Von der Ballerina zum großmäuligen Comedian – dachtest Du Dir, dass das mal eine lustige Anekdote geben wird oder denkt man sich beim Tanzen plötzlich, „ach, ich erzähle ja eigentlich lieber Witze!“ 

(lacht) Das war so tatsächlich nicht geplant. Ich hatte Ballettausbildung seit ich fünf war und den Sport bis ich knapp 20 Jahre alt war ausgeübt. Dann kamen aber richtige Jobs, die sich in meinen Zeitplan gequetscht haben. Mit der Zeit wurde es leider unmöglich, beides miteinander zu vereinbaren. Der Impuls zu dieser Veränderung kam nicht einmal von mir, sondern meiner Mutter. Sie hat beim Durchstöbern des Teletexts gelesen, dass Cindy aus Marzahn Comedy-Nachwuchs sucht. Ich habe dann bei einem Online-Casting mitgemacht. Total schräg eigentlich. Ich hatte schon seit Kindheitstagen Bock auf die Bühne zu gehen und was lustiges zu machen, deswegen wollte ich ursprünglich auch Schauspiel oder Musical studieren. In einigen Musicals habe ich nämlich schon mitgemacht. Also hat das im Endeffekt alles gepasst.

Es hat so sehr gepasst, dass du jetzt die „Comedy Champions“ als „die spannendste Comedy Show des Jahres“ anmoderierst. Was macht diese Sendung denn so spannend?

Die Comedians treten im Duell gegeneinander an und das Publikum entscheidet, wer gewinnt und weiter kommt. Da jeder Comedian eine andere Humorfarbe besitzt, sind die „Comedy Champions“ eine aufregende Angelegenheit. Ich kenne und schätze ja alle meine Kollegen und ihre Facetten und war sehr darauf gespannt zu sehen, wer beim Publikum eigentlich besser ankommt. Zudem geht’s hier um was - nämlich um 10.000 Euro. Das ist nicht allzu wenig Geld und sorgt dafür, dass die Jungs und Mädels auf der Bühne nochmal ein ganz anderes Adrenalinlevel verpasst bekommen.

Fahren die Jungs und Mädels dann ihr bekanntes Programm ab oder sind das spezielle Gags für das Duell?

Ein paar haben sich schon etwas Spezielles zurecht gelegt. Einfach schon damit man kontern kann, wenn der Gegner etwas persönliches auspackt. Im Grunde war es aber Material, dass die Comedians schon in ihrem Repertoire und an Publikum getestet hatten. Ich selber habe tatsächlich einige neue Sachen mit in die Show gebracht.

Das Ganze scheint ganz auf das jüngere Publikum zugeschnitten zu sein. Ältere Zuschauer sind nicht erwünscht?

Doch, das wird die neue Lindenstraße! (lacht) Ne, natürlich ist RTL II ein junger Sender. Wenn RTL II Comedy macht, dann natürlich auch junge Comedy. Die Show läuft ja erst um 23.15 Uhr. Das ist für die etwas älteren Herrschaften unter uns auch nicht die normalste Uhrzeit, um den Fernseher einzuschalten. Aber wir freuen uns, wenn sie es tun.

Den meisten dürftest Du durch Deine Luke Mockridge-Nachfolge beim Comedy-Trainings-Camp „NightWash“ bekannt sein. Dort hast Du moderiert, hier moderierst Du. Reicht Dir die Moderationsrolle?

Ich trete oft als Moderatorin auf, das stimmt. Als ich 2014 angefangen habe, mit Luke Mockridge „NightWash Naughty Girls“ zu moderieren, habe ich aber gemerkt, dass ich nicht nur stocksteif moderieren möchte. Ich mache zwischen den Künstlerauftritten meine eigenen Sets und reiße meine Witze.

Klassische Moderation wäre dir also zu langweilig?

Ja, absolut, dann würde ich mich in mir selbst gefangen fühlen. Ich muss zwischendurch einfach den Comedian raushängen lassen und meinen Senf dazu geben. Es ist mein naturell, aktiv zu sein. Deswegen bin ich ab Herbst auch mit meinem eigenen Soloprogramm „Leck mich“ unterwegs und auch sonst in vielen Mix-Shows vertreten. Mich auszulasten ist schwer.

NightWash“ setzt sich von anderen Formaten ab, weil es etwas kuscheliger und persönlicher ist. Geht das bei den „Comedy Champions“ nicht verloren?

Die „Comedy Champions“ ist eine große Fernsehaufzeichung, während „NightWash“ eher klein produziert wird. Die beiden Shows sind deshalb nur bedingt vergleichbar. Es ist zwar so, dass „NightWash“ mit den ganzen Waschmaschinen und dem Sauna-Feeling kultig ist und man als Gast bei einer Studioaufzeichnung prinzipiell etwas angespannter ist, weil ja eine Kamera auf dich gerichtet werden könnte, finde aber nicht, dass die Sendung weniger charmant ist. Das liegt in meinen Augen vor allem an dem Set, das wir haben. Man fühlt sich durch das industrielle und mit vielen Farben versehene Studio ein bisschen wie in New York. Ich finde das echt schön.

Der Name implementiert es möglicherweise schon, aber Newcomer können sich wohl keine Hoffnungen machen, in die Show zu kommen.

Ich glaube, dass du für solch einen Wettbewerb Comedians und Sets brauchst, die sitzen und funktionieren. Wir leben in einer Zeit, in der Comedy schwer gefragt ist und Künstler wie Luke Mockridge oder Chris Tall Arenen füllen und die Massen begeistern. Mit dieser Show und einigen der angesagtesten Comedians der neuen Generation, sind wir somit genau am Puls der Zeit.

Wenn es um Stand Up-Comedy geht, dann hinkt die Szene in Deutschland den USA aber leider noch immer weit hinterher. Woran liegt das?

Im Deutschen hast du diese große Sprachbarriere. Amerika und England haben Stand-Up mitsamt ihrer flotten Witze geboren, da kommt das her. Hier ist es so, dass du die Witze nicht mit einer kompakten Pointe erzählt bekommst, sondern deinem Publikum die Witze erklären musst. Ich denke, daran hapert es so ein bisschen. Ich denke auch, dass wir noch immer Hemmungen wegen unserer Geschichte haben. Damit meine ich nicht, dass sich kein Comedian traut einen Hitler-Witz zu machen, sondern, dass vor allem die ältere Generation diese Art des Humors aufgrund ihrer persönlichen Nähe zum Thema nicht akzeptiert. Man wird aber auch immer wieder überrascht. Manchmal lacht die Oma in der ersten Reihe bei den dreckigsten Witze am lautesten.

Blicken wir mal nach vorne: Wenn nicht die Moderation, was könnte Dich stattdessen reizen?

Irgendwann würde ich tatsächlich sehr gerne eine Sketch-Show machen. So in die Richtung von „Ladykracher“, wenn man einen Vergleich anbringen möchte. Ich liebe es, mich mit Dialekten und verschiedenen Figuren auszutoben. Das macht einfach super viel Spaß

Tahnee, lieben Dank für das Gespräch.