Frau Aigner-Drews, es ist sehr ungewöhnlich, mit einer laufenden Vertragsverhandlung an die Öffentlichkeit zu gehen. Warum dieser Schritt?

Susanne Aigner-Drews: Es geht uns nicht um die Vertragsverhandlung, sondern wir wollen die Öffentlichkeit informieren, dass eine Situation eintreten könnte, in der Sky-Abonnenten unsere Kanäle verlieren. Deswegen haben wir unsere Zuschauer noch gestern Abend im TV darüber in Kenntnis gesetzt. Unser Vertrag mit Sky läuft zum 31. Januar aus. Wir verhandeln miteinander, es ist aber noch zu keiner Einigung gekommen. Wichtig ist vor dem Hintergrund auch, dass die Verhandlungen mit Sky nicht nur Discovery Deutschland betreffen. In Großbritannien wird gerade auch das Portfolio verhandelt und es gibt dort die gleiche Situation. Nachdem das die beiden größten TV-Märkte in Europa sind, haben wir uns zu einer zeitgleichen Kommunikation entschlossen.

Es scheint als erleben wir eine neue Phase des Machtpokers im Pay-TV.

Alberto Horta: Ja. Sie haben wahrscheinlich gemerkt, was in den vergangenen Monaten mit den Drittsendern bei Sky passiert ist. Bei Sky findet aktuell durchaus ein Wandel statt.

Lange hat Sky propagiert "Geht es uns gut, geht es allen gut."

Alberto Horta: Es ist auch richtig, dass Sky das lange proklamiert hat, vor allem von 2009 bis 2012. Sky ist gelungen, was Premiere lange nicht geschafft hat. Was de facto in den letzten acht Monaten passiert ist, ist eher gegenteilig. Das sieht man auch an den Reaktionen der Drittsender, die nicht mehr vorhanden sind. Das sind eine ganze Reihe: Das geht von ganz klaren Abschaltungen wie bei MGM, wo das Produkt einfach vom Markt verschwindet, bis hin zu Sony und weiteren.

Haben Sie sich letztlich in den vergangenen Jahren in eine zu große Abhängigkeit von Sky gebracht?

Alberto Horta: Ich glaube da hat sich niemand freiwillig in eine Abhängigkeitsposition begeben, sondern es ist de facto einfach der Fall, dass Sky eine besondere Marktposition hat.

Susanne Aigner-Drews: Und diese Marktposition weiß man dann natürlich auch zu nutzen.

Wollen Sie mehr Geld? Oder Sky weniger zahlen?

Susanne Aigner-Drews: Wir befinden uns in laufenden Verhandlungen und können über Geld und Zahlen daher nicht reden. Ich möchte auch betonen, dass wir nach wie vor hoffen, dass wir mit unserem langjährigen Partner zu einem positiven Ergebnis kommen. Wir haben in den vergangen 18 Monaten bekanntlich massiv in unserer Programm investiert. Unser Sportgeschäft ist nicht mehr mit dem von vor zwei Jahren zu vergleichen. Und das machen wir auch, damit die Zuschauer von Sky in den Genuss eines Produkts kommen, das es wiederum Wert ist, dafür Geld auszugeben. Discovery investiert mehr als zwei Milliarden Euro jährlich weltweit in Content - ohne Sport. Da sagen wir: Das kann keine Einbahnstraße sein.

Wann hatten Sie die letzten Gespräche mit Sky? Ist eine Einigung bis nächsten Dienstag noch  ealistisch?

Susanne Aigner-Drews: Es besteht die Möglichkeit, dass wir uns in den nächsten Tagen einigen.

Hatte Ihr Kauf von Bundesliga-Rechten etwas damit zu tun? Hat das Sky geärgert? Obwohl sie ja mit Eurosport 2 sogar weiterhin alle Spiele im Angebot haben würden, künftig?

Susanne Aigner-Drews: Eben. Das ist auch der Grund warum wir glauben, dass die momentane Situation, wenn sie denn tatsächlich so eintritt, zu Lasten der Abonnenten von Sky geht. Ob wir jemanden verärgert haben? Keine Ahnung. Wir haben die "No Single Buyer Rule" nicht ins Leben gerufen. Dass sich mit einer solchen Regel natürlich der Markt verändert, das dürfte eigentlich klar sein.

Alberto Horta: Ich glaube es geht hier um viele verschieden Faktoren. Schauen Sie sich nur an, was zwischen Sky und Astra passiert. Große Teile der Senderdistribution wurden nach Mailand verlegt, wissentlich, dass viele Drittsender davon betroffen sein werden. Es wurden einige Entscheidungen getroffen, die die Strategie offenbaren. Das ist keine Preisdiskussion, sondern es ist vor allem eine Strategie-Frage.

Ist das eine Angelegenheit, die Sie mit den Sky-Kollegen in Unterföhring klären oder läuft das gleich über London?

Susanne Aigner-Drews: Sowohl als auch. Selbstverständlich werden in beiden Headquarters Gespräche geführt.

Alberto Horta: Wir haben natürlich mit Unterföhring zu tun. Die Situation, die wir in Deutschland mit Sky haben, ist eine völlig andere als in Großbritannien. Alleine, dass Eurosport 1 HD, im Sportpaket dabei ist. Wir haben daraus resultierend so viele spezifische deutsche Thematiken, dass auf jeden Fall beidseitig lokale Expertise nötig ist und eine große Rolle spielt.

Wie sieht Ihr Plan B aus, wenn es keine Einigung gibt?

Alberto Horta: Wir sind sehr gut vorbereitet, wir reden ja schon länger mit Sky. Durch die verschiedenen Rechte-Akquisitionen und alleine schon seit der Übernahme von Eurosport haben wir immer Plan B in der Schublade. Vor drei oder vier Jahren hätte es vielleicht aufgrund des Marktes keinen Plan B geben können, inzwischen gibt es den aber. Details dazu kann ich nicht sagen, aber es gibt verschiedene Varianten, die Situation anzugehen. Ich glaube, alleine wenn man sich unser Portfolio ansieht, spricht das für sich, dass wir nicht nur bei Sky einen Abnehmer haben sondern auch viele andere Partnerschaften.

Braucht man überhaupt einen Abnehmer oder könnten Sie auch mit eigenem Angebot an die Endkunden herantreten?

Susanne Aigner-Drews: Die Situation hat sich definitiv geändert. In unserem Fall, aufs Sportportfolio bezogen, haben wir den Eurosport Player erfolgreich im Markt eingeführt. Unser Ziel ist es, uns möglichst breit aufzustellen. Wir sind Plattform-Agnostiker und können keine Einplattform-Strategie fahren. Schon gar nicht dann, wenn sich das Zuschauerverhalten so verändert, wie es derzeit der Fall ist. Inhalte sollen auf jedem Bildschirm und zu jeder Zeit für die User zur Verfügung stehen. Heutzutage muss man sich als Medienunternehmen flexibel aufstellen.

Alberto Horta: Gleichzeitig sieht man auch, was bei den Telekommunikationsunternehmen und Kabelanbietern passiert. Alleine bei Vodafone und der Telekom, aber auch bei Unitymedia, sind Quantensprünge in den letzten zwei Jahren passiert was die Produktentwicklung angeht. Der Markt wird immer breiter. Wenn man über Pay-TV redet, geht es deshalb schon lange nicht mehr nur um Sky. Wir werden heute über viele Plattformen verbreitet und haben dazu auch noch weitere Pläne des Ausbaus.

Wie überraschend kam es eigentlich zu den Schwierigkeiten in den Verhandlungen?

Alberto Horta: Es ist keine Überraschung für uns. Wir wussten von Anfang an, dass es schwierige Verhandlungen werden. Pay TV in Deutschland ist sehr lukrativ geworden. Das sind inzwischen hochkomplexe Diskussionen, bei denen härter verhandelt wird.

Frau Aigner-Drews, Herr Horta, herzlichen Dank für das Gespräch.

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