamkeit. Dazu kommt, dass mit Alexander Zverev gerade ein Deutscher auf dem Weg in die Weltspitze ist, und der aktuell Siebte der Weltrangliste ist der Österreicher Dominic Thiem. Deswegen sind wir davon überzeugt, dass das auch perspektivisch ein spannendes Recht für Sky ist.

Wie werden die Übertragungen aussehen?

Wir berichten live und exklusiv von der ATP Tour, so wie wir das auch schon seit Jahren bei Wimbledon sehr erfolgreich machen. Wir sind gerade in der Vorbereitung, so dass die genauen Sendestrukturen noch nicht final vorliegen. Aber klar ist, dass wir die Übertragungen mit unserem aktuellen und erfahrenen Team bewältigen können. In Wimbledon haben wir bereits 15 Kommentatoren auf fünf Feeds im Einsatz. Wir sind in diesem Bereich also schon bestens aufgestellt.

Wimbledon steht nun kurz bevor – mit einigen Veränderungen bei Sky. Ulli Potofski muss diesmal zu Hause bleiben. Wieso eigentlich?

Ulli passte zum Konzept der bisherigen Sendungen mit der Wimbledon-WG wie die Faust aufs Auge, weil er eine ganz spezielle Art von Journalist, Moderator und Entertainer ist. Wir haben uns jetzt allerdings dazu entschlossen, eine sportlichere Perspektive einzunehmen und uns daher mit Yannick Erkenbrecher für einen anderen Typ Moderator entschieden. Wir ändern zudem die Location, sind ganz bewusst nicht mehr in der WG, sondern wollten näher ran ans Turnier. Unser Studio liegt direkt auf dem Gelände und bietet somit die Chance, die Sportler in den Mittelpunkt zu stellen. Zusätzlich haben wir wieder unsere Rooftop-Position mit Blick über die gesamte Anlage, wo wir unsere Interviews führen werden.

In den vorigen Woche wurden die Bundesliga-Rechte vergeben, für die Sky in der nächsten Periode mehr als drei Milliarden Euro bezahlt. Da liegt die Vermutung nahe, dass für Sportarten abseits des Fußballs nicht mehr viel übrig ist.

Ich habe den Prozess aufmerksam verfolgt. Natürlich ist Fußball das Kernrecht von Sky, und wir haben bei der Ausschreibung unsere Ziele zu 100 Prozent erreicht. Aber wir sind kein reiner Fußballsender, unsere Kunden wollen im Sportpaket ein vielfältiges Angebot sehen, das wir neben Handball, Formel 1, Golf oder Wimbledon nun sinnvoll um mit den ATP-Rechten erweitert haben.

Welche Rechte sind denn für Sky interessant? Es muss ja vermutlich stets abgewogen werden zwischen Reichweite und nötiger Vielfalt im Programm.

Genau so ist es. Am liebsten hätte ich natürlich alle Sportrechte (lacht). Aber wenn ich meinen Sohn frage, ob er ein oder zwei Eis möchte, möchte er natürlich auch immer zwei. Das ist bei uns Redakteuren genauso. Es geht aber nicht nur um Masse und Reichweite, sondern auch um Kundenzufriedenheit. Wir haben einen großen Kundenstamm, den wir immer weiter mit gutem Content "füttern" – und der besteht eben nicht immer nur aus Fußball. Am Ende müssen wir aber wirtschaftlich arbeiten und Abos verkaufen. Daher gilt es, jeden Fall einzeln zu betrachten und Wirtschaftlichkeit und Attraktivität abzuwägen.

Nach der kommenden Saison laufen die Rechte an der Handball Champions League aus. Welches Fazit ziehen Sie nach zwei Spielzeiten?

Wir sind zufrieden mit dem Produkt und können uns vorstellen, weiter zu machen. Doch die Entscheidung darüber wird erst Ende des Jahres fallen. Spätestens nach der EM wurde deutlich, wie groß die Begeisterung für diesen Sport ist. Die Sportart ist aber für uns aber auch deshalb besonders attraktiv, weil wir dort viele Dinge umsetzen können, die bei anderen Sportarten nahezu unmöglich sind. Bilder von Auszeiten, Bilder aus der Kabine! Da sind wir beim Fußball noch lange nicht. Hinzu kommt, dass Handball immerhin die zweitgrößte Mannschaftssportart in Deutschland ist, was auch die Fanzahlen deutlich unterstreichen.

Wie verhält es sich mit vermeintlichen Nischen-Sportarten wie Golf?

Nun, Nische ist relativ. Ohne Frage ist Sky die erste Adresse im Golf. Nur wir zeigen alle Majors live und exklusiv; jüngst haben wir den Vertrag für "The Open", also die British Open, eines der renommiertesten Turniere der Welt, für mehrere Jahre verlängert. Wir zeigen also sehr viel, und sind damit unglaublich erfolgreich. Ein Beispiel: Als Ernie Els sechs Schläge für seinen Putt gebraucht hat, wurde der Clip auf unseren Social-Media-Kanälen über 1 Million mal geklickt. Das hat schon eine enorme Aufmerksamkeit, die durch die AGF-Quoten gar nicht abgebildet wird. Und demonstriert, wie lineares und non-lineares Fernsehen bei Sky zusammengehen können.

In England ist Sky mit Darts sehr erfolgreich. Da bietet sich eine Zusammenarbeit doch förmlich an.

Darts ist absolut spannend, wie ja auch die Reichweiten in Deutschland zeigen. Leider sind die Rechte hier relativ langfristig vergeben.

Die EM ist in vollem Gange und obwohl Sky nicht dabei ist, weht ein wenig Topspiel-Wind durch die Berichterstattung. Das ZDF hat inzwischen auch die großen Expertenrunden für sich entdeckt...

Das ist mir nicht entgangen. Ich selbst habe viereinhalb Jahre das Topspiel bei Sky mit seiner Viererrunde verantworten dürfen. Gibt es denn ein größeres Kompliment als kopiert zu werden? (lacht)

Herr Valks, vielen Dank für das Gespräch.

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