Mrs. Ricci, Ihre Karriere hat früh begonnen und im Gegensatz zu anderen Kinderstars, sind Sie nicht abgestürzt. Wie haben Sie das angestellt?

Christina Ricci: Ich denke, es ist sehr wichtig, dass man starke Personen um sich hat, die die Situation richtig einschätzen. Die hatte ich und deswegen konnte ich wohl das Beste daraus machen. Um ehrlich zu sein, habe ich den frühen Einstieg in die Schauspielerei ganz und gar nicht schlecht in Erinnerung.

Sie haben mit nicht mal 7 Jahren angefangen zu schauspielern. Denken Sie also, das ist ein vernünftiges Alter, um damit anzufangen?

Das ist schwierig festzulegen. Aus offensichtlichen Gründen brauchen wir Kinderschauspieler. Doch obwohl bei mir alles glimpflich ablief, muss ich sagen, dass ich nicht der Meinung bin, dass Kinder Aufgaben haben sollten, mit denen selbst viele Erwachsene Probleme haben. Schauspieler sein bedeutet einen Job zu haben und den sollte man nicht haben, wenn man eigentlich ganz normal zur Schule gehen sollte. In jungen Jahren Berühmtheit zu erlangen ist gerade deswegen gefährlich, weil ein Kind noch nicht die nötige Lebenserfahrung hat, um realisieren zu können, was gerade mit ihm passiert. Es besteht dann die Möglichkeit abzustürzen und sein Leben lang ein falsches Weltbild zu haben.

Lassen Sie uns über ihre neue Serie "Z: The Beginning of Everything" reden. Wenn man den Inhalt nicht kennen würde, könnte man anhand des Titels meinen, dass Amazon eine neue Zombie-Serie in Auftrag gegeben hätte.

Oh, das ist mir gar nicht aufgefallen! Die Serie basiert auf dem Buch "Z: A Novel of Zelda Fitzgerald" von Therese Fowler und wer das schon vorher kannte, dürfte gar nicht erst an Zombies denken (lacht).

Die Geschichte Ihrer neuen Serie dreht sich also um Zelda Fitzgerald, die Ehefrau des berühmten Autoren Scott Francis Fitzgerald. Wie würden Sie ihr Leben beschreiben? Warum musste es unbedingt verfilmt werden?

Ihr Leben ist absolut faszinierend und am Ende sehr tragisch. Sie wurde zwar nur 47 Jahre alt, doch hat in dieser kurzen Zeit sehr viele Höhen und Tiefen erlebt. Dadurch ist Zelda Fitzgerald ein dramatischer Charakter, von dem man außerdem noch viel zu wenig gehört hat. In meinen Augen ist es verrückt, wie viel Aufmerksamkeit Scott geschenkt wurde, ihr aber nicht, und das obwohl sie einen erheblichen Anteil an den besten Arbeiten ihres Mannes hatte. Ich denke, das zeigt die außerordentliche Misogynie in dieser Welt auf, die vor allem damals geherrscht hat und der man mit solchen Projekten entgegenwirken kann. Alles andere wäre unfair.

In der Pilotfolge, die schon seit Ende 2015 online ist, wirkt Zelda wie eine stürmische, temperamentvolle Person. War es für Sie einfach in diese Rolle zu schlüpfen, oder widerspricht das eigentlich Ihrer Natur?

Oh nein, in Wirklichkeit bin ich eher ein ruhiger Mensch. Als Schauspieler macht es jedoch gerade dann so viel Spaß, wenn man mal etwas Anderes ausprobieren kann und nicht man selbst sein muss. Vor allem ausartende Streitereien sind Highlights der Drehtage und das obwohl ich private Diskussionen hasse.

Zelda hatte außerdem psychische Probleme...

Das weiß man nicht sicher. Nach all dem Trouble, den sie zu überstehen hatte, ist es nicht schwer nachzuvollziehen, warum es ihr am Ende so schlecht ging. Sie wurde in eine Menge Psychiatrien eingeliefert, wo es damals noch an der Tagesordnung war, Symptome, wie sie sie hatte, mit Elektroschocks zu behandeln. Heutzutage wissen wir, dass mit solchen Methoden alles nur noch schlimmer gemacht wird. Mit der Zeit hatte sie also immer mehr Angst vor Krankenhäusern und anderen Einrichtungen, wodurch sie sich keine Hilfe mehr geholt hat. Möglicherweise wäre es ihr mit einer anderen Behandlung wieder besser gegangen.

Was gibt es heutzutage, dass ihr damals geholfen hätte?

Was wirklich zu ihrem mentalen Zusammenbruch geführt hat, war die Tatsache, dass sie als Frau nicht das Recht hatte, als Autorin an die Öffentlichkeit zu gehen. In der Ehe, die sie mit Scott führte, durfte sie nur mit anschauen, wie ihr Mann für seine Werke berühmt wird. Dann wurde ihr auch noch verwehrt, Schauspielerin zu werden, obwohl sie das unbedingt wollte. Auch mit ihrer Ballett-Karriere sollte es nicht klappen, und das obwohl sie wie eine Besessene trainiert hat. Ich denke, dass diese Unterdrückung der Selbsterfüllung dafür gesorgt hat, dass sie am Ende ein Schatten ihrer selbst war. Sie wollte sich selbst ausdrücken, eine Künstlerin sein und hat es nie geschafft, als solche anerkannt zu werden. Heutzutage hat man als Frau die Möglichkeit, sich auszuleben.

Zelda macht es ihren Mitmenschen aber auch nicht immer leicht. In welchen Momenten, denken Sie, hätte sie bessere Entscheidungen treffen können?

Sie hat eine Menge Fehler gemacht. Doch sie hat die meisten Fehler als Teenager begangen und Jugendliche machen nun mal Fehler. In der Pilotepisode sieht man beispielsweise wie Zelda respektlos mit ihrem Vater spricht und natürlich ist das nicht in Ordnung, doch, wenn wir uns an unsere Jugend zurückerinnern, dürfte es nicht lange dauern, bis wir einen Moment erwischen, in dem wir unseren Eltern etwas mehr Respekt hätten zeigen können. Das macht sie und uns aber nicht zu schlechten Menschen.

Als Jugendliche haben Sie einmal gesagt, dass Sie bei jedem frischen Projekt etwas Neues lernen möchten. Was haben sie beim Dreh zu "Z: The Beginning of Everything" gelernt?

Es wäre ja auch langweilig, wenn man sich nicht entwickeln würde. Bei diesem Projekt bin ich ja Schauspielerin und auch Produzentin. Ich musste also nicht nur versuchen, mich in die Rolle von Zelda Fitzgerald zu versetzen, sondern meinen Kopf gleichzeitig überall anders haben. Sehen die Designs am Set gut aus? Könnte diese Szene noch etwas besser inszeniert werden? Man wird einfach sehr belastet. Doch ich habe das Beste daraus gemacht und am Ende für mich gelernt, wie man mit neugewonnenen Aufgaben, die einen zuerst zu erdrücken versuchen, fertig wird.

Wer Sie und Ihre Film- und Serienprojekte verfolgt, weiß, dass Sie eigentlich akzentfrei sprechen. Hier jedoch haben Sie eine außergewöhnlich raue Stimmlage...

Oh ja, das war für mich selbst komplett ungewohnt! Um Zelda jedoch so authentisch wie möglich darstellen zu können, war es einfach nötig, auch ihren typischen Alabama-Akzent zu übernehmen. Mit einem ordentlichen Sprachtraining hatte ich ihn sogar überraschend schnell drauf. Ich muss aber sagen, dass es mir nie gefällt, meine Stimme verstellen zu müssen. Ich habe anfangs wirklich auf jedes ausgesprochene Wort achten müssen und habe mich sofort geärgert, wenn ich mal etwas nicht richtig betont hatte. Für jemanden wie mich, der sich lieber auf die Performance als auf die Aussprache einzelner Wörter konzentrieren möchte, war das auf jeden Fall das Nervigste am Dreh.

Wie empfinden Sie Scott Fitzgerald als Autoren, nachdem Sie solch eine Reise als seine "Ehefrau" durchgemacht haben? Haben Sie jetzt einen anderen Lieblingsautor?

Ich mag was er schreibt, das war schon vor dem Dreh so und hat sich nicht geändert. Doch mein Favorit ist er nicht. Über die Jahre hinweg hat sich Donna Tartt als meine Lieblingsautorin herausgestellt.

Und welches Buch sollte man in seinem Leben unbedingt gelesen haben?

Den Scifi-Roman "Dune" von Frank Herbert. Ein absolutes Must-Read.

Zelda und Scott haben sich auf die altmodische Art getroffen. Wie würde ihr erstes Aufeinandertreffen heutzutage aussehen? Würden sie sich auf Tinder matchen?

(lacht) Ja, vermutlich, weil seine Beschreibung so poetisch wäre.

"Z: The Beginning of Everything" ist das erste Projekt, das Sie zu einer Streaming-Plattform wie Amazon gebracht hat. Wie sehr unterscheidet sich die Arbeit zu einem großen Network oder den Hollywood Studios?

Ich habe künstlerische Freiheiten genossen, die ich anderenorts nicht immer hatte. Es werden einem wirklich die besten Bedingungen geboten, um etwas Gutes zu machen.

Derzeit sehen wir in der Fernsehproduktion einen extremen Trend Richtung Remakes und Biographien. Finden Sie, dass die Branche diese fehlende Kreativität noch kompensiert bekommt?

Wenn ich ehrlich bin, sehe ich dieses Problem gar nicht. Seit ich mich erinnern kann, höre ich Leute jammern, weil es anscheinend zu viele Remakes geben soll. Fakt ist, das gab es schon immer. Heutzutage haben wir sogar den Luxus, dass sehr viel Gutes dabei herauskommt. Es ist wie das Phänomen, dass sich alte Menschen über die Jugendlichen aufregen. Das geht einfach immer so weiter (lacht).

Wie ich hörte, sind Sie ein TV-Junkie. Haben Sie derzeit etwas, die man sich unbedingt anschauen sollte?

Als TV-Junkie kann ich mich leider schon etwas länger nicht mehr bezeichnen. Kind + Arbeit = Keine Zeit für Serien. "Stranger Things" war tatsächlich das Letzte, was ich mir angeschaut habe. Dafür gebe ich aber auch gerne eine Empfehlung ab.

Mrs. Ricci, vielen Dank für das nette Gespräch!

"Z – The Beginning of Everything" ist ab dem 3. März in deutscher Synchronfassung bei Amazon zu sehen. Seit dem 27. Januar steht die Serie schon in der Originalfassung zum Abruf bereit.