5 Jahre btf - wie würdet Ihr die vergangenen Jahre beschreiben?

Philipp Käßbohrer: Wir sind ja jetzt seit 5 Jahren offiziell verheiratet. Genau genommen sind wir aber schon seit 9 Jahren fest zusammen. Das war ganz schön intensiv, wir fahren aber nach wie vor gemeinsam in den Urlaub.  

Gab es einen Moment an dem für Euch klar war: Aus einem Abenteuer wird was Ernstes? 

Matthias Murmann: Tolle Frage, da können wir gleich in der Metapher bleiben. Anfangs haben wir natürlich mehr so rumgefummelt. Aber als wir dann mit Roche & Böhmermann schwanger waren haben wir uns entschlossen aufs Standesamt zu gehen. Alleine schon der steuerlichen Vorzüge wegen. Jetzt wo die ganzen Kinder da sind vermissen wir die Zeit zu zweit natürlich manchmal.  

Ihr habt von BWL nicht allzu viel Ahnung gehabt und etwas aus dem Boden gestampft. Was war für Euch die größte Herausforderung?

Philipp Käßbohrer: Ganz ehrlich, diesen ganzen BWL Quatsch braucht kein Mensch. Wir haben einfach ein Buch von Steve Jobs gelesen und uns eine Garage gemietet. Im Ernst: Das allerwichtigste ist es die richtigen Leute mit dem richtigen Spirit zu finden. Um diese dann zu halten muss man sie auch an maßgeblichen unternehmerischen Entscheidungen partizipieren zu lassen. Kicker oder Tischtennisplatte im Foyer? Hängematten oder Fatboys in der Chillout Ecke? Das läuft bei uns ganz demokratisch.

Was hat Euch mehr schlaflose Nächte bereitet: Manche juristische Eskalation oder die finanziellen Sorgen junger Unternehmer?

Matthias Murmann: In brenzlichen Situationen haben wir schnell gelernt Ruhe zu bewahren. Da hilft es natürlich, dass wir zu zweit und wir uns aufeinander verlassen können. 

Philipp Käßbohrer: Was das finanzielle angeht haben wir eine Sache bei den Öffentlich-Rechtlichen gelernt: “unterm Strich ist es nicht unser Geld” 

Matthias Murmann: Doch, das ist schon unser Geld!

Philipp Käßbohrer: Wie Bitte?  

(Anmerkung: Käßbohrer verlässt aufgeregt den Raum um zu telefonieren. Er kommt zwar wenige Minuten später zurück, ist aber im restlichen Verlauf des Gesprächs sichtlich angespannt.)

Wie viele Menschen arbeiten inzwischen für die btf?

Philipp Käßbohrer: So um die 90 inkl. Volontäre, Auszubildende und Praktikanten. Dazu kommen dann noch die freien Mitarbeiter in den einzelnen Projekten. 

Wie leicht bzw. schwer ist es, neue Mitarbeiter zu finden - und hilft oder hindert da der Erfolg?

Matthias Murmann: Unser großer Vorteil ist, dass die Leute, die einfach nur hip sind, aber keine große Lust zum Arbeiten haben, alle in Berlin sitzen. Die kommen also allein aufgrund unseres Standortes nicht auf die Idee sich zu bewerben. Ansonsten rekrutieren wir die meisten unserer Mitarbeiter nach wie vor aus unserem näheren Umfeld. 

btf und Jan Böhmermann - das gehört oft, aber nicht immer zusammen. Wie geht man damit um, dass beim Personenkult oftmals unterschlagen wird, dass mehr als eine Person an einer Sendung arbeitet? 

Matthias Murmann: Für unsere Zuschauer ist das sehr gut so. In der Branche hingegen weiß man natürlich was man im Hintergrund alles braucht, um eine Sendung wie das „Neo Magazin Royale“ auf die Beine zu stellen.

Philipp Käßbohrer: Und mal unter uns: Jan Böhmermann ist längst ein sehr detailliertes 3D Modell. Er selbst schickt jede Woche eine etwa 45 minütige Sprachnachricht per Whatsapp von einer seiner vielen Reisen. Wir animieren den Mund. Kating! Persönlich treffen wir uns eigentlich nur beim Grimme-Preis, wobei das letztes Jahr ja leider auch ins Wasser fiel.  

Gibt es etwas, was Ihr Euch von der Branche wünschen würdet für die Zukunft?

Matthias Murmann: Ganz egoistisch betrachtet wäre es natürlich schön, wenn die Branche weiterhin bei ihrer Gangart bliebe ausschließlich mit BTF und ein paar wenigen anderen kleinen Produzenten Innovation zu betreiben. Dann müssten wir uns um die Auftragslage keine Sorgen machen (lacht) 

Philipp Käßbohrer: Objektiv betrachtet ist es aber natürlich dringend an der Zeit, dass der Gedanke weggeht vom Vollprogramm das jederzeit für jeden funktionieren muss, und mehr Fokus auf einzigartiges Fernsehen und besondere Filme gelegt wird. Es ist gar nicht schlimm wenn Zuschauer sich über Inhalte streiten. Das Fernsehen als „Lagerfeuer“ zu betrachten ist eine gestrige Idee. Oder wann saßt ihr das letze Mal an einem Lagerfeuer?   

Und wohin wollt Ihr mit der btf? Bleibt es bei lustig-schräger Nische?

Matthias Murmann: Wir nehmen uns ja nicht vor lustig-schräge Nische herzustellen. Bei uns geht es letztlich bei allem was wir tun um den Anspruch, die Qualität und unsere kreative Handschrift. Wenn das am Ende nicht so viele Leute schauen wollen, weil ihnen das zu anstrengend ist, ist das ein anderes Problem. Wir werden uns da jedenfalls nicht beirren lassen und weiterhin an originärem, möglichst hochwertigem Content arbeiten. Und natürlich hoffen wir damit immer mehr Zuschauer zu erreichen.  

Inzwischen ist die btf auch Dienstleister für andere Produktionen: Wie wichtig ist dieser Zweig für Euch?

Philipp Käßbohrer: Gedienstleistet haben wir eigentlich schon immer. Hauptsächlich im Bereich der Postproduktion. Meistens geht es dabei um technisch komplexe Bausteine wie zum Beispiel VFX von Werbung und Kinofilmen. Diese Arbeit ist uns sehr wichtig, weil wir dadurch intensiv mit neuen Technologien arbeiten können. Bei größeren Kooperationen, wie sie in letzter Zeit vermehrt stattgefunden haben, ist es uns sehr wichtig von vornherein in die Konzeption des Projekts eingebunden zu sein.

Herzlichen Dank für die Beantwortung der Fragen

(Anmerkung: Nach dem Gespräch verlässt Käßbohrer nervös telefonierend den Raum und fährt zügig mit seinem Tesla Model X vom Hof. Ca. 45 Minuten später holt er Matthias mit einem DriveNow ab.)

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