Comedy Central teilt sich mit Viva den Programmplatz. Auch dort gibt’s mit der "Fahrstuhlmusik" mal wieder eine neue Eigenproduktion. Was steckt dahinter?

Wir haben immer eine große Liebe zu unserer lokalen Marke gehabt. Durch die internationale Strategie lag der Fokus in den zurückliegenden Jahren leider etwas weniger auf Viva, was jetzt aber wieder anders ist. Wir merken, dass es eine Art Renaissance des Musikfernsehens gibt. Die gute Entwicklung von Deluxe Music belegt das sehr eindrucksvoll. Nachdem Viva zwischenzeitlich ja mal salopp gesprochen eine Art "Best Of Viacom" darstellte, sind wir inzwischen ganz klar zur Musikfarbe zurückgekehrt und fahren damit auch überaus erfolgreich. Da kam die simple Idee, ein paar Bands in unseren Fahrstühlen Akustik-Sets spielen zu lassen, gerade recht. Wir haben uns dabei von unserer immer erfolgreicher werdenden "MTV Unplugged"-Reihe inspirieren lassen, die wir übrigens inzwischen größtenteils von Deutschland aus organisieren, zum Beispiel im letzten Jahr das „MTV Unplugged“ mit Placebo. Mittlerweile sind wir sehr stolz darauf, welche Künstler wir für die "Fahrstuhlmusik" gewinnen konnten. Da gibt es lokale Künstler wie Max Giesinger, aber auch Adam Green oder Travis.

Ist es nicht viel schwieriger, einen Sender frisch zu halten, der nur zu Randzeiten sendet?

Es ist schon eine sehr bewusste Entscheidung, wann wir Viva ausstrahlen. Nachts erreichen wir viele Menschen, die vom Feiern nach Hause kommen. Gleichzeitig wollen morgens viele Studenten und Schüler zum Aufstehen Musik hören und sehen. Es ist keineswegs so, dass Viva ein Lückenfüller ist, weil wir keine Lust haben, Comedy zu zeigen. Die Marktanteils-Entwicklung gibt uns da auch Recht: Der Sender liegt inzwischen bei zweieinhalb Prozent Marktanteil bei den 14- bis 29-Jährigen und konnte sich auch wegen der Optimierung der Zeitfenster gegenüber dem Vorjahr um 30 Prozent steigern. Das ist eine wichtige Marke für uns, die uns sehr glücklich macht, weil sie im Übrigen auch bei den Werbekunden erfolgreich ist.

Wie ist's denn ums Personal bestellt? Früher hat Viva mal die Gesichter etabliert, heute bedient sich Viva bei YouTube...

Das eine schließt das andere nicht aus. Wir haben den Anspruch, immer wieder neue VJs einzuführen und setzen mit Jan Köppen und Sami Slimani auf zwei überaus bekannte Gesichter. Sami hat bei uns seinen ersten TV-Job angenommen und konnte seine Bekanntheit dadurch noch einmal deutlich steigern. Seit einem Jahr ist Melissa Lee mit dabei und seit kurzem sehr frisch auch T-Zon, der auch ein bekannter YouTuber und Rapper ist, auf den wir uns sehr freuen.


Wie ist es eigentlich um Ihren zweiten Musiksender bestellt? Sendet MTV noch?

MTV ist durch den Wechsel auf die HD+-Plattform wieder deutlich präsenter als vor einigen Jahren, aber wir sind da noch nicht am Ende unserer Überlegungen. Durch die Digitalisierung der Kabelnetze gehen wir davon aus, dass die Verbreitung von TV-Angeboten in Zukunft mit ganz anderen Kosten möglich sein wird. Das könnte eine Chance sein, MTV wieder einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Allerdings halten wir die Marke vor allem abseits des linearen Fernsehens lebendig, was ganz einfach daran liegt, dass auch der Fokus der Zielgruppe nicht mehr darauf liegt.

"Der deutsche Markt ist sehr stark dadurch geprägt, dass die Eltern mitentscheiden, was die Kinder sehen."
Mark Specht

Ihr Kindersender Nickelodeon könnte etwas mehr Lebendigkeit gut vertragen, immerhin liegt er aktuell nur auf dem vierten Rang. Kann Viacom damit zufrieden sein?

Natürlich sind wir mit dem vierten Platz von Nickelodeon nicht zufrieden. Umso positiver sehen wir die aktuelle Entwicklung, in der wir auf Augenhöhe mit dem Disney Channel performen. Auch hier ist es unser Ziel, wieder verstärkt lokale Produktionen ins Programm einzubinden, um mittelfristig zweistellige Marktanteile zu erreichen. Da ist auch schon einiges in Gang gekommen: Ende September haben wir die werktägliche Serie "Spotlight" gelauncht, eine neue deutsche Eigenproduktion, mit der wir an die Erfolge von "Haus Anubis" und "Hotel 13" anknüpfen wollen.

Wie genau wollen Sie sich von der starken Kindersender-Konkurrenz ansonsten abheben?

Zunächst einmal ist Marketing für uns ein großes Thema. Wir haben darin in diesem Jahr sehr viel mehr investiert als in der Vergangenheit. Für die Zukunft wollen wir uns stärker auf unsere Kernzielgruppe, die 6- bis 9-Jährigen, konzentrieren und das Programm verstärkt unisex gestalten. Zudem holen wir bekannte Gesichter ins Programm: Kürzlich hatten wir die "Spongebob Promi-Woche" und dabei mit Collien Ulmen-Fernandes, Klaus Meine, Detlef D! Soost, Smudo und Steffen Henssler gleich fünf starke Stimmen dabei. Der deutsche Markt ist nunmal sehr stark dadurch geprägt, dass die Eltern mitentscheiden, was die Kinder sehen. Deswegen ist es uns wichtig, dass wir auch die Eltern ansprechen und ihnen zeigen, dass Nickelodeon eine gute Destination für ihre Kinder ist.

Die großen Sendergruppen wollen mit neuen Sendern verstärkt die älteren Zuschauer ansprechen. Kommt Ihnen das eigentlich entgegen?

Je mehr Sender auf ältere Angebote setzen, desto besser ist das für uns. Wir werden mit unseren Sendern auch weiter die Jüngeren im Blick haben und wollen uns nicht von der demografischen Entwicklung einschüchtern lassen. Mit unseren Sendern bieten wir ja nicht nur Content für eine Zielgruppe, sondern für den Großteil der TV-Konsumenten. Mit Comedy Central zum Beispiel haben wir das beste Comedy Angebot für die 14- bis 49-Jährigen. Ich bin zuversichtlich, dass wir diese Nischen weiterhin so besetzen können, dass wir langfristig wirtschaftlich arbeiten können.

Herr Specht, vielen Dank für das Gespräch.